Über den Spanischen Pavillon  
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Geschichte:
 
Der Spanische Pavillon war sicherlich einer der interessantesten Beiträge auf der Pariser Weltausstellung 1937. Die Teilnahme Spaniens fand unter sehr schwierigen und ungünstigen Bedingungen statt. Das Land befand sich seit 1936 im Bürgerkrieg. (Kurzer Exkurs zur Geschichte Spaniens.) Trotzdem beschloß die spanische Regierung, an der Weltausstellung teilzunehmen, um die Wirtschaft und die Kultur des Landes vorzustellen. Es gab Stimmen, dem Pavillon den Namen "Venta de Don Quijote" zu geben und spanische Weinsorten zu verkaufen. Aber bevor solche Ideen in die Tat umgesetzt werden konnten, wurde das Land von dem faschistischen Putsch und dem darauf folgenden Bürgerkrieg erschüttert. Im August 1936 einigten sich die meisten europäischen Mächte in einem Vertrag, nicht in den spanischen Krieg einzugreifen. Dagegen beschlossen die faschistisch regierten Länder Deutschland und Italien, die Putschisten unter Franco mit Kriegsmaterial zu unterstützen. Die republikanische Regierung hatte große Probleme mit dem Versorgungsnachschub und entsandte deshalb einen Diplomaten nach Paris. Im September 1936 nahm Luis Araquistain, ein sozialistischer Schriftsteller, dieses Amt in Paris auf. Er war es auch, der die entscheidenden Impulse gab, an der Ausstellung in Paris teilzunehmen.

Der Ausstellung wurde zur Aufgabe gestellt, alle Bereiche der demokratischen und fortschrittlichen Kunst, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft darzustellen. Der spanische Pavillon mußte Werbung für ein Land werden, das gegen den Faschismus kämpfte und versuchte, seine Integrität zu bewahren. Weiter wollte Spanien zeigen, daß seine republikanische Regierung willens und fähig war, so ein Projekt trotz der großen Probleme im eigenen Land zu realisieren. Deshalb war es sehr wichtig, bekannte zeitgenössische Künstler für die Ausstellung zu gewinnen, um die Aufmerksamkeit auf die Situation Spaniens zu lenken.

Die für den Pavillon einberufene Kommission, bestehend aus Max Aub, Louis Aragon und dem Architekten Luis Sert (einem der Erbauer des Pavillons), gingen auf die Suche nach Künstlern, die der spanisch-republikanischen Regierung wohlgesonnen und auch zur Arbeit bereit waren. Picasso war - als der Topstar der europäischen Kunst - der erste, der um seine Teilnahme gebeten wurde, Joan Miró und Alexander Calder folgten. Und es beteiligten sich noch viele weitere, wie zum Beispiel der Bildhauer Alberto Sánchez oder José Renau, der für seine Photomontagen und Plakate bekannt war. Sie alle begannen mit einem Enthusiasmus, als kämpften sie an der militärischen Front. Hunderte von Gemälden, Stichen, Fotomontagen wurden eigens von spanischen Künstlern für den Pavillon geschaffen. (Bilder vom Aufbau s. Seitenende)

Während der Ausstellung achtete jedoch die breite Öffentlichkeit wenig auf den konzeptionell und inhaltlich fortschrittlichsten Beitrag der Weltausstellung - zu sehr stand er im Kontrast zur Feier des technischen Fortschritts in den anderen Pavillons. Nur die bekannte Kunstzeitschrift "Cahiers d'Art" machte darin eine Ausnahme. Sie widmete eine Extraausgabe dem Pavillon, seinen Künstlern und seinen Werken.
 

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Architektur und Ausstattung
 
 
Aufgrund der Tatsache, daß Spanien sich erst Anfang 1937 endgültig dazu entschlossen hatte, an der Weltausstellung teilzunehmen und außerdem an akutem Geldmangel litt, mußte ein billiges und schnell zu realisierendes Konzept erarbeitet werden. Dazu wurden die Architekten Luis Sert und Lacasa beauftragt. Es entstand eine zweistöckige Konstruktion aus Stahl und Glas, die transparent, rationell und technisch war und den Geist der Moderne spiegelte (gerade im Kontrast zu dem faschistischen, deutschen oder dem stalinistischen, sowjetischen Pavillon).  

Der große Innenhof wurde mit einer einrollbaren Stoffplane überdacht. In diesem Hof befand sich eine Bühne für kulturelle Darbietungen sowie eine Leinwand für Filmvorführungen. In der Eingangshalle wurde der " Quecksilberbrunnen" von Alexander Calder aufgestellt und an der Wand rechts vom Eingang das Bild "Guernica" von Pablo Picasso. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es Schaufenster und Vitrinen für Zeitschriften und Souvenirs. Neben der Eingangspforte stand im Freien eine 18 Meter hohe Skulptur von Alberto Sánchez Pérez.

Über eine Treppe von außen erreichte man den ersten Stock. Hier befanden sich die Ausstellung der Fotomontagen (das damals gerade "modernste" Ausdrucksmittel) mit dem Ziel, über die wirtschaftliche und soziale Lage in Spanien zu informieren, und die Präsentationen der Volkskunst verschiedener spanischen Kulturräume. Auch diese Kombination traditioneller Volkskunst mit modernsten, avantgardistischen Fotomontagen und die direkte Zusammenarbeit der Bilder und der Architektur waren typisch für die gesamte Botschaft des Pavillons.

Im zweiten Stock, erreichbar über eine Treppe vom ersten Stock aus und durch eine Rampe vom Erdgeschoß, befand sich die Ausstellung der Gemälde der antifaschistischen Künstler. Der Treppenaufgang wurde von Joan Mirós Wandbild "Der Schrittmacher" geschmückt. Zwischen zweitem und erstem Stock fand sich ein Balkon, von dem man auf eine große Karte Spaniens blicken konnte.

Abbildungen
 

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Calder, Picasso und Sert beim Aufbau im Pavillon