Johann Mannhardt (1798 - 1878)

Johann Mannhardt wurde am 31. August 1798 im Weiler Bürstling bei Gmund am Ammersee geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er - ohne Lehre, da er ein schlechter Schüler war - am Tegernsee auf. Mit der zerbrochenen Uhr eines Knechtes kam Mannhardt durch Zufall zu einem Uhrmacher nach Gmund, der ihn zur unentgeltlichen Lehre aufnahm. Da Mannhardt schon bald geschickter als sein Meister war, kam es zum Zerwürfnis. Der 23jährige Mannhardt erhielt eine Stelle als Werkführer bei der Schlosser- und Großuhrmacherwitwe Fritz in Miesbach. Obwohl die Geschäfte schlecht liefen, bekam er doch die Gelegenheit eine Kirchturmuhr für St. Laurentius in Egern am Tegernsee zu bauen. Bereits diese Uhr unterschied sich völlig von den bis dahin gebauten Turmuhren. Durch einen Zufall fertigte er für den Generalmautdirektor Ritter von Miller einen Objektivdeckel für sein kostbares Frauenhofersches Fernrohr an, den dieser während eines Erholungsurlaubs am Tegernsee verloren hatte.

 


Johann Mannhardts Grab

Die Anfertigung des jungen Uhrmachers fiel so erstaunlich gut aus, dass Miller zum Förderer des jungen Mannhardts wurde. Miller ließ die sich bereits im Betrieb befindliche Turmuhr von St. Laurentius nach München transportieren, wo sie am 22. August 1826 in der Mauthalle vom Zentral-Verwaltungsausschuss des Polytechnischen Vereins als vollendetes Meisterwerk befunden wurde. Unter den Gutachtern befand sich der Inhaber des Mechanischen Instituts Ertl, das auf dem Gebiet Feinmechanik und Optik bereits einen Weltruf hatte und der königlichbayerische Hofuhrmacher Minutti. Bereits Ende Oktober 1826 erhielt Mannhardt die Uhrmacher-Konzession für München. Deshalb zog er 1827 in die Landeshauptstadt. Der junge Uhrmacher war auch in anderen Gebieten ein erfolgreicher Erfinder. Nachdem er für das Palais des Erzherzogs Maximilian eine Bratenwendemaschine mit Wasserantrieb konstruiert hatte, erhielt er 1832 den Auftrag eine Turmuhr für das Palais zu bauen. Nach weiteren Aufträgen begann er Turmuhren fabrikmäßig herzustellen. Als er 1841 für die Frauenkirche eine neue Uhr baute, hatte er bereits über 80 Turmuhren gefertigt. Von seinem 1848 erzielten Umsatz von 370.000 Gulden stammten nur 60.000 Gulden aus der Herstellung von Uhren. In seiner Fabrik wurden z. B. die eisernen Oberlicht-Dachstühle für die Walhalla und die Neue Pinakothek konstruiert. Bei der zukünftigen Entwicklung seiner Firma setzte er auf Massenfabrikation. Er entwickelte Billetdruckmaschinen ebenso wie Stellwerke für den Schienenverkehr. Für einen in den 1850er Jahren entwickelten Uhrentyp, den er immer wieder verbesserte, erhielt er 1854 bei der Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung in München eine große Gedenkmünze und 1855 bei der Pariser Weltausstellung eine silberne und eine bronzene Medaille. Obwohl er 1862 die Fachwelt mit der Konstruktion des freischwingenden Pendels überraschte und eine Kommission des Polytechnischen Vereins zu dem Schluss kam, dass er mit dieser Erfindung eine neue Periode für die genaue Zeitmessung eingeleitet hätte, konnte aufgrund seiner Unfähigkeit der wirtschaftlichen Führung seines Betriebes, ein Konkurs nicht vermieden werden. Trotz großer Aufträge in England, Frankreich, Italien und natürlich Deutschland, wie den Bau von Uhren für den Vatikan und das Berliner Rathaus waren seine Schulden auf über 300.000 Gulden angestiegen und seine Firma wurde 1866 zwangsversteigert. Die Turmuhrenfabrik wurde von dem Kaufmann Franz Göttner übernommen und die Maschinenfabrik von dem bekannten Straßburger Turmuhrenfabrikaten Friedrich Ungerer. Doch Mannhardt ließ sich nicht entmutigen. Noch im Alter von 70 Jahren entwarf er Maschinen, um Turmuhren billiger herstellen zu können. Auf der Wiener Weltausstellung von 1873 erhielt er die Fortschrittsmedaille. Höhepunkt der letzten Schaffensperiode seines Lebens war die in seinem Todesjahr 1878 vollendete Uhr für den Kölner Dom, die angeblich größte Mannhardt- Uhr mit freischwingendem Pendel. Die meisten seiner Turmuhren sind, obwohl präzise und heute noch funktionstüchtig in den letzten Jahrzehnten lahmgelegt worden, da ein täglicher Aufzug nötig ist. Johann Mannhardt starb in München und wurde auf dem Münchener Südfriedhof begraben.