Mahlzeiten

von Reinhard von Tümpling

Als Vorspann möchte ich hierzu schildern:

„Zur Sache, Schätzchen“, mit und von May Spils und Peter Schamoni; ich empfand es damals als herrlich anregend, münchnerisch witzig und ungemein lebendig. Besonders gut blieb mir die Szene haften, als der Titelheld Enke im sonnigen Münchner Hinterhof frühstückt; die Kamera macht einen langsamen Schwenk um die Zeitung herum, die die Ess-Szene verhüllt und gibt einen Proleten im Sommer-Unterhemd frei, der an einem alten Schuh kaut. Selbst die Wasserwelle am Englischen Garten......

Der Brüller im Kino war vorprogrammiert.

So geht Sinnenlust ja nicht!

Die Provinz blieb da weit und tiefst zurück. Wir müssen uns etwas besseres einfallen lassen.

Z.B. dieses hier:


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: es war pure Sinnenfreude damals, auch die Umstände und die sachliche Begleitung waren so einzigartig, dass ich mir dachte, dieses als Exklusivität besonders aufzubewahren. Es war Theater der wieder gewonnenen und hochquellenden Sinnenfreude, nicht Slapstick wie in „zur Sache Schätzchen“, es war ernst- sehr ernst, und dazu noch mit welcher verhohlenen Freude zelebriert...

Es waren schon tausend Welten Abstand durch die Kunstgeschichte hinein gebaut worden, um das Wesen des Holländer-Blumenstilllebens und die Vanitas-Küchenstillleben des Barock zu überwinden, die Interior-Szene .......bis hin zum kargen Marino Marini. Die berühmte „soziale Küchenszene“ ist schon längst anders verballhornt worden durch „Clementine“ z.B. oder das Wohnzimmer durch Loriots „Pahlhuber & Söhne“ des Gelsenkirchener Barocks.

 

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Ich beschloss, mein einzigartiges „Frühstück im Freien“ in Ehren zu halten.

Und nannte diese Bilder künftig Stillleben.


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: das innere Eintauchen in eine andere Welt, das Vorbereiten einer Mahlzeit


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: der halb ausgetrunkene Kaffee, Radieschen, die schnell gegriffene Tüte mit frischem Brot; prägend.

 


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: Magda brachte Eleganz hinein beim Aufstellen der Gläser, geschnittene Semmeln, ein leuchtendes Kerzlein; Magda hatte schon die mediale Grenze in der Heimat erkannt....... und längst überschritten.

 


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: Das Gemeinschaftsessen bordet über, Zutaten verstreut zum nächsten Computerarbeitsplatz,


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: nicht ausgeteilte Teller, Besteck, Brotaufstrich, das Bier ist schon geöffnet- nein, das ist etwas zu früh!

 

 


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: die Runde beginnt sich zu füllen.........

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: ein anderes Essen wird vorbereitet; Lauch, Zwiebel, fein geschnittene scharfe Peperoni, Knoblauch, Äpfel,

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: geschnittener sortierter Lauch, er muss gekocht werden, ungekocht ist er sehr schwer verdaulich...

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: Weisskraut und Möhren.......

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: K. schneidet das Weisskraut mit seinem Super-Taschenmesser klein und füllt es gleich ein...

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: etwas Öl dazu, Magda kocht die Stückchen und wendet das Kraut länger hin und her...


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: die fertige Krautsuppe, Brötchen, Einwegsuppenteller;

 

 


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: die kleine Servierschale, das „Stillleben“ alleine für sich

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: zerstreute Mittagsunlust..... aber tschechisches Bier ist etwas besonderes


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: Arbeitsfragmente bahnen sich an- diese Tüten.....

 


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: ein Geburtstag wird vorbereitet....

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: eine polnische Spezialität- gefüllte Teigtaschen


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: endlich eine Änderung- Wurst und Milchprodukte kommen auf den Tisch

 

 


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: ein großer Tag........und Nachwuchs kündigt sich an...

 


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: Liv überreicht mir eine Touristendevotionalie- sie möchte aber mit dem Omnibus herum fahren, -es wäre dann ihr Ding. Ich hab mich deshalb sorgfältig unterhalten, es wäre ein anderes Primärmotiv und ich bedankte mich sehr höflich.

 


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: ein neues Frühstücksdomizil wird bezogen, Semmeln und eine sehr delikate Wurst...

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: Der Geburtstagsstrauss

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: Gürkchen und geschnittene Tomaten, Semmeln, Butter, Margarine, dunkles Brot


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: ganz anders.......... Psychotherapie in einer geschützten Abteilung, den Text geduldig nachlesen, ambulante Versuche mit jungen Menschen zum offeneren Umgang miteinander, in der Kunsthalle, ein Bericht und ein wissenschaftlicher Begleittext... wechselnde Co-Therapeuten können einen Schein erwerben. Auch Oberärzte können chellospielend sehr kreativ sein.

 


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: die Kleinen Zwerge von der Kita machen einen Ausflug ins Stadtbad und essen die Salate der Muttis, wir hatten an dem Tag unsere Reinigung des Flussufers mit Paddelbooten zu machen; Styropor, Kunststoffflaschen, Papiermüll usw. ..... und durften Grillen

 


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: eine Cafè-Szene im kalten Frühjahr


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: das fast stilechte Gemeinschaftsessen im Wikingerdorf Haithabu, ein wunderbar überraschendes Erlebnis........ ich durfte dieses Bild so real machen, mit Erlaubnis.....

Siehe auch:

 


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: Paul nahm für den Haithabu-Ausflug extra zwei Tassen und die Thermoskanne voller Kaffee mit.

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: ich war fast wieder frei von Beschwerden... der Bismarckhering auf einer langen Semmel, triefend vor Zwiebeln.

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: nachmittags ein Kuchen, ein Kaffee....

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: mit stiller Trauer, kein Mensch hier verstand noch die tiefsinnigen Schnurrigkeiten Wilhelm Buschs...

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: ich versuchte, dem dramatischen Umfeld etwas leichtes abzugewinnen, der Strohhut war einfach aus dem Kinderbadesachen-Geschäft erstanden und er begleitete uns heiter etwas, „uns“ war, wer die Situation erkannte... meine Tischnachbarin lachte einige Male verschmitzt und wollte bald den Strohhut nicht mehr hergeben...sie hatte etwas neues fürs Nesteln....

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: elegant klein, minimalistisch und unverbindlich in der Ansage...

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: die Bohnen von Jörg, abgenommen, brauchten nur noch geöffnet zu werden, er wollte einige wieder aussähen.

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: letzte Vorbereitungen zur Gartenparty


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: fast gegen Ende


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: sogar frische Weintrauben können geerntet werden, was für ein Luxus!

 


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: der lustlose Arbeitsplatz vom Vortage

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: mal eine appetitliche Mahlzeit am Strand, ein kurzer Snack

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: etwas neues geschieht: es wird Tartar gereicht bzw. Mett mit vermischten Zwiebeln genossen

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: wieder etwas neues... Stangenweissbrot, hart gekochte Eier, Avocados, Tartar, der etwas zähere und festere Balsamico-Essig, zum Ausprobieren mal der eckige Tisch

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: gutes Tartar gibt es nur in der Stadtmitte, denn es hält sich nicht lange

Bild: Stillleben_187.jpg
: dieses Mal kommt geschnittener Schinken hinzu

 

Ein besonderes Weihnachtsessen:

Bild: Stillleben_188.jpg: das besonders schöne Ambiente: die dänische Bar mit Dosenbier im Eiswasserkübel
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: der gut dekorierte Tisch, aber ohne große Platzteller...

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: das kalte Buffet, sorgfältig vorbereitet

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: tranchiert und ganz, welch ein Genuss!

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: die Beilagen, so vielfaltig und reich dargeboten, Rotkraut, Silberzwiebeln, Käse, aufgeschnittene dekorierte Eier, ...

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: in Warmhaltekästen, lecker die Saucen, ......


Bild: Stillleben_194.jpg
: die ganze gegarte Lachsforelle- abgehebelte Stücke- zuletzt wird sie nurmehr lecker zerrupft aussehen

Daneben gegrilltes Spanferkel, Rinderbraten, Schweinerollbratenstücke, .....

 


 


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: der Kollegengeburtstag mit Mett, ohne Bier, aber mit Aperitiv, die Camembertstücke, selbstgezogene Weintrauben, ------ dunkle Semmeln fehlten (soviel hatte ich schon gelernt).....

Bild: Stillleben_195.jpg
: in der Mitte des weit entfernten Ausflugstages: die Reuter-Torte mit einem inneren Stück Baumkuchen und einem belegten Eichenblatt, mit einer Marzipan-Eichel, denn..........


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: ............ Fritz Reuter war angeblich gerne hier, deshalb die Namensgebung und vllt auch das sehr große und halb renovierte und strahlend gelbe vierstöckige Schloss mit hohen Fenstern, es waren damals noch andere Zeiten.... die Hauptstraße des Dorfes läuft geradewegs darauf zu.

 

Die freundliche Bedienung in dem kleinen Cafè machte mit unvergleichlicher Eleganz ihre Arbeit, mit dem angedeuteten Tänzelzwischenschritt -aber niemand war da, der sie lobte. Deshalb sagte ich zu ihr „sehr schön haben Sie das gemacht“ und sie freute sich erkenntlich.


 


Bild: Stillleben_Jörg_1_2013.jpg
: das berühmte Jugendstil-Nähmaschinengestell bekommt eine neue Glasplatte und ist nun ein schöner Blumenuntersetzer auf Augenhöhe. Wir wollen daran nicht näher kommen, es hat seine eigene abgewandte stille Bedeutung. Und schaut sehr hübsch aus. Gegen Ende des Sommers, zur Erntezeit.......es hatte geregnet.


 

zuletzt...


Bild: Stillleben_Mode_3692.jpg
: an einem Straßenrand in der Stadt gesehen, zur Seite gefahren und Bilder gemacht, die Reste einer Wohnungsauflösung. Links ein schönes sehr gut erhaltenes langovales Tischchen, mit draufgestellten Tiffany-artigen Zimmer-Lampenschirmen, aus Österreich gab es damals echte handgelötete Tiffany-Lampen, der Modesprung ist gerade noch gut erkennbar an der Form des Flurspiegels. Mir fiel noch der zweistufige Spülstein auf... Guss, emailliert.........., die Einhebel-Mischarmatur mit dem Kugelventil macht so etwas überflüssig.

Bestimmt werden diese Möbel bei der Ablage noch einmal gut durchsortiert und als verkäuflicher Solitär zur weiteren Verwendung angeboten. Sie sind ja nur eine Generation zurück....

Nein, in Gesellschaft frühstücken konnte man hier nicht, dazu war die Wohnung zu klein ...

 

Reinhard von Tümpling, Januar 2014