Stillleben 2
von Reinhard von Tümpling

 


Bild: Stillleben_süssi_1.jpg


Bild: Stillleben_süssi_2.jpg: mit tatkräftiger Hilfe

Ich verdanke diese beiden Bilder einem für mich sehr bedeutsamen Kontakt und hoffe auf eine weiterhin freundliche Zusammenarbeit.


Bild: Hoferin_Schutzengel.jpg: auch dieses Stillleben entstand 2005 in einem besonderen Zusammenhang


Bild: Hoferin_Stillleben.jpg: ebenso, im Februar 2006 entstanden...


Bild: Stilleben_54.jpg: der Küchentisch

Den realisierten Unterricht habe ich in der 8. Jahrgangsstufe im Schuljahr 2005-2006 gehalten.

Zu den verwendeten Schülerarbeiten in dieser Datei liegen die Erlaubnisscheine der Erziehungsberechtigten zur Veröffentlichung real vor.


Ein Stillleben ist die Darstellung von stillen Gegenständen, die vom Maler bewußt in einer nach ästhetischen Gesichtspunkten komponierten Anordnung aufgebaut sind. Objekte eines Stilllebens können ausnahmslos alle Gegenstände sein, vorzugsweise Blumen, Früchte, Wildbret, Geflügel, Fische, Delikatessen, Gerätschaften, Kupfergeschirr, Bücher, Musikinstrumente, Gläser, Silberwaren und auch altes Gerümpel.

Das Stillleben bekommt aber durch den subjektiven Hintergrund eine bedeutende und metaphorische Aussage.


Die Vorbilder (neu unter Google durchgesehen):

Ich habe bereits ähnlich gearbeitet:


Bild: STILLLEB.jpg:

mit einem sehr unzufriedenen Gefühl: der Grundgedanke stieß sehr schnell an die Grenzen von Morandis Werk, weil die Gegenstände aufgesetzt und nicht stofflich sachhinweisend waren und nur bescheiden zugeordnet werden konnten. Es waren als Ausklinkung von Morandis Werk schnell gemachte Umrisszeichnungen.

nachgesehene Literatur:

„Kunst und wir 8“, Wolf Verlag, Riedl Schmitt Tschakert, ISBN 3-523-26892-3, 1999, Seite 22 und 23, die methodisch klare Bildführung ist zu loben

 

 

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Bild: Stillleben_16.jpg: mit einem ganz anderen bedeuteten Akzent, der sich in seiner Wichtigkeit in den Vordergrund schob. Dies Bild entstammt einer lose zusammengebundenden Weihnachtsaktion in 2005.

Bild: Stillleben_17.jpg: der Aspekt zuhause, noch ein Stillleben, eher zufällig gewählt....dann bewusst komponiert...

 

Die thematische Konzentration


Bild: Stillleben_18.jpg


Bild: Stillleben_20.jpg:
thematisch als Zufallsgeste seitwärts gesucht
und weiterentwickelt (*!*, es ist ein eigenes Thema....)

 

Ich bin bei der weiteren Arbeit auf die Methode des Werkzeugkastens gestoßen, habe die einzelnen Teile nachbearbeitet und zur weiteren Handhabung und zum Umgang damit getrennt. Für die bildnerische Tiefe des Ausdrucke beim Schüler bin ich auf die vorherliegende Arbeit mit Licht und Schatten gekommen.


Bild: Stillleben_21.jpg: Orangen

Bild: Stillleben_22.jpg: Bananen

Bild: Stillleben_23.jpg: Paprika

Bild: Stillleben_24.jpg: dto., aber anders

Bild: Stillleben_25.jpg: nochmals anders

Bild: Stillleben_26.jpg: dto, Äpfel

Bild: Stillleben_27.jpg: dto, anders

Bild: Stillleben_28.jpg: Birne und Apfel

Bild: Stillleben_29.jpg: dto.,


Bild: Stillleben_30.jpg: dto.,

 

 


Bild: Stillleben_40.jpg: einfache Schale

Bild: Stillleben_46.jpg: Holzbrett, (...das Problem sind die Ellipsen...)


Bild: Stillleben_47.jpg: Glasschale

 


Bild: Stillleben_50.jpg: geflochtener Korb, die bildnerische Betonung kann auf der stofflichen Wirklichkeit des Flechtwerks liegen

 

 


Bild: Stillleben_51.jpg: dto.,

Bild: Stillleben_41.jpg: eigene Lege- und Ausleuchtungsversuche zur Schattenbildung

Bild: Stillleben_42.jpg:

Bild: Stillleben_43.jpg:


Bild: Stillleben_44.jpg:

 


Bild: Stillleben_55.jpg:
die Arbeitsvorbereitung (mir sind hierzu die Mängel des
Kompromisses vertraut), die praktische Herstellung des „Baukastens“

 


Bild: Stillleben_56.jpg: die Ananas zur Veranschaulichung im Unterricht aufgeschnitten

Bild: Stillleben_57.jpg: die Ananasscheiben gewürfelt, ausgeteilt und gegessen


Bild: Stillleben_53.jpg: die Nachbearbeitung zum Dessert, fast ein eigenes Thema....

 


Bild: Stillleben_59.jpg:
Legeversuche der Baukastenteile

 


Bild: Stillleben_60.jpg: ebenso, der Schüler muss nach räumlicher Richtigkeit und intuitiver möglicher Komposition legen.....

Bild: Stillleben_58.jpg: kleine Skizzen als Unterrichtseinstieg

Bild: Stillleben_61.jpg: Skizzen von drei Früchten


Bild: Stillleben_63.jpg:
die Skizze der Schale allein

 

 


Bild: Stillleben_65.jpg:
Skizze von drei Einzelfrüchten

Die Ergebnisse:

 

Bild: Stillleben_68.jpg:

Bild: Stillleben_69.jpg:

Bild: Stillleben_70.jpg:

Bild: Stillleben_72.jpg:

Bild: Stillleben_73.jpg:

Bild: Stillleben_74.jpg:

Lehrplanzitat:

8.2 Abbilden und Variieren: Gegenstand - Mensch – Natur. Beim Abbilden einfacher Objekte lernen die Schüler, deren Erscheinungsmerkmale eingehend zu betrachten, sie in ihren Grundformen und Einzelheiten genau zu erfassen und zeichnerisch festzuhalten. Dazu werden Umrisse und Oberflächenstrukturen, Größenverhältnisse und volumenbildende Merkmale erkundet und wiedergegeben. Diese Grunderfahrungen werden im Stillleben, Portrait oder in der Naturstudie erweitert und vertieft. Die Schüler lernen, die Proportionen der Gegenstände und ihre räumlichen Beziehungen zu erkunden und bildnerisch umzusetzen, wobei zur Charakterisierung der Form auch die Farbe treten kann. Durch Variieren der Darstellungsmittel sollen sie deren spezifische Wirkung erkunden und in ihren gestalterischen Arbeiten überlegt einsetzen.

Das Betrachten von Kunstwerken, an denen die Merkmale sachgetreuer Wiedergabe deutlich in Erscheinung treten, vertieft die eigenen Erfahrungen. KR8.5.1, EvR8.1.1, Ph/Ch/B8.2.1

Gestalten:
Wahrnehmen und wirklichkeitsnahes Darstellen des Sichtbaren (z. B. Objekte im Raum, Köpfe und Gesichter, Pflanzen, Tiere, Steine), Anordnung, Lagebestimmung, Größenstufungen, Proportionen, Überschneidungen, Verkürzungen, Licht - Schatten – Verläufe, (verdichtende Schraffur bzw. Weißhöhung zum Abdunkeln und Aufhellen von Oberflächen), Erscheinungsfarbe; Farbtonabstufung, Variieren der Bildmittel unter Verwendung verschiedener Techniken. Zur Wahl: Zeichnen mit Bleistift, Kreide, Tusche und Feder; ggf. auch Malen, Drucken, Mischtechniken

Betrachten, Vergleichen, Beschreiben:
Das sichtbar Gegebene und seine Erscheinungsmerkmale, z. B. Größe und Form, Stofflichkeit, Farbigkeit


bay. Gymnasium:

Ku Lz 9.1 Bildnerische Praxis

Ku 9.1.1 Abbild und Variation

Im Abwandeln und Verändern gegenständlicher Motive und im Spiel mit Bedeutungen erproben die Jugendlichen neue Möglichkeiten, ihre persönliche Sicht erlebter und fiktiver Wirklichkeit bildnerisch zu veranschaulichen. Neben dem bisher erscheinungsorientierten Abildungsverfahren wenden sich die Schüler mehr ausdrucks- und mitteilungsorientierten Darstellungstendenzen zu.

Gestalten; Themen, z. B.: Variationsreihen in verschiedenen Techniken und Darstellungsrichtungen; Metamorphosen, Überzeichnungen, Übermalungen, karikierende Verzerrungen, Verfremdungen Techniken, z. B.: Zeichnung, Malerei; Collage, Plastik, Modell, Druck, Mischtechniken bildnerische Aspekte: Darstellungstendenz und Wirkung; Blickpunkt, Motivanordnung, Größe, Bildausschnitt, , Beleuchtung, Technik; Betrachten: ein Bildmotiv im Wandel der Stilepochen, z. B. (Selbst-)Bildnis, Figur, Landschaft, Stillleben; Gegenüberstellungen und Vergleiche: Aufdecken von Beziehungen zwischen Gegenstand, Darstellungsform und Aussage


Ich nehme zur weiteren Verwendung den Text aus Digitale Bibliothek Band 22, Kindlers Malerei-Lexikon, und kürze ihn aufs Wesentliche.

Stillleben

Ein Stillleben ist die Darstellung von »stillen«, d. h. regungslosen Gegenständen, die aus ihrer natürlichen Umgebung entfernt, ihrem Zweck entrückt, ihrer eigentlichen Sphäre beraubt und vom Maler bewußt in einer nach ästhetischen Gesichtspunkten komponierten Anordnung aufgebaut sind. Objekt eines Stillebens können ausnahmslos alle Gegenstände sein, vorzugsweise Blumen, Früchte, Wildbret, Geflügel, Fische, Delikatessen, Gerätschaften, Kupfergeschirr, Bücher, Musikinstrumente, Gläser, Silberwaren und auch altes Gerümpel. Nach dem Vorwiegen bestimmter Gegenstände unterscheidet man Blumen- und Früchtestilleben, Küchen-, Jagd- und Marktstücke oder ähnliches. Die Gegenwart lebendiger Wesen, eines Menschen, der sich der Gegenstände bedient, eines Hundes, der die Jagdbeute beschnuppert, oder von Insekten, die auf den Blumen und Früchten herumkriechen, ist nicht ausgeschlossen, bleibt aber für den Bildgehalt meist unwesentlich.

Die später auch im Deutschen übernommene Bezeichnung stilleven ist zuerst nachweisbar in dem 1718-1721 erschienenen Werk »Groote schaubourgh der nederlandsche konstschilders en schilderessen« des niederländischen Malers und Kunsthistorikers Arnold Houbraken (1660 Dordrecht - 1719 Amsterdam). Der französische Terminus nature morte - im Italienischen natura morta - kam gegen Ende des 18. Jh.s auf; er ist jedoch weniger zutreffend, da es gerade darum geht, auch den scheinbar toten Gegenständen innewohnende geheime Leben in der Wiedergabe sichtbar werden zu lassen.

Seit ihren Anfängen bis ins späte Mittelalter war neben den gesprochenen Worten die Malerei das wichtigste Medium, den breiten des Lesens unkundigen Massen das Heilsgeschehen und die Heilstatsachen der Bibel, nur ausnahmsweise auch profangeschichtliche Ereignisse anschaulich und faßbar zu machen. Die Betonung lag auf der Bildaussage. Das führte zwangsläufig zu einer höheren Bewertung des Inhaltlichen, die noch lange nachdem die Maler selbst die Freude an der Wiedergabe von Dingen und am rein Malerischen entdeckt hatten, nachwirkte und bis in die neueste Zeit hinein häufig zu einer ungerechtfertigten Geringerbewertung des Stillebens gegenüber mehr inhaltsträchtigen Bildgattungen Anlaß gegeben hat. Tatsächlich jedoch steht die Wiedergabe eines einzelnen Gegenstandes am Beginn allen bildnerischen Bemühens; sie ist Grundlage allen Studiums, und es ist folgerichtig, daß sie sich mit der über die reine Aussage hinauswachsenden Bewertung des Formalen, des Kompositionellen und des Malerischen schließlich zum vollgültigen Tafelbild entwickeln mußte, zu einer selbständigen Bildgattung, in der wegen des geringen gegenständlichen Interesses wie in kaum einer anderen virtuoses Können und letzte Beherrschung der technischen Mittel zur Geltung kommen.

Erst etwa zwei Jahrhunderte später beginnt auch bei den europäischen Meistern die Freude an der realistischen Wiedergabe von leblosen Dingen, als Beiwerk zur Bildaussage, wachzuwerden: so in der stillebenartigen Komposition von Büchern und Schachteln oberhalb der Propheten Jesajas und Jeremias auf den Seitenflügeln des Verkündigungsaltars von Aix oder in den Büchern und Gerätscharten des Hl. Hieronymus im Gehäus des Jan van Eyck. In der rechten unteren Ecke des Bildes Maria mit Kind von Mathis Neithart Grünewald ist der Blumenstrauß bereits ein echtes Blumenstilleben mit einer vom Bildinhalt völlig unabhängigen Eigenwirkung. Die Fülle ähnlicher Beispiele läßt darauf schließen, daß es zu dieser Zeit das Stilleben als selbständige Bildgattung bereits gegeben hat. Das früheste als Stilleben komponierte Tafelbild ist das Jagdstilleben von Jacopo de' Barbari aus dem Jahr 1504 in der Alten Pinakothek zu München.

Im Verlauf des 16. Jh.s tritt dann vor allem in den Niederlanden, entsprechend der dem Lande geschenkten vegetativen Üppigkeit und der seinen Bewohnern eigenen Freude an Blumen, an gutem und reichlichem Essen, an prunkvollem Gerät und an Antiquitäten, das Stilleben stärker in den Vordergrund. Zuerst bei Pieter Aertsen, der in dem Bilde Christus bei Maria und Martha das biblische Thema völlig zur Hintergrundstaffage werden läßt gegenüber den großen Stilleben, die er in venezianischem Farbenrausch über den ganzen Vordergrund ausbreitet.

In der von Lebensfülle strotzenden Köchin mit dem sorgfältig durchgestalteten Beiwerk aus Garten und Vorratskammer gibt Aertsen auch das erste Beispiel der Sondergattung des »Küchenstückes«. Fast zur gleichen Zeit entwickelt der Italiener Giuseppe Arcimboldi am Prager Kaiserhof mit skurrilem Humor seine aus Blumen, Gemüsen und Büchern zusammengesetzten Porträts, die - abseits von eigentlichen Stilleben - doch auf die weitere Entwicklung des Blumenstückes nicht ohne Einfluß geblieben sind. In Spanien malt Fray Juan Sánchez Cotán seine meist nur einzelne Früchte und Gemüse, wie in

Stilleben Apfel, Kohlkopf und Melone, wiedergebenden, in der Ausgewogenheit der Komposition bestechenden berühmten »bodegones«.

Man bevorzugt im reichen Haarlem Stilleben mit üppig gedeckten Tischen, mit kostbarem Tafelgeschirr und goldenen oder silbernen Pokalen, Schüsseln und anderem Prunkgerät, wie es in den Werkstätten der dortigen Goldschmiede Lutma und van Vianen getrieben wurde. In der Universitätsstadt Leiden entstehen Stilleben mit Büchern, Schweinslederfolianten, mit Bierkrügen und Tabakspfeifen, auch Vanitas-Stilleben mit Licht, Totenschädel und Stundenglas als Symbolen der Vergänglichkeit. Im Haag mit dem nahegelegenen Fischmarkt von Scheveningen dominieren Motive mit toten Fischen, Tafeln mit Austern oder Hummern, und Utrecht ist der Mittelpunkt der Blumen- und Früchtemalerei.

Die Zahl der Meister ist unüberschaubar. Das Blumenstilleben wird entwickelt von den Niederländern Jan Bruegel d. Ä., auch Sammet- oder Blumenbruegel genannt, wie in Blumenstrauß, und von Daniel Seghers, in dessen Marmorrelief mit spielendem Bacchusknaben Peter Paul Rubens die Figuren hineinmalt. Derartige Hilfeleistungen sind nicht selten: So stammen die Blüten in Rubens' Madonna im Blumenkranz zu den schönsten in diesem Genre. Sie wurden bereits zu seinen Lebzeiten mit bis zu 1000 Gulden bezahlt.

Van Huysum, als einer der letzten großen Niederländer in diesem Genre, stirbt 1749; um volle vier Jahrzehnte überlebt ihn der Franzose Jean-Baptiste Siméon Chardin, der lange unbeachtet bleibt und, erst durch die Forschungen der Brüder Goncourt einer halben Vergessenheit entrissen, heute als einer der größten Künstler seines Jahrhunderts, als einer der hervorragendsten Koloristen und einer der bedeutendsten Meister des Stillebens geschätzt wird. Kaum ein zweiter Maler hat wie er das geheime, den scheinbar toten Gegenständen innewohnende Leben erspürt und sichtbar zu machen verstanden. Er liebt einfache, gelegentlich, wie in Attribute der Künste, gedanklich hintergründige Motive, die er mit einzigartigem Raffinement zu beseelen weiß. In der Klarheit des Bildaufbaus, im Nuancenreichtum seines Kolorits und in den feinen Abstufungen des Lichtes wächst er weit über seine holländischen Vorbilder hinaus und wird, ohne mit der Tradition zu brechen oder bewußt das Neuartige zu suchen, zum Vorläufer des Impressionismus und der modernen Malerei.

Tatsächlich hat es im Bemühen um eine absolut naturgetreue, gleichsam körperlich greifbare Wiedergabe der Gegenstände einen Höhepunkt erreicht, über den hinaus es in der illusionistischen Malerei keine Steigerung mehr gibt.

Erst als der Impressionismus einer neuen Sehweise zum Durchbruch verhilft und allem malerischen Bemühen neue Wertmaßstäbe setzt, wobei auch der bescheidenste visuelle Eindruck ausreichender Anlaß einer farbigen Analyse wird, gewinnt das Stilleben als unausschöpfbares Thema auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten eine von Grund auf gewandelte Bedeutung. Es rückt, von allen Meistern der Moderne vorzugsweise gepflegt, mit an die erste Stelle unter den Gattungen der Malerei, und ein Jahrhundert nach Chardin kann Paul Cézanne dem Kritiker Gustave Geffroy als seinen heimlichen Ehrgeiz verkünden: »Mit einem Apfel will ich Paris in Erstaunen versetzen!«

Der Wandel kündigt sich bereits in dem großen Stilleben mit Fasan und Hummern an, das Delacroix 1826 für den General du Coétlosquet malt, denn hier geht es nicht mehr um eine naturgetreue Wiedergabe der gemalten Gegenstände, sondern ausschließlich um die leuchtend roten Akzente der Hummern auf schottischer Decke vor dem in Blau gehaltenen Landschaftshintergrund; es geht um den Stimmklang der Farben und die neuartige Technik, die denn auch von der Kritik zunächst unverstanden als »von weitem von dekorativer Wirkung, aus der Nähe jedoch farbloses Geschmiere« bezeichnet wird.

Diese Entwicklung setzt sich fort über Adolf von Menzel, der, unabhängig von seinen Historienbildern, dem malerischen Reiz und der Poesie des scheinbar Bedeutungslosen nachspürt, gleichsam den neuen Naturalismus vorwegnehmend, in welchem bald danach der Impressionismus nicht mehr die Struktur des Gegenstandes, vielmehr seine Erscheinung im Augenblick des Gemaltwerdens zu fixieren sucht und zugleich mit der Forderung, das Sujet allein nach seiner malerischen Qualität zu wählen, das Stilleben endgültig in den Rang hoher Kunst erhebt.

Gegen Ende des 19. Jh.s wird das Stilleben vor allem gepflegt von Paul Cézanne (Stilleben mit Zwiebeln, von Paul Gauguin (Vögel auf Tahiti) und im Cloisonnismus von Émile Bernard (Stilleben mit Topf und Äpfeln); in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh.s wird es zu einem Hauptthema aller Richtungen der noch gegenständlichen Malerei. Es hat impressionistische Züge bei Pierre Bonnard, bei den Deutschen Max Liebermann, Max Slevogt, Lesser Ury und Lovis Corinth, es ist, von Cézanne herkommend, eigenständig weitergeführt bei Paula Modersohn-Becker in ihrem Melonenstilleben; es ist expressionistisch bei Alexej Jawlensky (Stilleben mit Vase und Krug) und Oskar Moll; es ist kubistisch bei Georges Braque (Stilleben mit Trauben) und bei Juan Gris (Das Frühstück; es ist Neue Sachlichkeit bei Alexander Kanoldt (Stilleben mit Gitarre); es ist im letzten Grunde auch Vorwurf für die Assemblagen von Kurt Schwitters (Das Kirschbild), und es ist fast ausschließliches Thema in den malerischen Meditationen des Bolognesers Giorgio Morandi (Stilleben).

Geradezu ins Unüberschaubare wächst im gleichen Zeitraum die Produktion von Blumenbildern, zumal im Gefolge der Sonnenblumen Vincent van Goghs; diese Sondergattung des Stillebens steigert sich nun zu einer expressiven Farbglut und gewinnt vor allem in der deutschen Moderne wieder an Beliebtheit: so bei Ernst Wilhelm Nay (Akkord in Rot und Blau), Emil Nolde (Blumen und Wolken, Hans Purrmann, Christian Rohlfs (Rote Tulpen), Karl Schmidt-Rottluff

Methodischer Einschub:


Bild: Stillleben_71.jpg: ich habe diese Zusatzarbeit noch von etwas schneller arbeitenden Schüler machen lassen

Bild: Stillleben_77.jpg:

Bild: Stillleben_75.jpg:

Bild: Stillleben_76.jpg:

Nachbemerkungen:

An dieser Datei arbeiteten zwei sehr wichtige Bekannte tatkäftig mit und es ergab sich eine Kette von weiteren Vorhaben, die weit über das Lz. 9.3 hinausreichen.

Der Schwerpunkt dieser Datei liegt aber eher auf dem Umgang mit der aufbereiteten stofflichen Wirklicheit. Ich habe auch gelegentlich mit etwas Freude die sehr sorgfältig arrangierten Fotos im Freitagsmagazin und andere Beilagen der Tageszeitung gesehen und kann nun den Einzelaufwand für solche Bilder, deren Ambiente und ganz besonders deren Relationen würdigen, ebenso auch das mit hinein genommene realisierbare Lebensgefühl.

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Reinhard v.Tümpling, im März 2006