Der Themenbereich
ist komplex. Er verlangt den Umgang mit Medien, und setzt insofern
erst einmal eine Kenntnis des Begriffs voraus. Erst danach kann
die Filmscheibe einen szenischen Ablauf schildern.
Ich habe den
Themenbereich deshalb gestaffelt und zuerst den sehr virulenten
Bereich der Talkshows abarbeiten lassen.
Zur
Einführung ließ ich die Klärung des Medienbegriffs
über einen großen Hefteintrag erarbeiten.
|
medien1.jpg
|
Danach
folgte ein größeres Tafelbild mit laminierten
Bildern, auf denen Medien zu sehen sind.
|
medien2.jpg
|
Medien3.jpg zeigt die erklärenden
Begriffe dazu
|
Dann
ließ ich die Schüler nach Bildern zu den Themenbereichen
suchen und zum Hefteintrag hinzu kleben.
|
medien4.jpg Schülerarbeit:
recht klar geordnet
|
medien5.jpg Schülerarbeit:
diese
Schülerarbeit ließ sogar den Sport und ein
Deodorant als Medium erkennen. "Eishockey" als
Transportmittel für etwas, sowie das "Deodorant"
als Medium: eine recht reife intuitive Verständnisleistung,
als Mittel zu etwas, wie es auch die reale Werbung transportiert.
|
medien6.jpg Schülerarbeit:
etwas wild eingebunden in ein Strukturbild
|
medien7.jpg Schülerarbeit:
recht brav und recht schön geordnet
|
Anschließend
sollten sich die Schüler mit den Bild einer Talkshow beschäftigen.
Wichtig waren
mir auf dem Blatt:
- der
Interviewte,
der befragt
wird und sich präsentiert, der Schauspieler, der etwas
zu sagen hat oder der eine vorgeschobene Botschaft zu sagen
hat, -oder das arme Opfer und der Kläger (deren Positionen
medien- und sachgerecht aufbereitet sein können), oder
der sich willigst als Promotor eines neuen Produkts vorschalten
lässt oder lassen muss.Es
kann ein beworbenes Buch sein, eine Kosmetikserie, ein Trailer
zu vergangenen Zeiten und ein Vorspann zu neuen Produkten.
Es kann aber auch nur eine Ehrung sein, was aber sehr unwahrscheinlich
ist, weil erfolgreiche Fernsehformate nicht mehr zweckfrei
sind.Es
ist gleichgültig, für welches Produkt und Sachproblem
die Personen stehen, Sachen und Personen sind bei entsprechender
Präsentation in verschiedenen Formaten, Sendezeiten und
Sendern austauschbar und werden auch markenrechtlich geschützt.
- der
Interviewer:
denn ohne
Fragen und Moderation gibt es keine Reaktionen und Antworten
und Verknüpfungen; er ist der bekannte Anker für
den Zuschauer und der Fixpunkt für das Auge.
- die
Kamera:
ohne Zooms,
ohne Formatwahl, ohne Schnitte, ohne Handkamera, ohne Bilderwechsel
und Bewegungsführung gibt es heutzutage keine interessante
Show mehr; erst die vorauswählende Kamera und das Scheinwerferlicht
machen aus dem langweiligen Mäusekino ein voyeuristisches
Objekt der Begierde, und nach der Original-Aufzeichnung der
Show fängt erst die Arbeit mit der Magnetaufzeichnung
an. Aus der sehr trockenen und konstruierten Aufzeichnung
wird eine Aufmerksamkeit fesselnde Show.
- und
die Zuschauer:
die
armen Teufel: sie sind die Gebrauchten und Benutzten, die
gesteuerten Ab-Lacher und die organisierten Omnibusgäste.
Sie werden
stellvertretend für die amorphe Masse des Publikums im voraus
ausgewählt und zugelassen und eingeladen, an der Lautstärke
der Lacher und Buhrufe und des Füßetrampelns gemessen,
per Telemetrie und vielleicht noch per Gesichtskontrolle auf Zielgruppentauglichkeit
vermessen, zusammen gesetzt je nach Thema und Proporz, und bei
showkonformen Reaktionen als kurze Einblendung von Kameras in
die Sendung mit eingeschnitten.
Die
Ergebnisse:
Im
Verlauf der 2 Doppelstunden entstanden recht hübsche
Bilder aus der sozial frei verfügbaren Vorstellungswelt
der Schüler.
|
Medien8.jpg Schülerarbeit
Talkshow, ein Kandidaten-Thema mit Treppe und der berühmten
Tür (Ankündigung und lichtgleißende Präsentation:
der "Ahhhh"-Effekt)
|
Medien9.jpg Schülerarbeit
Talkshow, eine Schwatzshow mit Tür mit Treppe
|
Medien10.jpg Schülerarbeit
Talkshow, recht liebevoll gestaltet, reife Leistung mit
Wesentlichem
|
Medien11.jpg Schülerarbeit
Talkshow mit "Britta" und "Arabella":
wenngleich Sprechblasen in den Bildern nichts zu suchen
haben, zeigt es doch die Not, der Arabellas Kandidaten
ausgesetzt sind- und sich aber auch aussetzen lassen
|
Medien12.jpg Schülerarbeit
Talkshow, zwei recht "reife bildnerische Leistungen"
|
Medien13.jpg Schülerarbeit
Superstar und Vera am Mittag (mit beachtlicher Perspektive!)
|
www.commersen.se/ungafakta/pyssel/skapa/phena.html
liegt auf einem schwedischen Server, 2 Bilder von 12-er Scheiben,
-.pdf-Formate.
www.nfi.no/filmmuseet/semuseet/
images/phenakistoskop.jpg gut bebildert, zur Erklärung
des Zoetrops
easyweb.easynet.co.uk/~s-herbert/zoet.htm
zeigt sogar einige ruckelnde Animationen
www.blume-programm.de/ab/boerse/b_428.htm
die Tauschbörse Unterricht darf natürlich nicht fehlen;
der Kollege Blume war da recht fleißig, weil er seine CD
verkaufen will
www.lpg.musin.de/kusem/konz/su2/rechts.htm
Uli Schuster darf ebenfalls natürlich nicht fehlen, Grundlagenarbeit,
noch gut verlinkt;
http://home.t-online.de/home/lienke/bifaz.htm
recht witzig, zeigt Verkehrsschildanimationen. Das Verkehrszeichen
ist an sich schon eine weit gehende Vereinfachung und wird zusätzlich
noch einmal zum Eyecatcher.
www.vks-shop.de/c70.html
der Verlag bietet dies teuer an und weist die Filmscheibe in die
Ecke des Spielzeugs
www.dtmb.de/Rundgang/Filmtechnik/txt/body1.html
recht kurz geschrieben
www.sport-unterricht.net/schwimmen/kraul/daumen.html
zeigt Einzelbilder und Bildphasen zum Schwimmunterricht
www.zzzebra.de/index.asp?themaid=615&titelid=3158
zeigt das Basteln eines Daumenkinos
Phenakistoskop
und Filmscheibe
Aus Bildlizenzgründen
verzichte ich auf die Grundlagengeschichte des Films.
Man kommt
dem Themenanfang aber mit dem Begriff des Daumenkinos sehr nahe.
Eine Videokamera
stand meinen Schülern nicht zur Verfügung; und wegen
des unangemessen hohen Arbeitsaufwandes vor und nach Herstellen
des Produkts werde ich diese auch nicht anschaffen.
Um die Schüler
nicht allzusehr zu belasten, habe ich das Thema über drei
Wochen hinweg mit gezielten und gestaffelten Impulsen gestreut:
---die
erste Woche hängte ich nur eine Filmscheibe mit Nils
Holgersson an die rückwärtige Schau- und Pinnwand und
stellte die Frage: "was machen die Flügel der Gans,
wenn sich die Scheibe dreht?"
Bild: comifilm.jpg
---die
zweite Woche stellte ich den Karton mit den leeren 24 Blanko-Schülerfilmscheiben
und den Reflexionsfolien auf die Ablage im Raum und ließ
die Sportler-Phasenbewegungsbilder vom Dauerlauf austeilen.
Bild: film1943.jpg
Bild: film1949.jpg
---die
dritte Woche teilte ich ein Daumenkino von "Willi Waldfrosch"
aus, ließ es anmalen und kurz den Unterschied von Bild zu
Bild sprachlich feststellen.
Bild: Daum_kin.gif
Dann teilte
ich das 12-er Blanko-Blatt aus und ließ 2 Strichmännchen
einem Fußball nachlaufen.
Bild: comfilm3.gif
Im letzten
Schritt ließ ich die anderen Bildtafeln im 12-er Blatt mit
sauberen und ausgearbeiteten Umrisszeichnungen derselben Strichmännchen
versehen.
Die
Ergebnisse:
Bild: film2024.jpg ein guter
Einzelfilm |
Bild: film2083.jpg Einzelfilme |
Bild: film2084.jpg 3
brauchbare Einzelfilme
|
Bild: film2064.jpg 3
gute Einzelfilme
|
Bild: arbt2080.jpg
Während
des Zeichnens der Einzelfilme ließ ich noch die
Filmscheiben mit schwarzer Dispersionsfarbe einseitig
anmalen. Besonders die Schlitze sollten an den Kanten
ausgemalt werden, ebenso wies ich die Schüler darauf
hin, dass Dispersionsfarbe nicht mehr aus der Kleidung
heraus geht. Pro Klasse verbrauchte ich etwa ½
Flasche Dispersionsschwarz.
Danach
kam das schon als selbstverständliche Montieren der
ausgeschnittenen Einzelbilder mit Büroklammern auf
die Nicht-Schwarz-Seite der Filmscheibe.
|
|
Nachbemerkungen:
Auf unsere
Schüler stürmt Tag für Tag eine Bilderflut ein,
die gar nicht erst verarbeitet sein will- scheint es. Man wird
die Bilderflut erst realistisch wahrnehmen, wenn man einen ganzen
Fernsehnachmittag oder gar -abend mit beschreibenden Worten
fassen sollte (Walter Kempowski hat das mal gemacht, aber mit
Pädagogik-Studenten- eine ganze Woche lang).
Jeder vernünftige
Schüler würde sich protestierend gegen die Artikulierung
sträuben. Rein physiologisch kann er sich reifungsmäßig
gar nicht sinnvoll ausdrücken, und die Wahrnehmungsvorgänge
werden ins passive Verständnis hinab gedrückt.
Er hat aber
einen Sinn für besonders komische Situationen und kann
sehr wohl das szenische Zitat "was guckst du!" für
eine Verständnisblockade aufbringen, ebenso wie der Ausdruck
"muttu Checkerbaby machen" auf eine Parallelebene
abhebt, die der Form des subversiven Witzes nahe kommt. Wo eine
lineare Aussage zum Verständnis unmöglich ist, schafft
es vielleicht die umschreibende, einen verhüllten Sinn
zu transportieren.
Völlig
gegenteilig laufen die Nachmittagsshows ab, Zeit und Konflikte
werden künstlich aufgebläht, gespreizt und thematisiert.
Die Pubertät wird so zum passiv konsumierbaren Artikel,
eine Befindlichkeit zur Handelsware, der oder die Moderator/in
zum persönlichkeitsbildenden Familienersatz mit gelegentlich
aufgeblasener Placebo-Wirkung. Man kann dem Elternhaus keine
Vernachlässigung zubilligen, das Elternhaus weiß
es womöglich nicht anders oder kann nicht anders und hat
andere Moralfilter als zu erziehende Heranwachsende und Jugendliche.
Das macht
sich die Werbung schon lange mit ihren Clips zu eigen. Aus dem
ökonomischen gegenteiligen Zwang zur Kürze heraus
entstanden, konzentriert sie sich auf Wesentliches in der Sachaussage,
verbreitert sich aber genauso lustvoll auf ausgebreitete szenische
Schrulligkeiten, um z.B. die Kompetenz eines Bundeslandes zu
demonstrieren. Das Logo wird solcherart aufgeladen, mit bewegter
Erinnerung verknüpft und gerät so zum universellen
belebten Prägestempel.
Die unterrichtliche
Gestaltung eines Clips kann deshalb zur Bildung eines kritisch-ordnenden
Superzeichens hilfreich sein.
Nachträge:
Die
folgenden Blattvorlagen kann ich auch als AutoCad.dxf- Exportdatei
mailen, sofern die Kolleg/Innen das wünschen. |
Comfilm1.gif:
8-er Filmscheibe
|
Comfilm2.gif:
10-er Filmscheibe
|
Comfilm3.gif:
12-er Filmscheibe
|
Comfilma.gif:
12-er Filmscheibe mit diagonaler Rastermittelung
|
Comfilmc.gif:
6 verschiedene Bewegungsphasen von Mädchen
|
Comfilmd.gif:
6 verschiedene Bewegungsphasen von Männchen
|
|