Arbeiten mit Laminierfolien
und
Bildbetrachtung und -erarbeitung mit Puzzle-Teilen
von Reinhard von Tümpling

 

 

Die Vielfalt der Spielmöglichkeiten ist unbegrenzt, Schüler hantieren gerne und nesteln. Ich beschränke mich hier auf den unterrichtlichen Gebrauch eines Puzzle. Das Puzzle kann überall eingesetzt werden, wo eine Unterrichtsthematik einen vermeintlich leichten und unverbindlichen Einstieg erlaubt.

Unter "google.de" erscheinen zum Suchbegriff >laminier< 1400 Einträge von verschiedenen Anbietern. Im weiten Sinne versteht man unter Laminieren das dauerhafte Aufbringen eines Überzugs mit einer Schutzfolie aus Kunststoff, der Begriff Kaschieren gilt für das dauerhafte Aufbringen eines Überzugspapiers.

Im folgenden beziehe ich mich auf den Gebrauch von handelsüblichen Laminiertaschen (Polyesterfolientaschen, dreiseitig offen), die sich beim Aufbringen von Druck und Hitze fest und dauerhaft mit dem Bild tragenden Papier verkleben.

 

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als Grundidee
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Als ausgearbeitete Gundidee

Eine konventionelle Schülerarbeit wird meistens auf Papier erstellt; ein Druck, eine Zeichnung oder ein gemaltes Bild hat auch immer die stoffliche Wirklichkeit von Papier und Farbe.

Bleistift als Farbauftrag wirkt blassgrau bis vollfett reflektierend schwarz, beim Linoldruck oder der Monotypie z.B. kommen Bearbeitungsspuren von Platte und Farbe zur Wirkung des bildnerischen Ausdrucks, und bei Wasserfarben wirken Pigmentdichte und Papierqualität, -am deutlichsten zeigt sich dies im Aquarell und bei Temperafarben.
Immer aber wirkt die Welligkeit des nassen und getrockneten Papiers als störend, wenn auch gelegentlich bei besonderen Papiersorten der bildnerische Gesamteindruck angenehm und absichtsvoll hervor tritt.

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die Grundidee: kleine Übersichtskärtchen als Memorys, größere Schülerkärtchen zum Zerschneiden und Puzzeln, Begriffstafeln zum Anpinnen (Hinweis: im Unterricht zu erstellende handschriftliche Begriffstafeln wären frischer und besser)

Durch das Laminieren wird das Bild in seiner Wirkung hervor gehoben, es erscheint als heraus gehoben und bevorzugt und wird zugleich geschützt, aber das Bildpapier wird auch nicht mehr veränderbar.

Durch die körperhafte Oberflächenveredelung und -versiegelung wird aus dem Bilddruck auf minderwertigem Papier ein dauerhaftes Stück, ein hantierbarer und fast haptischer Gegenstand, ein Teil, ein Ding.

Im täglichen Wettbewerb um die locker gestreute bis gebündelte Aufmerksamkeit habe ich mich für den spielerischen Umgang mit Puzzles entschieden, um exemplarisch einige ausgewählte Impressionisten in der 8. Jgst. zugänglich zu machen und zu erarbeiten; in der 9. Jgst galt es Salvador Dali und seine konkret umgesetzte Bildauffassung vom Surrealismus zu vermitteln.

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Zur Aufbewahrung und als Ordnungssystem wählte ich in der Kürze der Vorbereitungszeit Briefumschläge in der 9. Jgst., und 24 aus dem Netz erhältliche Bilder von Dali. So erhielt jeder Schüler einen Schwarzweißdruck von Dali

Den Briefumschlag kurz mit dem Bildtitel und dem Entstehungsjahr beschriftet, das Bild auf A5-Größe ausgedruckt und das Blatt rückseitig bedruckt mit einem rapportierten Fließtext, mit Namen und Bildtitel als Ordnungssystem für verloren gegangene Puzzle-Teile. Das Blatt laminiert, in nicht zu kleine Teile zerschnitten und verpackt.

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zeigt die grobe unterrichtliche Struktur des Vorgehens aus meinen beiden 8. Klassen: ein Dreier- oder Viererbündel für die ganze Tischreihe, und die darin enthaltene Bildkarten (Memorys) und die Puzzle-Schachteln für den jeweiligen einzelnen Schüler.

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ist die Konstruktion einer größeren Schachtel für z.B. ein 3D-Würfelpuzzle
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zeigt die abgewickelte Konstruktion der kleinen Schachtel; ich habe sie wegen des vorhandenen Pappeformats von DIN A4 als 2 Stücke gestaltet
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zeigt einen teuren aufgegebenen Versuch, mit lösungsmittelhaltigem Kleber die Teile zu kaschieren; Ergiebigkeit, Verarbeitung und Preis des Verfahrens stehen in keinem Verhältnis zueinander
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zeigt das Einsprühen des Papiers: der Sprühnebel verklebt unweigerlich auch die Hände
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zeigt die Klebevorbereitung mit Ponal, der Klebstoff kann mit der Linoldruckwalze dünn auf der Pappe verteilt werden, anschließend schnell kaschieren und mit Zeitungspapierbeilage etwa 10 ' zwischen ebenen Platten pressen, die Zeitungsbeilage nicht vergessen
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im Ergebnis: das verklebte kaschierte Gut wirft sich wegen der Klebstofffeuchtigkeit, die Verklebung wird hart, lässt sich aber gut eben über einer Kante gegenrollen
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Stanzschnitt mit dem Stemmeisen
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Stanzschnitt mit dem breiten Stemmeisen; ein Trick an einer engen Stelle: das gezielt untergelegte Holz ermöglicht den Schnitt nur an der gewünschten Stelle, die andere Pappe wird ohne Schnitt weg gebogen
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Stanzschnitt der Radien mit dem Hohleisen
 
Unweigerlich: das Problem des scharfen Stemmeisens (und der Überzeugung durch Erfahrung...)
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ein zweckmäßiges Importwerkzeug: die Schleifrichtung und die Abziehrichtung sind vom Körper weg gerichtet, aber beim Schleifen mit der grobkörnigen weißen Scheibe baut sich die Hitze in der Schneide vorne auf.
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auch ein zweckmäßiges Importwerkzeug: die Schleifrichtung und die Abziehrichtung sind vom Körper weg gerichtet, beim Schleifen mit dem grauen Wetzstein muss im Wasserbad nass geschliffen werden: lässt man das Wasserbad versehentlich unter dem Wetzstein stehen, quillt dieser auf und läuft künftig unrund.
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Die (teure) gute alte Elu wird jetzt von Black & Decker hergestellt und vertrieben, der Schliff erfolgt mit der feinkörnigen weißen Scheibe  g e g e n  die Schneide- ein Überhitzen tritt nicht so leicht auf;
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gewöhnungsbedüftig ist das Abziehen m i t der Laufrichtung, das Hirschleder des Abziehbandes muss gut mit der Abziehpaste bestrichen und einmassiert werden
   
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zeigt das Heften der Klebelaschen; eine über Nacht mit Spanngummi fixierte Verklebung allein würde auf Dauer nicht halten
 

Die Ergebnisse

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Beim Puzzeln in 5 ' und mit der geringen Teileanzahl ließen sich leicht die Bilder legen, aber das Schwarzweiß verfremdete das Erkennen der Formen ganz erheblich
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Beim Puzzeln: das Anspruchsniveau war gerade richtig: die Bildgröße muss auch Rücksicht nehmen auf die Tischgröße
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Beim Puzzeln und Skizzieren: Abschauen vom Nachbarn war nicht möglich: Renoirs "Frühstück der Ruderer
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Wenn sich zwei Schüler das Bildkärtchen teilen mussten, konnte einer das Puzzle als Skizziervorlage nehmen
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Nach jeweils 20 ' tauschten die Schüler das Puzzle und so konnte jeder Schüler 2 Skizzen erarbeiten. Beliebt und wegen des klaren Bildaufbaus oft korrekt wiedergegeben: die Stillleben mit Äpfeln; unbekannt waren die "Badenden in der Waldlandschaft" von Cezanne und das "Frühstück im Freien".
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Das Beispiel rechts unten hat die Freiluftmalerei recht gut aufgefasst
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Das "Frühstück im Freien" gibt völlig richtig die Bildhelligkeit wieder und der "Bahnhof St.Lazare" schildert die erkannte Form.
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Manches Bild von Cezannes ist noch nicht verständlich
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Anschließend mussten die Schüler der einen Klasse für den Rest der Stunde Cezannes "Steinbruch bei Auvers" beginnen zu skizzieren, als Hinführung zur großen Eigenarbeit, und die andere Klasse bekam die Aufgabe, eine fein gepunktete Frühlingswiese zu malen
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Eines der schönsten Beispiele aus der Kunstgeschichte
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Zum Schluss die große Schautafel mit angepinnten und übermalten Beispielen und Künstlernamen, gemeinsame Sammlung und Übersicht

 


Nachgedanken

Die technisch geglättete Oberfläche, Nachveredelung und Aufwertung ist eine parallele Erscheinung unserer Zeit.
Gerahmt und hinter Glas geschützt wurden Papierbilder immer schon und eine Schlussbehandlung mit Leinölfirnis war gängige Praxis der Ölmaler. Als gegen Ende der 60er Jahre der künstlerische Siebdruck den Markt eroberte, experimentierte man mit der plastisch erhabenen Körperlichkeit der Farbe, die es bis dahin in Buch- und Offsetdruck nicht gab. Die genaue Aufbringung mit Passmarken durch Mehrfachdruck von Farbe wurde gezielt und gewollt so zum haptischen und sensorischen Ereignis. Die erzielte Reliefierung ahmte den Pinselstrich nach und sollte die Frische und Unmittelbarkeit des schnellen Eindrucks wiedergeben.

Es handelt sich aber immer um den Versuch des stellvertretenden Nachvollzugs, wenngleich ein Kunstwerk nach dem Primäreindruck entstanden ist und als Ablauf eines sinnlichen Prozesses zu begreifen ist- im Grunde versuchen wir in der Bildbetrachtung den Prozeß umzukehren. Bestenfalls können wir stilistische und formale Sehweisen setzen, und in Lebensstrukturen das Kunstwerk als stellvertretend für die Wirklichkeit wiederfinden.

www-campus.uni-regensburg.de/material/mm/dualko.pdf
www.twk.tuebingen.mpg.de/twk00/TWK.pdf
www.psychologie.uni-trier.de/fachschaft/ skripte/gedaechtnis.pdf

Die 3 Einträge beschäftigen sich mit der multisensoriellen Theorie des Lernens:
im Alltagsleben der Schule nur in plakativen Ansätzen an Aktionstagen zu verwirklichen (oder mit Figur-Beigaben zur Schokolade): zeigt sie doch die heftigste Konkurrenz, mit der die Objekte umworben sind.

http://www.kalkspatz.ceramic.de/tb/tb0399/dewald.html ist etwas polemisch und leidenschaftlich aus dem Bereich des keramischen Kunsthandwerks geschrieben, trifft aber genau den Kern.

www.sz.tu-bs.de/~martin/skripte/Ergonomie.pdf greift den Gedanken des multimedialen Lernens sehr weitgefasst auf, ist auch als HTML-Dokument sehr gut zu lesen.

http://www.fhnon.de/fbab/kirschner/dissertation/dissertation/folger/folger.htm
ist eher eine Diskussion über die multimediale Darbietungsvielfalt aus dem Architekturbereich, trifft aber hier ebenso zu.

Vgl. auch Astrid von Friesen

http://www.ldl.de/material/berichte/kunst/kern.htm
hier wird sogar empfohlen, zur Bildbeschreibung die laminierten Bildtafeln mit nach Hause zu geben

Im Grunde setzen wir vereinzelte und verstreute Spuren eines gesamten multimedialen Sinneseindrucks (wie in der Idee des barocken sakralen Gesamtkunstwerks) und werden froh sein, Fragmente oder Marksteine zum Ordnen der Wirklichkeit gesetzt zu haben.

Man kann unterrichtlich das System des Puzzle noch weiter ausbauen: nach dem Prinzip der bewegten Klasse und dem Prinzip des Stationenlernens verteilt man für eine bestimmte Schülergruppe die Puzzlekästen ungeordnet im Raum und lässt Ordnungen herstellen, oder lässt die Puzzle-Bilder z.B. nach Ordnungsziffern zusammensuchen, wie z.B. bei einer Schnitzeljagd. Oder bestehende ganze unzerlegte Memory-Bilder können nach Künstlernamen zusammen gesucht werden, um den Umfang einer Epoche oder eines Stils zu zeigen.

Reinhard von Tümpling, 2003