Ein weiterer Themenbereich
stellt sich im Jugendstil dar, noch vor Klee und Picasso. Im Wolf-Lehrmittelverlag
gibt es dazu die Bild-Idee mit der Weiterentwicklung eines unvollständigen
Kalenderblattes.
Bild: jugend_s.gif:
Ich habe den Unterricht
dieses Jahr anders aufgebaut und Tischvorlagen- bzw. Arbeitsblätter
besprochen.
Bild: klassi_2.jpg
Ich bin vom Klassizismus ausgegangen, um den Jugendstil nachvollziehbar
und verständlich zu machen |
Bild: jugend_z.jpg
(Die Originalblätter liegen auf einem Berliner Bildungsserver
im -.png-Format vor) |
Es ging im folgenden
Unterricht um einen Rahmen mit einem pflanzlichen Wachstumsmuster, die
beiden Figuren sollten nur zeichnerisch kopierend eingefügt werden.
Die Ergebnisse:
Den Themenbereich
"Picasso" habe ich dieses Jahr methodisch nur mehr gestreift
und ich habe ihn mit Ausschnitten aus seinem Lebenswerk über laminierte
Bildkarten vorgegeben.
Bild: ergeb28.jpg: auf unserer Frühjahrsausstellung
gehängte Bilder
Ich habe aber mit
Picasso selbst experimentiert und einige Schüler auf ihren eigenen
Farbkopierer-Blättern nacharbeiten lassen (die Musik-Industrie macht
in modernen Nachbearbeitungen nichts anderes, indem sie Tonpassagen der
Klassiker neu arrangiert und resampelt; der gute Thomas Gottschalk lässt
sogar die zur Legende gewordenen Interpreten neu erscheinen und als ihre
eigenen Zeitdokumente auftreten - um die Krise des Populären zu beleuchten).
Bild: ergeb29.jpg eine recht gute Picasso-Nachbarbeitung
Bild: ergeb31.jpg zwei Schülerarbeiten
Bild: ergeb32.jpg zwei Exemplare
Ich hab in diesen
fünf Arbeiten (von insgesamt 11 gesamten Farbkopien) bei den Schülern
versucht, eine übereinanderlegende Collage zu montieren aus erster
Arbeit und zweiter Nachbearbeitung.
Bild: ergeb33.jpg: Bleistift
Als Alternative bot
ich den etwas langsamer arbeitenden Schülern nur eine Zerlegung der
Musikinstrumente und Neu-Montage mit nachfühlender Bleistiftumrahmung
an. Es entstand reinster bizarrer Punk.
Die Pop-Art mit Andy
Warhol als Vertreter habe ich mit dem Zitat des seriellen Kunstwerks durchgenommen.
Bild: ergeb34.jpg: die aneinander gereihten
Marylins, Gemeinschaftsarbeit, Filzschreiber
Bild: ergeb35.jpg: ebenso die Mona Lisas
(die Vorlage zur Strichzeichnung
von Mona Lisa gibt es mit Copyright-Vermerk im Netz, es ist kein Copyright
der VG Kunst Bonn)
http://www.enchantedlearning.com/artists/davinci/coloring/monalisa.shtml
Man beachte bitte die Geschäftsidee dahinter, vergleiche hierzu auch:
http://www.g19.asn-wien.ac.at/suko/infoscreen_03/BE_02_03.html
Andy Warhols "Brillo
Boxes" habe ich mit einer selbst gestalteten Faltschachtel durchgenommen:
Unter Bildergoogle
gibt es nur 12 Dateien hierzu, was die Marktgängigkeit dieses Teils
der Kunstgeschichte etwas beleuchtet, zugleich aber auch die Produktivität
Warhols und seine Vorausschau.
www.warhol.org/
http://www.warholstore.com/
lesenswert auch: http://www.lespress.de/082003/texte082003/zeitreise082003.html
Es gibt in diesem
Zusammenhang einen Schwarzweißfilm aus Andy Warhols Factory, er
wurde einmal spätabends gesendet und ist eigentlich wegen seines
Trash-Charakters nicht jugendfrei.
Als Zeitgeist-Behauptung war das Arrangement von Brillo-Boxes sicher Kunst
(ebenso wie das Pissoir von Marcel Duchamp), es ist unterrichtlich aber
nur bedingt vermittelbar, weil die Jugendlichen mit der Kultur der aufgeschnittenen
Verkaufskartons bereits aufwachsen..
Man vergleiche hierzu: Heinz Ohff, Galerie der neuen Künste.
(Ohff, Heinz, Galerie der neuen Künste: Pop, Happening, Hard-edge,
Neo-Surrealismus, kritischer Realismus, Minimal Ars povera, Kinetik, Post-Painterly-Abstraction,
Land-Art, Electronic-Art, Op, Project-Art, Process-Art, Fluxus; Revolution
ohne Programm / Heinz Ohff. - Gütersloh; Berlin; München; Wien:
Bertelsmann, 1971. - 312 S. : Ill.; (dt.) ISBN 3-570-05436-5
Man vergleiche neben
dem Merchandising Warhols auch das von Friedensreich Hundertwasser.
Auszug aus Kindlers
Malerei-Lexikon (Digitale Bibliothek Bd.22, nachbearbeitet:
Pop art (von engl.
popular art = populäre, volkstümliche Kunst)
Kunstrichtung, die Zeichen, Symbolen und Signalen der Werbung, der Verkehrsregelung
sowie der modernen Massenkommunikationsmedien ästhetische Werte zuerkennt
und sich in ihren bildnerischen Mitteln und Motiven weitgehend an diesen
orientiert.
Sie bezieht sich auf die Gesamtheit der Umwelt des modernen Großstadtbewohners
(andere Bezeichnungen auch: Neo Dada, Neuer Realismus, Figurative Art,
Junk Culture, New Vulgarism
Gestalterische Elemente sind verfremdete Wiedergaben von Zusammenstellungen
maßstäblich veränderter populärer Konsumartikel,
die im Siebdruckverfahren oder mittels der Fotografie wiedergeben werden
und sie z.B. zusammenfügend oder aufgereiht darstellt.
Ungeachtet ihres zunächst eher affirmativen als gesellschaftskritischen
Charakters (Andy Warhol: »Pop Art is liking things«) ist der
ab Mitte der fünfziger Jahre in den von Jasper Johns und Robert Rauschenberg
beeinflußten Arbeiten einer Gruppe New Yorker Maler deutlich werdenden
und 1956 erstmals auch in London an den Exponaten der von der dortigen
»Independent Group« veranstalteten Ausstellung »This
is Tomorrow« ablesbaren Tendenz, gerade den banalen und vulgären
Aspekten der modernen Konsumgesellschaft künstlerisch Rechnung zu
tragen, über den einer ästhetischen Revolution gleichkommenden
radikalen Wandel der Ikonographie hinaus gesellschaftliche Relevanz beizumessen.
Weitere Vertreter
sind Lichtenstein, Larry Rivers, Robert Indiana, Claes Oldenburg, Tom
Wesselmann, R.B. Kitaj, James Rosenquist und Jim Dines.
Gegenstände wie z.B. eine Odol-Mundwasserflasche oder eine Lucky-Strike-Zigarettenpackung
werden als profane Objekte und in vorsätzlicher Banalität in
feierlich, ja nahezu sakral anmutender Vereinsamung als Stilleben dargeboten.
Die Künstler H. P. Alvermann, Winfred Gaul, Gerhard Richter, Wolf
Vostell und Konrad Klapheck gelten als die profiliertesten Vertreter westdeutscher
Pop Art.
Auf dem unweigerlichen
Weg in die Gegenwartskultur des Banalen mit der beliebigen Aneinanderreihung
von Bildern, Fakten, Umständen, Situationen, Gegenständen, Tönen
oder Mahlzeiten, verbindlichen Worten und anderen Sensationen habe ich
mich auf das Handwerkliche und Machbare zurück besonnen- es ist messbar
und nachvollziehbar.
Bild: schuh_3.jpg: die Rasenmäher-Schuhe
als Vorlage im Unterricht.
Man begreift das bildnerische
Schock-Element erst über den methodischen Umweg der Verhässlichung
und akzeptiert es allgemein erst dann. Der im Unterricht ausgezogene fußwarme
Schuh wird als unsittliche und heftige Provokation empfunden und ist nicht
üblich, er wird als intimer Teil des lebenden Menschen betrachtet.
Einen ähnlichen Kunstgriff hat schon Rodin mit den "Bürgern
von Calais" und "La Belle Heaulmiere" gemacht. Man suche
auch:
http://www.unc.edu/~jwatt/freshman/Art_Sculpture_Index.html
http://home.t-online.de/home/salamander/rod.html
Die Ergebnisse:
Bild: schuh_4.jpg zwei schöne Beispiele
Bild: schuh_5.jpg sehr schön die
grafisch umgesetzten Grau-Werte
Bild: schuh_6.jpg sehr gut und genau
beobachtet und umgesetzt
Bild: schuh_7.jpg ebenso
Bild: schuh_8.jpg noch gut beobachtet
Bild: schuh_9.jpg das Logo ist etwas
versteckt
Bild: schuh_10.jpg noch recht brauchbar
Beachtlich war für
mich die ablesbare und wiedergegebene 3D-Form, die von einem Viertel der
Schüler gut erreicht wurde. Ein mit Staub und Schmutz versehener
gebrauchter eingelaufener Schuh mit Haken, Schnallen und Ösen eignet
sich besser als ein glattes fabrikneues Modell mit Glanzleder - dies würde
rein flächig wirken. Übrigens ersetzt das Markenlogo als aufgedrucktes
Verkaufsargument keinesfalls die bildhafte Zeichendichte.
Beachtlich ist aber auch die Liberalisierung durch die Vielfalt. Die Warenwelt
wird keinesfalls besser und klarer geordnet, wenn man sie mit Labels und
Marken verstellt, sondern schwammiger und beliebiger.
Lehrplanzitate:
9.1 Neue Darstellungsformen erproben: Vom Abbild zur Abstraktion
Ausgehend von einer möglichst genauen Wiedergabe des Sichtbaren werden
im Zeichnen und Malen nun Stufen des bildnerischen Abstrahierens erprobt.
Übungen im zusammenfassenden Sehen und Darstellen führen die
Schüler zu einer schrittweisen Reduzierung und Vereinfachung in Form
und Farbe. In exemplarischen Werkbetrachtungen, welche die praktische
Arbeit begleiten, sollen die Schüler entsprechende Stilmittel und
Verfahrensweisen der modernen Kunst kennen lernen.
Gestalten:
Zeichnen / Malen von Pflanzen und Gegenständen
- Entwickeln einer Bildreihe in Schritten von der wirklichkeitsgetreuen
Abbildung über zunehmend reduzierte Darstellungen zu abstrakten Zeichen
(z.B. Bildsymbole, Piktogramme)
9.2 Empfindungen anschaulich
machen: Stimmungsbilder
Musik und Sprache, Geräusche und Tasterlebnisse, aber auch abstrakte
Begriffe können Empfindungen und Vorstellungen wecken und zu bildnerischen
Entsprechungen anregen. In eigenen Bildkompositionen sollen die Schüler
versuchen, auf nicht-visuelle Reize einfühlend zu reagieren und ihre
Stimmungen oder Träume sichtbar zu machen. Dazu werden die Ausdruckswerte
der Gestaltungsmittel bedacht
9.6 und auch Möglichkeiten
symbolhafter Veranschaulichung erkundet. Die Arbeitsergebnisse und Kunstwerke
regen zu Gesprächen an, in denen die Schüler ihre Empfindungen
austauschen. KR 9.2.1, D 9.2.1, Mu 9.4.3
Gestalten:
Malen, Zeichnen
- freie Versuche, nicht-visuelle Reize in Formen, Farben und Bewegungsspuren
umzusetzen
- Erfinden einer Bildkomposition zu "Stichworten" wie Frühling,
Schweben, Trauer, Aggression, Harmonie; bewusstes Verwenden von Farbe
und Form als Stimmungsträger
Betrachten:
Schülerergebnisse, Kunstwerke; Überprüfen der Wirkungen
im Gespräch, z. B. nach
- dem Stimmungsgehalt
- den Ausdruckswerten von Farbe und Form
- ggf. der Bedeutung von Zeichen und Symbolen
KUNSTBETRACHTUNG
9.3 Künstler gehen neue Wege: Tendenzen der Gegenwart
Künstler haben nach dem 2. Weltkrieg eine Vielfalt neuer Ausdrucksformen
entwickelt, mit denen sie die traditionellen Gattungsgrenzen der Malerei,
Grafik und Plastik überschreiten. Auf neuen Wegen knüpfen sie
Verbindungen zur darstellenden Kunst, zu Musik und Tanz, gestalten begehbare
Räume mit farbigem Licht und Klängen, setzen sie Zeichen im
öffentlichen Raum, verpacken Gebäude, zelebrieren sonderbare
Rituale und inszenieren Ereignisse, mit denen sie die Zuschauer auf neue
Weise ansprechen, sie provozieren, ihre Wahrnehmung erweitern, sie zur
Stellungnahme auffordern oder als Mitwirkende einbeziehen wollen.
In der Begegnung mit ungewohnten Ausdrucksformen zeitgenössischen
Kunstschaffens (z. B. Pop Art, Happening, Performance, Concept Art, Land
Art, Installation, Kinetik) gewinnen die Schüler Einblick in die
Absichten der Künstler und die Wirkung ihrer Arbeiten und sollen
die Bereitschaft entwickeln, sich interessiert und offen mit dem Ungewohnten
auseinander zu setzen.
Die Themenfelder überschneiden
sich in 9.1, 9.2 und 9.3 etwas. Das thematische Sachfeld des Schuhs hat
Warhol in seiner stilisierten Form gesetzt und uns begegnet es in seinen
Ausformungen, es ist anschaulicher und lebendiger und man begreift die
Auswüchse des Schuhmarktes bis hin zum Lifestyle. Es gibt in der
Pop-Art keinen über die Sache hinweg weisenden Sinn, der Sinn ist
nurmehr die Sache selbst.
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