Hermann Ludwig
Viscardi-Gymnasium, Kunsterziehung Balduin-Helm-Straße 2 82256 Fürstenfeldbruck Tel 08141-32150 Fax 08141-321570 Fürstenfeldbruck, 23. Mai 2003 |
denkmal aktiv Antrag auf Förderung eines Schulprojekts für das Schuljahr 2003/2004 Per Fax an: 0228-95738-23 Per Fax an: 0221 /
5 97 00-90 Per
Post an:
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Baumeister der Klosterkirche Fürstenfeld war Antonio Giovanni Viscardi, der Namenspatron des Viscardi-Gymnasiums. Viscardi stand schon zu Lebzeiten im Schatten seines Kollegen und Rivalen Zuccalli, so dass auch heute sein Werk kaum zugänglich dokumentiert ist. Eine Arbeitsgemeinschaft aus Schülern der 8., 9. und 10. Klassen, bei denen in Bayern der Lehrplanbezug zum Denkmalschutz deutlich formuliert ist, soll vor Ort die barocke Inszenierung der Klosterkirche Fürstenfeld untersuchen und dokumentieren. Dazu werden Begehungen, Messungen, Zeichnungen, Fotografien und Videoaufzeichnungen erstellt und erreichbare Quellen studiert. Das gesammelte Material wird in einer zweiten Phase der Arbeit digitalisiert und für eine Präsentation im Internet transformiert, die es Außenstehenden ermöglichen soll, die Architektur virtuell nachzugehen und nachzuempfinden. Dabei können die technischen Zielsetzungen unterschiedlich hoch gesteckt werden. Im mindesten Fall sollten verschiedene Fotostrecken entstehen, möglich sind auch Montagen von Panoramaaufnahmen, die dem Betrachter einen Rundumblick von verschiedenen Standpunkten ermöglicht, vielleicht gelingt aber auch eine Umsetzung in einen begehbaren virtuellen Raum, der dem tatsächlichen Raumgefühl am nächsten kommen würde. Zusätzlich werden Blicke hinter die „Kulissen“ die normalerweise verborgenen Rückseiten der Inszenierung aufzeigen, eine Beschreibung der vielfältigen eingesetzten Techniken das Handwerk der barocken Baumeister erklären. Dies ist sicher eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, da es sich um ein sehr komplexes und großes Gebäude handelt und heutige Schüler eine enorme Hemmschwelle gegenüber der barocken Raumausstattungen zeigen. Im günstigen Fall stehen erfahrungsgemäß etwa 20 Doppelstunden zur Fertigstellung des Projekts zur Verfügung. Es ist aber sicher davon auszugehen, dass über dieses Maß hinaus individuelle Mehrarbeit geleistet werden wird. Die bisher angefragten Schüler aus den angegebenen Jahrgangstufen sind zuversichtlich, dass ihnen die Bewältigung der Aufgabe gelingt. Dazu wird die Mischung ihrer unterschiedlichen Talente im Projektteam beitragen. Das angestrebte Resultat wird in der Veröffentlichung im Internet eine beispielhafte Dokumentation der Rauminszenierung bereitstellen, die für den Unterricht an anderen Schulen nutzbar ist, aber auch darüber hinaus eine offene Lücke im Online-Angebot schließt. Innerschulisch besteht ein besonderer Binnenbezug zu diesem Bauwerk, weil es in der Person seines Baumeisters Antonio Giovanni Viscardi den Namenspatron für das Viscardi-Gymnasium lieferte. Viscardis Werk ist im Internet kaum dokumentiert, es existieren lediglich einige einzelne Fotografien verschiedener Bauwerke. Diese werden jedoch in ihrer statischen Perspektive als Einzelbilder dem barocken Raumgefühl nicht gerecht. Es wird sich also mit dem Projekt zeigen, ob und wie ein solch großes Bauwerk im Internet präsentiert werden kann. Der angestrebte Blick hinter die „Kulisse“ der Inszenierung und die Beschreibung der handwerklichen Techniken sind eigentlich nie Gegenstand einer im Netz veröffentlichten Arbeit gewesen, sie stellen daher für den Unterricht an anderen Schulen und darüber hinaus eine Bereicherung dar |
Aspekte des Projekts: Die umfangreichen Bezüge zum Lehrplan Kunstunterricht in Bayern machen dieses Projekt besonders interessant für die Verwendung im Unterricht. Unser Kulturerbe und die Aufgaben des Denkmalschutzes sind schon lange integraler Bestandteil des Lehrplans für Kunsterziehung an bayerischen Gymnasien. Dieses Projekt kann daher in der unterrichtlichen Verankerung als ein besonders augenfälliges Beispiel dienen. Ku
8.2 Bildende Kunst: Lebensbilder
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Die Beschäftigung mit einem exemplarischen Bauwerk im Rahmen der Projektarbeit ermöglicht einen direkten, persönlichen Bezug zur Geschichte und Bedeutung der barocken Klosteranlage. Die notwendige Recherchearbeit im Zusammenhang mit dem Stadtmuseum Fürstenfeldbruck bietet die Basis für eine fundierte Rezeption. Das Stadtmuseum hatte in der Vergangenheit verschiedene Aktionen und Ausstellungen durchgeführt, die neben der Geschichte besonders die handwerklichen Techniken beim Bau einer barocken Raumausstattung zum Thema hatten. Auf diesem Material aufbauend können Techniken der Stuckherstellung, der Freskomalerei und der Aufbautechniken studiert werden, außerdem können diese Materialien in der fertigen Präsentation anderen Schulen und weiteren Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Für ein vertieftes Verständnis der barocken Architektur wird eine begleitende Stilkunde, die Vermittlung der Entwicklung des europäischen Kirchenbaus als notwenige Voraussetzung in die Projektplanung integriert. Die Zusammenarbeit mit Pfarramt St. Magdalena eröffnet den Projektanten weitere Quellen, eine Zusammenarbeit mit Frau Dr. Klemenz dort erscheint in den Vorgesprächen sehr viel versprechend. Schulintern wird eine fächerübergreifende Zusammenarbeit mit dem Fach katholische Religionslehre möglich sein. Auch dort kann mit dem erstellten Material für den Gedanken des Denkmalschutzes geworben werden. Nach umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten (seit 1965) wurde die Kirche am 26. September 1976 feierlich wiedereröffnet und gehört seitdem als Nebenkirche zur Pfarrei St. Magdalena in Fürstenfeldbruck. Die damals durchgeführten Sanierungsarbeiten sollen selbst Gegenstand der Untersuchung sein, anhand dieses enormen Unterfangens können die besonderen Schwierigkeiten, die Planungen, Überlegungen aber auch die erfolgreiche Umsetzung der Restaurierung im Ganzen und im Detail studiert werden, um für solche Maßnahmen allgemein Wissen und Verständnis zu vermitteln. So können die Aufgaben und Zielsetzungen des Denkmalschutzes intensiv vermittelt und begriffen werden. Dazu möchten wir besonders unsere Kontakte zur lokalen Denkmalschutzbehörde nutzen, die wir mit Herrn Zeh, einem damals bei der Durchführung der Restaurierung verantwortlich beteiligten Schülervaters, besitzen. Dieser kann uns aus seiner Erfahrung die Untersuchungen und Überlegungen vermitteln, die bei der Wiederherstellung der historischen Substanz eine Rolle spielten, etwa, welcher Zustand wiederhergestellt werden soll, aber auch etwa die Probleme erklären, die bei der durchgeführten Neufundamentierung aufgetaucht waren. Durch eine Regulierung der umliegenden Gewässer hatte sich der Grundwasserstand gesenkt, was die Statik des Gebäudes in erheblichem Maße gefährdete. Der Aufwand, der zur Sicherung des gewaltigen Baukörpers durchgeführt werden musste, war enorm und beeindruckend. Die Nutzbarmachung der Ergebnisse im Internet stellt eine wesentliche Zielsetzung des Projektes dar, um für das historische Bewusstsein, für eine engagierte Betrachtung der überkommenen Denkmalsschätze zu werben und dafür auch das erforderliche Material zum Verständnis liefern zu können. Noch gibt es kein Bauwerk aus dem Barock, das online en detail so ausführlich präsentiert wird, wie es in unserem Projekt vorgesehen ist. Wir werden damit hoffentlich die Grundlage für ein intensiveres und ausführlicheres Verständnis des historischen Erbes bieten können. Auf jeden Fall wird aber die eigene Beschäftigung mit einem exemplarischen Bauwerk das allgemeine Verständnis der Schüler fördern, wenn es um Fragen des Erhalts und den Umgang mit dem historischen Erbe geht. Die Zusammenarbeit mir dem lokalen Stadtmuseum auf Basis der dort schon durchgeführten Aktionen und Ausstellungen eröffnen auch den Blick in zukünftige Aufgabenstellungen hier im Areal des Klosters Fürstenfeld (aktuell: die Frage der Wiederherstellung eines zweigeschossigen barocken Prachtsaales, der heute durch eine eingezogene Betondecke vertikal durchschnitten ist, mit der Restaurierung von dort befindlichen übertünchten Asam-Fresken und Stuckarbeiten). Mit der Beschäftigung an der Klosterkirche sollte sich auch ein Bewusstsein für diese kommenden Aufgaben im Klosterareal, aber auch darüber hinaus für die Aufgaben, die das historische Erbe stellen, bilden. |