"Terasse de café le soir"

Er schlenderte langsam die schmale Gasse entlang und erinnerte sich an seine Kindheit, die er fröhlich und munter in dem kleinen Haus an der Ecke verbrachte. Er liebte es, in Charlotte Rybou’s Laden im Erdgeschoss zu stöbern. Abends lehnte er sich oft aus dem Fenster seines Kinderzimmers und beobachtete die Menschen auf der Straße. Dies ist lang vorbei, dachte er sich leise.

Während er an der großen prachtvollen Eingangstür des sich dahinter verbergenden Geschäfts vorbeiging, summte er leise das Lied mit, dass hinter dieser Tür spielte. Er hörte es, als ein Kunde den Laden betrat. Er wäre gerne dieser Melodie gefolgt, doch irgendein Gedanke hinderte ihn. Vor ihm befand sich das kleine, gemütliche und beliebte Café. Das Licht schien so hell, dass es ihn blendete und er für einen kurzen Moment seine Augen schloss. Er öffnete sie wieder, als eine sanfte, erfrischende Windböe aufkam und die Fensterläden der ersten Etage auf- und zuklappten. An seiner rechten befand sich eine große, stämmige Fichte, die bestimmt schon mehrere hundert Jahre alt war. Der Wind brachte die Zweige zum Wehen und dieses Geräusch verbarg etwas gespenstisches und zugleich geheimnisvolles.

Er schaute sich um, um nachzusehen, ob er jemanden im Café entdeckte, der ihm bekannt vorkam; aber er sah nur fremde Gesichter. Als er durch die großen Fenster des Cafés schaute, fiel ihm auf, dass die meisten Leute auf der Terrasse saßen. Es ist ja auch so ein herrlicher, warmer, sommerlicher Abend heute; dachte er. Doch sie hatten sich alle in die Ecke, des sich angrenzenden Gebäudes gesetzt, da man dort vor dem hin und wieder aufkommenden Wind geschützt war.

Er ging weiter und hörte plötzlich das Klappern der Schuhe der Frau, die vor ihm herging. Das unebene Kopfsteinpflaster bereitete ihr anscheinend Schwierigkeiten.

Dann bemerkte er die Sterne am Himmel, die an diesem Abend besonders gut zu sehen waren. Er blickte hinauf und verlor sich in seinen Träumen...

 

 

 Das Bild "Terasse de café le soir" wurde im Jahre 1888 von Vincent van Gogh fertiggestellt.

Der Text stammt von S. Ziegler, Kl.10a