Roß und Reiter im Unterricht
In München besitzen wir aus dem 19. Jh zwei Reiterbilder in erreichbarer Nähe der Schule. Vor dem Nationalmuseum Prinzregent Luitpold, den Namenspatron und Gründer unserer Schule, von Adolf von Hildebrand 1913 errichtet, und am Wittelsbacher Platz das Denkmal für Maximilian I. um 1830 von Thorvaldsen. Im 19. Jh. Erlebte das Reiterstandbild im Zuge einer romantisierenden Betrachtung von Krieg und Heldentum einen ungeheueren Aufschwung, bevor es ganz in der Versenkung verschwand. Auch für dieses "Verschwinden in der Versenkung" haben wir ein Beispiel vor der Neuen Pinakothek, den stürzenden Reiter von Marino Marini.
Hildebrand läßt sein Pferd wie die großen Vorbilder im Paßgang dahinschreiten. Der vom Boden abgehobene rechte Vorderfuß steht über den Sockel hinaus, was zusammen mit der deutlichen Schräge der linken Hinterhand dem Tier einen deutlichen Vorwärtsdrang gibt. Der Reiter selbst macht einen friedlichen Eindruck und sitzt auf dem Hengst eher wie auf einem Kutschbock. In den Schülerzeichnungen wird er gern zu einer Art Gartenzwerg. Während das Pferd den Kopf nach rechts zum Museum wendet, blickt der Reiter nach links zur Prinzregentenstraße herab. Ursprünglich stand der Reiter zentral vor dem Museum. Bei einer Umgestaltung des Vorplatzes und Verbreiterung der Straße erhielt er seinen neuen Standplatz parallel zur Straße. Während seine Straße um die Jahrhundertwende die Stadt nach Osten hin erschloß schaut er in Richtung auf die Stadt eher wie einer der zurückkommt. Zur Prinzregentenstraße haben wir mit einer 10. Klasse eine eigene Seite erstellt.
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< Moritz Mayerhofer 

    Markus Feizlmayr >

Einige Schüler suchen sich einen interessanten oder imposanten Blickwinkel, 
andere halten Ausschau nach einem bequemen Sitzplatz.
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Am Wittelsbacher Platz steht inmitten klassizistischer Bauten das Reiterbild Maximilians I. Der Erbauer der Münchener Residenz, Herzog und Kurfürst schaut schwer gerüstet zur Briennerstraße, also in Richtung Altstadt, und seine rechte Hand ist mit drohendem Zeigefinger gegen das Kultusministerium gerichtet. Berthel Thorvaldsen, einer der bedeutendsten Bildhauer des Klassizismus, hat das Denkmal zwischen 1830 und 1839 geschaffen.

Das heroische Bild des christlichen Ritters hat schon in der Renaissance Kritik und Spott über sich ergehen lassen müssen. Allerdings hat es bis ins 19. Jh immer noch zu Denkmalszwecken herhalten müssen und offensichtlich auch können. Keiner aber hat nach dem 2. Weltkrieg die Vorstellung vom edlen Ritter so am Boden zerstört dargestellt wie Marino Marini. Sein Reiter vor der Neuen Pinakothek in München markiert den kaum zu überbietenden Endpunkt einer plastischen Gattung, Allerdings scheint mir die Aufstellung vor dem Museum diese herausfordernde Stellungnahme zum Topos von Pferd und Reiter die Angelegenheit doch auf die Bedeutungsebene einer bildnerischen Etüde zum Thema Abstraktion herabzuwürdigen. Als Sinnbild für die Kunst des 19. Jhs, die einen dann im Museum erwartet, scheint mir diese Plastik nicht geeignet. Der frühere Platz vor dem Haus der Kunst ließ wenigstens noch die gedankliche Verknüpfung zu mit einer gescheiterten Kunstideologie, die sich samt dem 'Tempel für die deutscheste aller Künste' dem historisch vorläufig letzten Aufguß christlich abendländischen Rittertums verdankt.