Internet und Kunstunterricht

 

Was bringt das Internet für den Kunstunterricht? Beim Versuch einer knappen Antwort könnte man folgende Bereiche unterscheiden:

Netzkunst

Kunst, die für das Netz gemacht wurde, in diesem steht und auch nur dort denkbar ist, ist sicherlich die am engsten webbezogene Kategorie - vgl. hierzu den Beitrag im vorliegenden Heft.

Srceendesign

Screendesign liegt überall vor, wo etwas im Internet veröffentlicht wird: Die Anordnung von Texten und Bildern entsteht zwangsläufig, ist sozusagen nicht zu vermeiden und könnte Gegenstand eines Faches sein, das sich u.a. der Entschlüsselung der ästhetischen Strukturen von Texten und Bildern unter dem Vorzeichen des Grafic Designs im Printbereich schon länger zugewandt hat - die Erweiterung auf den Bereich des elektronischen Publizierens scheint da nur folgerichtig. Doch neben die rezeptive Auseinandersetzung mit bereits Publiziertem könnte das eigene ästhetisch-produktive Publizieren treten. Verschiedenste Anlässe sind hierfür denkbar: Ein im Schulbereich sicherlich naheliegender Bereich ist der der Schul-Homepage, wo künstlerisch fundierte Gestaltung und Umgang mit modernen Medien eine Symbiose eingehen könnten - vgl. hierzu den Beitrag im vorliegenden Heft.

Täglich-Brot-Kunst - Des Kaisers neue Kleider oder neue Dimensionen?

Das Internet enthält eine Unmenge an Texten und Bilder zu Kunst im allgemeinen, zu einzelnen Künstlern, Kunstgeschichte, künstlerischen Techniken, kunsttheoretischen Fragestellungen usw. usf., also zu Gegenständen, die tagtäglich in unserem Fach eine Rolle spielen. Die Möglichkeiten der Information haben damit zunächst einmal quantitativ enorm zugenommen. Zu fragen wäre aber, ob die quantitative Ausweitung des uns interessierenden Wissensbestandes auch eine qualitative Dimension hat, die das Internet für den Kunstunterricht lukrativ erscheinen lässt. Dies ist m.E. in mehrfacher Hinsicht zu bejahen. Zunächst sind viele der im Internet verfügbaren Materialien ästhetisch ansprechend und damit motivationsfördernd gestaltet, wobei letzteres auch durch den medialen Wechsel unterstützt wird. Weiterhin sind die Materialien zumeist kostenlos und Farbigkeit und Fülle des Bilderangebots sind der traditionellen Schwarz-weiß-Kopie oder dem eigens angefertigten Diapositiv weit überlegen. Zudem entfällt das Problem der räumlichen Distanzen: Auch fernab der nächsten Unibibliothek ist nunmehr Literatur (oder besser: Information) erhältlich, und wenn die Exkursion in den Kölner Dom bislang an den Entfernungen scheiterte, so ist der virtuelle Besuch (http://www.koelner-dom.de/ ) zwar kein angemessener Ersatz für eine tatsächliche Visite, aber sicherlich immer noch sinnvoller als der traditionelle Weg, die Schüler mit Dia-Kaskaden zu überschütten. An dieser Stelle wird bereits schemenhaft deutlich, worin m.E. die besondere Stärke des Internets besteht: Die unterrichtliche Nutzung des Webs ist dann sinnvoll (wenn nicht "gefordert"), wenn damit der Erwerb von Kenntnissen, Einsichten, Fähigkeiten etc. möglich ist, der ohne das Internet nicht möglich wäre.

Um es an einem Beispiel zu illustrieren: Das schönste Tafelbild, das die zentralperspektivische Konstruktion eines Hauses in Eckperspektive veranschaulicht, visualisiert zwangsläufig nur eine statische Ansicht unter vielen potentiell möglichen Ansichten. Im Internet auffindbare computerbasierte Anwendungen erlauben aber zudem die Neudefinition von Parametern, so dass visuell nachvollziehbar wird, wie sich bspw. der Betrachterstandpunkt bei Verlegung der Fluchtpunkte verändern würde etc.


(http://www.cinderella.de/de/demo/gallery/Perspektive.html)

Dieses "Mehr", das neue Einsichten ermöglicht, die wir mit unseren bisherigen Mitteln nur beschränkt zu vermitteln vermögen, halte ich für das eigentlich Spannende am Internet, und von diesen "Mehrs" gibt es mittlerweile etliche, die man nur finden muss, um sie sinnvoll im eigenen Unterricht einsetzen zu können.

Wo wird man also fündig? Die beste Adresse ist nach wie vor kunstunterricht.de. In dieser (auch mit einer Suchfunktion durchsuchbaren) Datenbank finden sich nach Themen, Schulstufen etc. geordnet -zig Links auf lohnende Webadressen, weshalb wir in diesem Heft auch nicht den Versuch unternehmen, eine eigene Linkliste zu erstellen. Neben kunstunterricht.de sei deshalb nur noch auf wenige andere mögliche Startpunkte verwiesen: Materialhinweise findet man auch beim Deutschen Bildungsserver, bei der Zentrale für Unterrichtsmedien sowie auf den Bildungsservern der einzelnen Bundesländer.

Ralf Janaszek