Umsetzungen zu van Gogh

von Reinhard von Tümpling

Ich habe den geschilderten Unterricht in einer 7. M-Klasse im Schuljahr 2004- 2005 gehalten. Die Erlaubnisscheine der Erziehungsberechtigten zur Veröffentlichung liegen real vor.

Der Unterricht erstreckte sich etwa über 4-5 Doppelstunden. Ich habe wegen der inneren Struktur des Stoffes deshalb seine Vermittlung im angepassten Rahmen vorgezogen.

Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh
eine schnelle Kurzfassung
http://www.ejahn.de/vangogh/lebenslauf-vangogh.htm
eine recht präzise Schilderung seines Lebenslaufes
http://people.freenet.de/1604/vincent.html
ein Beitrag zu Museumspädagogik
http://www.kunstwissen.de/fach/f-kuns/b_neu/impress/gogh01.htm
eine Kurzfassung

www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3822812145/kunstlinks
als recht fülliges Buch.
Ich bin deshalb davon ausgegangen, dass van Gogh im Kontext längst Allgemeingut geworden ist und hatte ihn also nurmehr zu aktualisieren. Sein kunstgeschichtlicher Bezug ist längst formuliert und seine Arbeiten Mittelpunkt des Bildungstourismus geworden.


Lehrplaneinbindung

8.3 Künstlergruppen und Einzelgänger: Wege in die Moderne
Das an den Sehgewohnheiten orientierte Darstellen wurde von Künstlern im 19. Jahrhundert seit der Erfindung der Fotografie zunehmend in Frage gestellt und durch neue bildnerische Ausdrucksmöglichkeiten abgelöst. Suchen die Realisten und Impressionisten in ihren Werken dem Seheindruck noch möglichst nahe zu kommen, so schlagen die Künstler der Folgezeit andere Wege ein, die in der Moderne schließlich zum autonomen Bild führen.
An exemplarischen Bildwerken, die auf sehr unterschiedlichen Wegen den Aufbruch in die Moderne dokumentieren, sollen die Schüler zum bewussten Betrachten und zum reflektierten Umgang mit neuen Sehweisen und Darstellungsabsichten in der bildenden Kunst geführt werden. Sie sollen dabei auch Grundlagen erwerben für das Verständnis der weiteren Entwicklung der Kunstströmungen im 20. Jahrhundert, wie sie von Künstlergruppen und Wegbereitern der klassischen Moderne angestrebt wurden. In der Gestaltung eines"biographischen Blattes" setzen sich die Schüler mit dem Werk eines Künstlers ihrer Wahl gedanklich und bildnerisch auseinander.

Betrachten: Künstler und Werkbeispiele: Wegbereiter im 19. Jh., z. B.:
- Realisten und Impressionisten
- van Gogh und Gauguin

 

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Vincent van Gogh ist m. E. ein Sonderfall. Bei ihm überlagern sich persönliches Geschick und soziale Situation, Krankheit und seine eigene Geschichte als bildnerischer Ausdruck des stilistischen Übergangs zur Moderne.
Mich persönlich hat eigentlich zunehmend Unbehagen bewegt, den vorgefundenen Lebenslauf in eine unformatierte Form zur neuen Nachbearbeitung zu bringen und anzubieten.


Bild: van Gogh Fabriken.jpg

Bild: van Gogh Eisenbahnwaggons.jpg

Der freundschaftlich-kollegiale Aspekt mit allem Respekt (mit Abbildeerlaubnis):


Bild: VG_Com_1.jpg

Bild: VG_Com_2.jpg

http://www.kunstunterricht.de/material/vtuempling/leonardo/

Benutzte Literatur:

Malen wie van Gogh, Verlag an der Ruhr, ISBN 3-86072-754-0, 2002


Bild: VG_Roulin.jpg:
ich nehme dies Blatt auf, um das Problem der aufbereiteten Schwarzweißgrafik im Gegensatz zum gemalten Bild aufzuzeigen (Quelle: s.o.)

Bild: VG_Selbst.jpg:
ebenso (dto.)


Bild: VG_Zimmer.jpg:
ebenso (dto)

Sinngleich auch: Malen wie Gaughin, Verlag an der Ruhr, ISBN 3-86072-752-4

http://www.us-way.de/cokemalen.htm als grenzwertiges Beispiel in diesem Zusammenhang
http://www.hshinterbruehl.ac.at/3__klassen___7__schulstufe.htm ebenso
http://www.abcgallery.com/V/vangogh/vangogh.html das Frühwerk, eher impressionistisch
http://www.abcgallery.com/V/vangogh/vangogh-2.html das Spätwerk

Umgesetzte Vorlagen:
Aus dem zitierten Buch habe ich einige Finelinerzeichnungen auf Pergament anfertigen lassen, um sie in dieser Form lizenzfrei weiter zu bearbeiten...


Bild: VG Vorlage 1 Zimmer 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 3 Sonnenblumen 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 4 gelbes Haus 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 5 Ebene La Crau 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 7 Fischerboote bei Saint Mairie 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 8 Bildnis Joseph Roulin 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 10 Nachtcafe 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 11 Cafeterrasse Arles 1888.jpg

Bild: VG Vorlage 9 Sternennacht 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 12 Selbstbildnis 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 13 Dorfstraße in Auvers 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 14 Olivenbäume 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 15 Straßenarbeiter 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 2 Selbstbildnis 1889.jpg

Bild: VG Vorlage 6 Kirche in Auvers 1890.jpg

Ich habe das nüchterne Selbstbildnis van Goghs zur Vergegenwärtigung und die Dorfansicht von Auvers genommen, um das Stilisiert-Pittoreske von van Goghs Bearbeitung mit dem erlebten Gegenwartseindruck der Schüler abzugleichen und ohne zu sehr auf seinen Stil einzugehen.


Die Ergebnisse:


Bild: VGogh Schüler 6 2005.jpg ... vier umgesetzte kleinformatige Blätter...auch im Rahmen von Stundenfüllern einsetzbar


Bild: Vgogh1 Schülerabeit.jpg: mit dem Pinsel grafisch gemalt

Bild: VGogh Schüler 1.jpg: das Bildnis Dr. Gachet, aus dem Schuljahr 2003-2004


Bild: VGogh Schüler 2.jpg: ebenso

Bild: VGogh Schüler 3.jpg: aus dem Schuljahr 2003-2004


Bild: VGogh Schüler 4.jpg: aus dem Schuljahr 2003-2004, Dr. Gachet


Bild:VGogh Schüler 13.jpg: diese Bild wegen seiner unmittelbaren schnellen Kraft im Ausdruck

Bild:VGogh Schüler 7.jpg: Dorfansicht

Bild:VGogh Schüler 8.jpg: Dorfansicht

Bild:VGogh Schüler 13.jpg: Dorfansicht

Bild:VGogh Schüler 9.jpg: Dorfansicht


Bild:VGogh Schüler 10.jpg: Dorfansicht

Bild:VGogh Schüler 15.jpg: Dorfansichten


Bild:VGogh Schüler 17.jpg

Bild:VGogh Schüler 16.jpg

Bild:VGogh Schüler 14.jpg



Bild:VGogh Schüler 18.jpg:
ein übliches Pinselsortiment eines Schülers, als Hinweis.
Van Gogh malte breitflächig mit pastosen Farben, --- für normale Schüler ist das eigentlich unerreichbar


Das Problem der Auffassung:


Bild: moorhex_24.jpg
:

der Betrachter ist versucht, im Bild formal und grafisch nachfahrend erkannte Einzelheiten herauszulesen und mit Namen zu beschreiben und zuzuordnen (gleichwohl: man sollte es sein lassen, - das Ganze ist weit mehr als die Summe der Teile!)- ein Impressionist ­auch ein Neo-Impressionist- hätte den sinnlichen Eindruck des Dorfes als Bild verschwommener beschrieben


Bild: VG_Zypressen.jpg:

hier zeigt sich van Goghs ganzheitliche und zugleich grafische Auffassung der Bildteile: man muss die Bildinformation zurückübersetzen zum ursprünglichen Eindruck
Seine Arbeitsweise wird nicht einsehbar sein, weil seine Primärmotivation im Hinblick auf das Schüleralter anders gelagert war und sein Temperament in Öl auf Leinwand in dieser Altersgruppe nicht nachvollziehbar ist.


Lebenslauf unformatiert, Gebrauch zur Weiterverarbeitung

Vincent van Gogh

Geboren:
30. März 1853,11:00 in Groot-Zundert (bei Breda, Nord-Brabant), Selbstbezeichnung
"Vincent der Holländer"

Eltern:
Vater: Theodorus (protestantischer Pastor, geb. 1822, gest. 27.3.1885 durch Schlaganfall, dessen Vater auch Pastor)
Mutter: Anna-Cornelia, geb. Carbentus (1819-1907, 3 Jahre älter) (ihr Vater war königlicher Buchbindermeister aus Den Haag) Heirat: 21.5.1851, V. nennt die Eltern Pa und Ma

"1. Kind":
Vincent-Willem, geb. 30. März 1852, Totgeburt)

1. Kind der beiden:
Vincent-Willem (geb. 30. März 1853, gest. 29. Juli 1890)

2. Kind der beiden:
Anna-Cornelia, genannt "Anna" (1855-1930)

3. Kind der beiden:
Theodore Vincent, genannt "Theo" (geb. 1. Mai 1857, Lieblingsbruder, gest. 25. Januar 1891), V. nennt ihn oft "Junge" in den Briefen

4. Kind der beiden:
Elisabeth-Huberta, genannt "Lies" (1859-1936)

5. Kind der beiden:
Wilhelmina Jacoba, genannt "Will" (1862-1941, seit 1902 in einer Nervenheilanstalt)

6. Kind der beiden:
Cornelis Vincent, genannt "Cor" (1867-1900/Selbstmord)
Weitere Vorfahren:
auch Geistliche, einer sogar Bischof von Utrecht, aber auch Goldschmiede und Kaufleute, Vater seiner Mutter Vizeadmiral
Weitere Verwandte: 3 Onkel sind Bilderhändler

Jan.1861-Okt.1861
Besuch der Dorfschule in Zundert, danach Hausunterricht durch eine Gouvernante

1. Oktober 1864
Der 11jährige Vincent verlässt Zundert und wird in das Internat Jan Provily (Zevenbergen zwischen Rosendal und Dordrecht nahe Zundert) gebracht, V. versucht sich bereits im Zeichnen (bis 31.8.1866), nach dem 1. Trauma des Stellvertreterdaseins (für den ersten totgeborenen Vincent) war dieses Fortgeschicktwerden sein 2. Trauma

September 1866
Schul- und Ortswechsel nach Tilburg (Mittelschule, staatl. Internatsschule König Wilhelm II., wohnt privat bei Familie Hannick), Vincent ist ein guter Schüler, Kunsterzieher Huysmans

14. März 1868
Rückkehr nach Zundert (fast 15jährig), bleibt 1¼ Jahre zuhause

30. Juli 1869
Anstellung in Den Haag bei einer holländischen Filiale der Pariser Bildergalerie Goupil& Cie durch Herrn Tersteeg (Empfehlung seines Onkels "Cent" Vincent) für 4 Jahre

Ende Januar 1871
Der Vater wird nach Helvoirt versetzt, Umzug der Familie dorthin

August 1872
Der 15jährige Theo besucht V. in Den Haag, feierliches Versprechen füreinander einzustehen, anschl. Beginn des regen Briefwechsels mit Theo (der zu dieser Zeit Internatsschüler in Oisterwijk ist), mehr als 600 Briefe von V. an Theo im Laufe der Zeit

1873
V. Vater "kauft" V. vom Militärdienst für 625 Gulden "frei"

Mai 1873
Versetzung in die Londoner Filiale (wohnt in einer Familienpension bei Mrs. Ursula Loyer, Witwe eines Sprachprofessors) V. lernt die englischen Maler lieben (Constable, Turner, Gainsborough, Reynolds), liest viel (Dickens, Kunstbücher). Er verliebt sich in die 19jährige Eugénie, die Tochter der Pensionswirtin (Pflegerin in einem Säuglingsheim), V. nennt sie "Engel der Kleinsten", eines Tages bittet er E. um ihre Hand (Erstaunen, Lachen), E. ist bereits verlobt und hat V. zum Narren gehalten, Rückkehr nach Hause zu den Eltern nach Helvoirt

Okt. bis Dez. 1874
für ein paar Monate Angestellter im Stammhaus Goupil in Paris kurz nach Weihn. 1874 Rückkehr in die Londoner Filiale, erneut abgewiesen von Eugénie

15. Mai 1875
endgültige Versetzung in das Stammhaus in Paris, vernachlässigt die Arbeit, Bibelstudien, Besuch von Galerien und Museen, Freundschaft mit dem jungen Engländer Harry Gladwell (auch bei Goupil angestellt)

22. Oktober 1875
V. Vater wird von Helvoirt nach Etten versetzt, V. liest viel zu der Zeit (Victor Hugo, Heinrich Heine, John Keats, George Eliot, die Bibel), wird immer religiöser und zurückgezogener

April 1876
Goupils Nachfolger (Boussod und Valadon) werfen V. raus, nachdem V. sagte der Bilderhandel sei "organisierter Diebstahl". V. verlässt Paris, einige Tage bei seinen Eltern

16. April 1876
Ankunft in London, Beginn als Hilfslehrer und Erzieher in einem Schulheim in Ramsgate (Leiter Mr. William Port Stokes) gegen Kost und Logis, V. gibt Sprachunterricht (Französisch ­ nur mäßige Kenntnisse ­ und Deutsch) und Arithmetik, später Umzug des Pensionats nach Isleworth (Vorort von London)

1. Juli 1876
Job als Hilfslehrer und Hilfsprediger ("London missionary") bei einem Methodistenpastor (Mr. Thomas Slade Jones), kein großes Rednertalent

5. Nov. 1876
V. erste Predigt

Ende Dez. 1876
Rückkehr nach Holland zu seinen Eltern, Onkel Vincent verschafft V. abermals einen Job (in der Bücherei van Braam & Blussé von Hr. Braat in Dordrecht), V. wohnt bei der Familie des Getreidehändlers Rijkens in der Tolburgstraatje am Meuseufer, starkes Verlangen ein"Handwerker des Christentums" zu werden, philosophieren, Piep schmöken, sein Zimmergenosse Görlitz (in der gleichen Pension) spornt V. an seine Theologiestudien zu beenden und die Abgangszeugnisse zu erwerben

9. Mai 1877
V. trifft in Amsterdam bei seinem Onkel "Jan" Johannes ein um dort seine Vorstudien für ein späteres Theologiestudium fortzusetzen, Onkel "Jan" gibt ihm Unterkunft, Onkel "Cor" bezahlt den Unterricht, Sprachlehrer Mendes da Costa, Griechisch fällt ihm recht schwer

Juni 1878
Vincent gibt auf, "Muss man so viel wissen um Gottes Wahrheit zu vermitteln?", anschl. 6 Wochen zu Hause in Etten

Ende August 1878
Aufnahme in eine kleine Evangelistenschule des Pfarrers Bockma in Laeken bei Brüssel in der Missionare ausgebildet werden, auch hier weicht die anfängliche Euphorie bald der Ernüchterung, V. vermag ­ wie bereits in Amsterdam ­ den Sinn bestimmter Lehrfächer nicht einsehen, die Begeisterung für die Kunst manifestiert sich immer mehr in seinen Briefen an Theo, keine Ernennung nach Ende der Probezeit, große Niedergeschlagenheit

Dezember 1878
Aufbruch nach Pâturages in die Borinage als "Apostel" (elendstes Gebiet Belgiens, Grubengebiet), V. wohnt zunächst bei dem Hausierer van der Haegen anschl. bei Bauern, V. erhält auf Grund seines großen Eifers einen zeitlich begrenzten Auftrag vom Ausschuss zur Glaubensverbreitung (Vikar bei Pfarrer Bonte), V. macht schon sehr viele Zeichnungen in dieser Zeit, die sämtlich verlorengegangen sind

ab Januar 1879
V. darf im Auftrag des Brüsseler Evangelisationskomitees für 6 Monate in Wasmes als Laienprediger arbeiten (50 Francs pro Monat), V. wohnt in einer Baracke und schläft auf Stroh.

16. April 1879
Grubengas-Explosion in Frameries, aufopfernde Hilfe von V.

Juli 1879
Der Ausschuss z. G. will V. wg. übertriebener Selbstaufopferung nicht übernehmen, V. ist sehr enttäuscht von dem Pharisäertum und dem Materialismus der protestantischen Geistlichen

Aug. 1879 ­ Juli 1880
V. beginnt intensiv zu zeichnen, V. wohnt in Cuesmes in der Nähe von Mons bei dem Grubenarbeiter Charles Decrucq, monatelang irrt V. umher, ohne Ziel, ohne Arbeit, ohne Geld, Theo fängt an V. finanziell zu unterstützen

15. Oktober 1880
V. geht nach Brüssel und studiert an der Kunstakademie anatomisches und perspektivisches Zeichnen (27 Jahre alt), Mentor Anthon G. A. Ridder van Rappart (Maler, Kunststudent?!), V. versucht einige Zeichnungen zu verkaufen

Mitte April 1881
V. verlässt Brüssel und begibt sich nach Etten zu seinen Eltern, zeichnet dort vor allem Landschaften, van Rappard besucht ihn dort für 2 Wochen

August 1881
V. besucht seinen Vetter, den Maler Anton Mauve (1838-1888), in Den Haag

Ende August 1881
van Goghs bekommen Besuch von der 7 Jahre älteren Cousine von V. (Cornelia Adriana Vos, geb. Stricker, genannt "Kee", Tochter eines Onkels, Pfarrer Stricker, aus Amsterdam, seit 3 Jahren Witwe, 9jähriger Sohn Jan), V. verliebt sich, Zurückweisung "Nie, nein, nimmer", abermals eine traumatische Erfahrung

Herbst 1881
V. arbeitet jetzt viel mit dem Kohlestift und dem Blei, ebenfalls Sepiazeichnungen und Temperatechnik, immer noch vergebliche Liebesbriefe an Kee, Ende November Besuch bei Kees Familie in Amsterdam, V. will Kee einen Heiratsantrag machen, Kee lässt sich nicht sprechen, V. hält die Hand über eine Lampenflamme um seine Liebe zu beweisen, gebrochenen Herzens kehrt V. zurück, er wendet sich auch von Gott ab

Dezember 1881
Besuch bei seinem Vetter Anton Mauve und seiner Frau Arlette in Den Haag, V. lernt Sien kennen, Erste Studien mit Aquarell- und Ölmalerei

Weihnachten 1881
Zerwürfnis mit seiner Familie, V. geht wieder nach Den Haag, Mauve besorgt ihm ein Atelier

Anfang 1882
V. hat Kontakt mit "der Bewegung von 1880" (naturalistische und symbolistische Strömungen), gesundheitliche Probleme

Februar 1882
V. verkauft eine Zeichnung an Tersteeg für 10 Gulden (1. Selbstgeschaffenes Werk)

Frühjahr 1882
Zerwürfnis mit seinen Malerkollegen und mit Mauve, Aufnahme und Verhältnis mit der schwangeren Prostituierten Clasina Maria Hoornik, genannt "Sien" (Alkoholikerin, 32 Jahre, 5jährige Tochter), Herr Tersteeg kauft ihm 10 Zeichnungen ab

März 1882
V. Onkel Cornelis bestellt 12 Federzeichnungen (Ansichten von Den Haag) für 30 Gulden, anschl. noch mal 7 (20 Gulden) ­ für lange Zeit V. einzige Aufträge

April/Mai 1882
V. will Sien heiraten, Theo, Mauve und Tersteeg bestürmen V. das Verhältnis zu Sien abzubrechen, die Familie überlegt V. unter Kuratel zu nehmen (nach Gheel in der Nähe von Antwerpen, wo sich eine Irrenanstalt befindet)

Anfang Juni 1882
wg. Gonorrhöe (Tripper) für 3 Wochen ins Krankenhaus, V. liest viel (Zola, Hugo, Balzac, Daudet, Dickens, Carlyle etc.)

1. Juli 1882
Sien bekommt ihr Kind

August 1882
Theo besucht V. und ermutigt ihn mit der Ölmalerei zu beginnen

Sommer 1882
Der Vater zieht mit der Familie nach Nuenen um

Januar 1883
Theo verliebt sich in Marie, gewisse Parallelen zu Sien

Februar 1883
mehrwöchige Augenentzündung von V.

September 1883
V. trennt sich von Sien und geht in die Provinz Drenthe (Nordholland)

Dezember 1883
V. zieht nach Nuenen und bleibt dort bis zum November 1885, in diesen 2 Jahren entstehen fast 200 Gemälde sowie zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen

Januar 1884
V. Mutter bricht sich beim Aussteigen aus dem Zug ein Bein, langwierige Geschichte, V. pflegt sie liebevoll

August 1884
Die 43jährige Tochter einer Nachbarin, Margot Begemann, verliebt sich in V., die beiden wollen heiraten, Widerstand beider Familien, Margot will sich Anfang September 1884 mit Strychnin vergiften

November 1884
V. hat jetzt 4 Malschüler

27. März 1885
V. Vater Theodorus stirbt nach einem Schlaganfall

30. März 1885
An V. Geburtstag und dem Todestag des ersten V. wird Pastor van Gogh beerdigt

April 1885
Heftiger Streit in der Familie, V. wird vorgeworfen dass er keinen Anspruch auf irgendwas hätte, da seine lange Ausbildung so teuer gewesen wäre, V. verzichtet dann auf sein Erbteil

April/Mai 1885
V. malt "Die Kartoffelesser", das Hauptwerk seiner holländischen Periode, erstmals erregen seine Arbeiten in Paris einige Aufmerksamkeit

Ca. Juni 1885
Bruch der Freundschaft mit van Rappard nachdem dieser eine Litoraphie V. von den Kartoffelessern stark kritisierte

August 1885
Der Farbenhändler Leurs in Den Haag stellt zum erstenmal einige von V. Arbeiten in 2 Schaufenstern seines Geschäfts aus

November 1885
V. geht nach Antwerpen

Januar 1886
V. schreibt sich an der königlichen Kunstakademie (Antwerpen) ein und besucht dort die Malerei- und Zeichenklasse, lehnt jedoch das akademische Lehrprinzip ab

Jan./Febr. 1886
Zahn- und Magenprobleme, evtl. auch Syphilis

März 1886
V. fährt nach Paris, Theo leitet dort für die Fa. Boussod & Valadon (Goupil) eine kleine Galerie am Montmartre, kurz darauf ziehen die beiden Brüder um in die Rue Lepic 54

April/Mai 1886
V. studiert im Atelier Cormon (u.a. mit John Russel, Henri de Toulouse-Lautrec und Emile Bernard), durch Theo lernt er auch die Impressionisten kennen (Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley, Camille Pissaro, Edgar Degas, Paul Signac, Georges Seurat), V. schließt Freundschaft mit Pissaro

Mai 1886
V. Mutter zieht mit Wil nach Breda um, ein Trödler kauft die von V. dort zurück gelassenen etwa 70 Bilder für wenige Cent pro Stück, die übrigen verbrennt er

Sommer 1886
V. malt mehrere Bilder in der Technik des Pointillismus, er lernt weitere Künstler kennen in dem Farbengeschäft von Julien "Père" Tanguy, reger Bildertausch mit anderen Malern, einen Freund Tanguys malt V. für ein Honorar von 20 Francs

Winter 1886
V. freundet sich mit Paul Gauguin (1848-1903) an

Frühjahr 1887
Rege Diskussionen, Bernard und Gauguin betrachten den Impressionismus als Endstufe in der Entwicklung der Malerei, V. widerspricht, Bernard, Gauguin (ab Dez. 1887), Toulouse-Lautrec und van Gogh bilden die Gruppe "Peintres du Petit Boulevard" (gemeint ist damit der Boulevard de Clichy), als Gegenpol zu der Gruppe "Peintre du Grand Noulevard"/Boulevard de Montmartre, auch befreundet mit Signac, kurze Liaison mit Agostina Segatori (Besitzerin des "Cafè du Tambourin")

Februar 1888
V. verlässt Paris und geht nach Arles (20.2.88), in den 2 Paris-Jahren sind mehr als 200 Bilder entstanden, V. träumt vom Zusammenleben in einer Künstlergemeinschaft, V. erhält jetzt normalerweise 200 Francs von Theo, anfangs Logis im Hotel Carrel

März 1888
Auf dem Pariser "Salon des Artistes Indépendants" werden 3 Bilder van Goghs ausgestellt, der dänische Maler Christian Mourier-Petersen ist 2 Monate lang sein einziger Gefährte

März - Mai 1888
mehrere Gemälde der "Brücke von Langlois in Arles" entstehen, V. mietet die rechte Hälfte des "gelben Hauses" in Arles (Einzug jedoch erst am 17. Sept. 1888), das er bis April 1889 bewohnt

April 1888
Besuch von dem amerikanischen Maler Dodge MacKnight

Mai 1888
Umzug ins Café de la Gare (Ehepaar Ginoux)

30.5.-2.6.1888
für ein paar Tage nach Saintes-Maries-de-la-Mer (Mittelmeer)

Juni 1888
durch MacKnight wird V. mit dem belgischen Dichter und Maler Eugène Boch (1855-1941) bekannt ("Villeroy & Boch")

Juli 1888
V. freundet sich mit dem Postmeister Joseph Roulin an, malt 6 Ölbilder und macht mehrere Zeichnungen von ihm, später auch von dessen Frau und den 3 Kindern

28. Juli 1888
V. gleichnamiger Onkel (sein damaliger Förderer) stirbt

August 1888
V. malt eine ganze Serie mit Sonnenblumenbildern

September 1888
Das "Nachtcafé" entsteht (Café Alcazar) und die "Sternennacht über der Rhône"

Oktober 1888
Gauguin kommt zu V. (23.10.88), die beiden kochen, essen und malen zusammen, der Zuavenleutnant Milliet, der das letzte halbe Jahr ab und zu mit V. malte bzw. zeichnete, wird nach Algerien versetzt

November 1888
Bild "L'Arlésienne" (Madame Ginoux, Besitzerin des Bahnhofcafés)

Dezember 1888
Häufigere Auseinandersetzungen wg. unterschiedlicher künstlerischer Meinungen

23. Dezember 1888
Lt. Gauguin geht V. angeblich mit einem Rasiermesser auf ihn los, worauf dieser in einem Gasthof übernachtet, V. erleidet in dieser Nacht einen Anfall geistiger Umnachtung und schneidet sich den unteren Teil seines linken Ohres ab, er wickelt es in Zeitungspapier und bringt es der Prostituierten Rachel als "Geschenk" ins Bordell, als Auslöser für die Ereignisse des 23.12.88 kommen eine völlige körperliche Verausgabung in den letzten Monaten, die Spannungen mit Gauguin und evtl. die Botschaft der Verlobung Theos mit Jo (wahrsch. am 23.12. erhalten, Verlustängste) in Frage, Gauguin reist ab, anschl. Krankenhaus (Dr. Félix Rey), Theo kommt für 1-2 Tage

Dezember 1888
Theo verlobt sich mit Johanna Gesina Bonger (1862-1925), genannt "Jo", der Schwester seines Freundes Andries Bonger, Pastor Salles kümmert sich etwas um V.

7. Januar 1889
Entlassung aus dem Krankenhaus

Anf. Januar 1889
Offizielle Verlobung von Theo und Jo in Amsterdam

21. Januar 1889
V. Freund Roulin wird nach Marseille versetzt

4. Februar 1889
erneuter Anfall

7. Februar 1889
abermals im Krankenhaus, V. leidet an Schlaflosigkeit und Halluzinationen (er glaubt dass man ihn vergiften wolle)

März 1889
Aufgebrachte Bürger erwirken eine Internierung im Krankenhaus für den "fou roux", den"rothaarigen Verrückten", sein Haus mit allen Bildern wird kurzfristig von der Polizei geschlossen, Lies und Will schicken einen Wechsel über 678,23 Francs (der von V abgetretene Erbteil) zur Finanzierung der Pflege von V., (schlechtes Gewissen)

April 1889
V. räumt das "gelbe Haus", durch feuchte Wände aufgrund eines nahen Hochwassers Schäden bei den darin zurückgelassenen Bildern, Theo heiratet am 18.4.89 in Amsterdam Johanna Bonger

8. Mai 1889
V. geht wg. wiederholten schweren Krisen und Ohnmachtsanfällen auf eigenen Wunsch in das Asyl für Geisteskranke (Hospital, ehemaliges Kloster Saint-Paul-de-Mausole) bei Saint-Rémy-de-Provence, der leitende Arzt, Dr. Peyron, "diagnostiziert" Epilepsie ­ nach entsprechenden Hinweisen V. auf angebliche Epilepsiefälle in der Familie der Mutter, V. darf malen - nach neuerer wissenschaftlicher Erkenntnis könnte V. an akuter Porphyrie gelitten haben, einer in Schüben auftretenden Erbkrankheit des Blutes, auch Syphilis ist nicht ausgeschlossen, am wahrscheinlichsten ist jedoch eine traumatische Neurose

Juni 1889
V. darf jetzt auch ­ in Begleitung - ausserhalb des Asylbereichs malen

August 1889
erneuter Anfall beim Malen im Freien (Verschlucken giftiger Farben oder Terpentin), darf 6 Wochen das Haus nicht mehr verlassen

September 1889
Im "Salon des Indépendants" in Paris werden 2 Bilder van Goghs ausgestellt "Sternennachtüber der Rhône" und "Iris (Schwertlilien)", Pissaro ­ von Theo darauf angesprochen­ empfiehlt einen Umzug V. nach Auvers zu Dr. Gachet

Ende Dez. 1889
plötzliche Geistesverwirrung, V. versucht sich abermals durch Verschlucken von Farben zu vergiften

18. Januar 1890
Ausstellungseröffnung der Gruppe "Les Vingt" (Lex XX, Die Zwanzig) in Brüssel (Cézanne, Renoir, Signac, Sisley, Toulouse-Lautrec etc.), darunter 6 Bilder von van Gogh, Toulouse-Lautrec fordert einen anderen Maler (de Groux), der sich abfällig über V. Bilder äussert, zum Duell, erstmals ausserhalb Hollands ein begeisterter Artikel des Kunstkritikers Albert Aurier im "Mercure de France"

31. Januar 1890
Theos Frau Jo bekommt einen Sohn, der den Namen seines Onkels und Paten Vincent Willem erhält

Februar 1890
Anne Boch, die Schwester von Eugène Boch, hat in Brüssel V. Gemälde "Der rote Weinberg" für 400 Francs gekauft, vielleicht das einzige Gemälde, das Vincent überhaupt verkauft hat

Ende Febr. 1890
Erneuter Anfall nach einem Besuch in Arles mit fast 2monatiger Auswirkung

März 1890
V. ist beim "Salon des Artistes Indépendants" in Paris mit 10 Gemälden vertreten, großartiger Erfolg bei der Ausstellungseröffnung (19.3.90), Monet hält sie für die besten auf der Ausstellung

16. Mai 1890
V. verlässt Saint-Paul, Ankunft in Paris am 17.5.1890

20. Mai 1890
V. reist nach einem kurzen Abstecher in Paris bei Theo und dessen Familie nach Auvers-sur-Oise, wohnt dort in dem kleinen Café des Ehepaares Ravoux und wird von Dr. Gachet betreut, in den 2 Monaten, die er noch zu leben hat, malt er über 80 Gemälde

Juni 1890
Bisher lange vertuschte Liebesbeziehung zwischen dem 37jährigen V. und der 21-jährigen Marguerite Gachet; Dr. Gachet, der dies nicht gutheisst, erteilt V. Hausverbot

6. Juli 1890
Offensichtlich gab es auch Differenzen bei einem Sonntagsbesuch V. bei Theo; Theo, der mit seiner Arbeit nicht sehr glücklich war (Boussod & Valadon beschränken sich nach wie vor auf Salonkunst von toten Künstlern, Theo war den modernen/lebenden Malern sehr aufgeschlossen), V. unterstützt Theo auch in Richtung einer evtl. Selbständigkeit, Jo, Andries Bonger und dessen Frau opponieren offenbar dagegen

24. Juli 1890
letzter Brief an Theo

27. Juli 1890
V. kommt erst spät am Abend von einem Spaziergang nach Hause, das Ehepaar Ravoux bemerkt dass er an Schmerzen leidet und holt den Ortsarzt Dr. Mazery und Dr. Gachet, Vincent gesteht, dass er sich eine Kugel in die Brust geschossen hat, die aber nicht entfernt werden kann. Aktuelle Auslöser waren in erster Linie die letzte vergebliche Chance für V. doch noch ein bürgerliches Leben zu führen, und auch der Keil der von Jo zwischen ihn und Theo getrieben wurde

29. Juli 1890
Gegen 1 Uhr 30 in der Früh erliegt V. im Beisein von Theo seinen Verletzungen, da der katholische Pfarrer von Auvers den Leichenwagen der Gemeinde für einen Selbstmörder nicht zur Verfügung stellt, wird einer aus der Nachbargemeinde besorgt

30. Juli 1890
Gegen 15 Uhr wird V. beigesetzt auf dem am Rande der Felder liegenden Friedhof von Auvers, neben Theo und Dr. Gachet kommen u.a. Bernard, Lauzet, Laval, Pissaro, Bonger und Tanguy zur Beerdigung, Dr. Gachet sagt in seiner Grabrede u.a. "Er kannte nur zwei Ziele: die Menschlichkeit und die Kunst."

25. Januar 1891
Theo, ein gebrochener Mann, stirbt ½ Jahr nach Vincents Tod in einer Utrechter Klinik, nachdem sich seine Krankheit verschlimmerte; Syphiliserkrankung, seit Oktober 1890 wahnsinnig, in Kliniken)

1914
Theos Gebeine werden nach Auvers überführt

Reinhard von Tümpling, Juli 2005