Tische

von Reinhard von Tümpling

Ich bin in dieser Datei einem Vorgang nachgegangen, der mich seit einiger Zeit beschäftigt und hoffentlich noch weiter bewegt. Es ist eine Art „Reiseweg zur Kunst“. Mit einigem Vergnügen hab ich gesehen, dass dieser Vorgang mit ähnlichen Erscheinungen auch andere Menschen beschäftigt.


Der einkopierte Lehrplan-Text
9.4 Ortsbild im Wandel...Im Vergleich alter Ortsansichten mit dem heutigen Erscheinungsbild wird die Lebensgeschichte eines Ortes deutlich...
...Moderne bautechnische Möglichkeiten führen oft zu raschen Veränderungen, die langfristig nicht
immer dem Zusammenleben dienlich sind und auch die Gestaltungsmöglichkeiten späterer Generationen
einschränken können.
Die Schüler sollen erkennen, dass die Wohnlichkeit eines Ortes von den Bauten, Straßen und Plätzen,
ihrer Funktion und Gestalt und ihrer Einbettung in die Landschaft bestimmt wird. ... und versuchen,
zu wünschbaren Veränderungen eigene Vorstellungen zu entwickeln.
Betrachten:
Wandel eines Ortsbildes in der Geschichte
Entdecken von Veränderungen, z. B. auf alten Stichen, Fotos, Gemälden; das Spannungsverhältnis von Siedlungsraum und Naturraum; Künstler, die auf Veränderung der Ortsbilder reagieren z. B. Aktion von Josef Beuys Stadtverwaldung" - 7000 Eichen für Kassel), Gestalten: Ausstellung: "Ortsbild - damals und heute" aussagekräftige Bilder auswählen, erläuternde Kurztexte verfassen vergleichende Gegenüberstellungen auf Schautafeln, als Collagen ....
Medien
9.5 Bildinformationen ...Kann man Fotos trauen?
Die Verbreitung und der Austausch von Informationen wird heute ganz wesentlich durch die Bildmedien bestimmt, die unser Wahrnehmen und Denken stark beeinflussen. ....der Aufbereitung und Veränderung von Bildmaterial und können dabei eine kritische Haltung gegenüber der durch Medien vermittelten Wirklichkeit entwickeln. .... ....wie sehr die Grenzen zwischen Simulation und Wirklichkeit heute fließend geworden sind.

Arbeitsbereiche...Portrait, Personen, Landschaft, Architektur, Objekte... Privataufnahmen, Nachrichtenpresse, Werbung, Mode... fotochemische oder elektronische Verfahren. ...Collage, Montage, Retusche; Bewusstes Verändern einer Bildsituation in Aussage und Wirkung, Möglichkeiten der Manipulation, z. B.: Vertauschen, Entfernen, Hinzufügen, Vergrößern, Verkleinern von Bildteilen - Ändern von Hintergrund, Umgebung, Zeit, Farbe, Beleuchtung - Mimik, Kleidung, Frisur, Alter von Personen, veredeln, schönen, hässlicher machen...Prospekt, Cover, Pressefoto... Dokumentation, Reportage, Videoclip...Untersuchen eines Motivs nach wirtschaftlich, politisch, privat, spontan, inszeniert, Medienfaszination und Zeitgeschmack.....


Links in sehr weitem Zusammenhang:
http://www.william-blake.de/cv.php?PHPSESSID=d9a055e6c333ac05abe7ed17fedd46b7
William Blake konnte sich nur der Bildersprache seiner Zeit bedienen.
Wer mag, könnte auch bei Lord Byron einen Übergang zur Neuzeit sehen.
http://www.yolanthe.de/biograf/byron.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Lord_Byron
http://www.nyarlathotep.de/hpl.htm

Ich habe andererseits auch H. P. Lovecraft aus der Schatzkiste der Erinnerungen gewählt, denn er ist auch mit grundlegend für die gegenwärtige Fantasie-Literatur. Diese bietet ein gefälliges Medien-Instrumentarium für einige Dinge des Lebens an.
http://www.luzifer.at/texte/texte.html eigentlich nur als Linkzitat wichtig,


Die Grundidee, die Vorlage und Assoziationen

Ich versuche in diesem Netzeintrag mit der Beschreibung und Schilderung von Tischen einige seitliche Bemerkungen zum kreativen Prozess zu machen. Immer waren es Entscheidungen in der zeitlichen Reihe zur Gewinnung eines Vorgangs, der oft unbemerkt verläuft, und Vereinbarungen bahnen sich an: Treffen, Objekte und Vorhaben, kleine Feiern, Linien, Fächer, Verknüpfungen, Gesamtstrukturen, Spreizungen...

Ich bin auch ganz erheblich von Josef Beuys‘ Begriff der sozialen Plastik ausgegangen.
http://www.beuys.de/ man muss diese Seite auch im Hinblick auf das Datum sorgfältig lesen und zu Rudolf Steiner und Goethe kommen.
http://www.muenster.org/soziale_plastik/
http://www.soziale-plastik.org einige Links sind eher wegführend als konstruktiv
http://www.sozialimpulse.de
Gleichwohl: nach dem November 1989 begann sich Deutschland sehr gründlich zu ändern und neu zu gruppieren.
Es wäre ernsthaft zu überlegen, ob es einen Beuys in einer zweiten Auflage geben könnte; außerdem ist die Welt heute verwalteter und gefestigter und Teile sind auch randständiger gewordem. Sie bietet nicht mehr seine unausgefüllten Visionen und Perspektiven an.


Bild: Zeitung_Tagesspiegel_Mai05.jpg (Foto Peter Meißner)

Der Blick in glasverkleidete Etagen der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz.... die sich öffnenden Perspektiven, die Klima-Anlage...
http://www.adk.de/

 

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Bild: Tisch_1a.jpg:

Ich wollte das Problem erkennen. Ich war mir sicher, nicht der Auslöser gewesen zu sein, es war für mich nicht aktiv, ich hatte ja nichts getan.
Nein, wohl etwas unwahr. Im Gegenteil, etwas Unterstützung, mitfühlen, ich wusste nicht worüber; etwas Anteil nehmen... Wir verabredeten uns für diese Tage, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen, uns zu bewegen, etwas zu sehen, die Beine zu vertreten, spazieren zu gehen. Mir war sicher bewusst, dass ich zur Bewältigung etwas beitragen musste. Ich stand als Gegenüber ja in der Verantwortung, und ich schien der Nächste zu sein, der zur Verfügung war und der nicht fest eingebunden war. Ich hatte gehofft, dass Reden und Zuhören etwas machen könnte... Das Zusammensitzen im kleinen Cafe. Dieses Bild war die Grundlage der Geschichte dieses Prozesses, ich ahnte es und wollte es festhalten. Der Moment war eigentlich vom Zufall wunderbar gewählt, er lag wie auf einem Präsentierteller, er bot sich fast zwingend an, er war gespreizte und zugleich konservierte und eingefrorene Zeit.
Mir wurde der Irrsinn dieses Moment bewusst: ich bat darum, die Geste zu wiederholen.


Bild: Tisch_1b.jpg: die gefüllte Ladentheke.

Ein regelrechter Hohn an diesem Tag, diese gefüllte Theke. Wäre es heller Ausflugstag gewesen, hätten sich Schulklassen gedrängt, der Waldparkplatz wäre voller Fahrzeuge und Omnibusse gestanden. Mir war klar, dass dieser Film eigentlich nur für uns beide ablief. Wie ein Hologramm, jeder aus anderer Sicht...



Bild: Tisch_1.jpg:

innerhalb dieses Durcheinanders legte ich im Hotelzimmer fest, was ich in der verbliebenen Zeit machen wollte. Das Wesentliche war bereits gemacht, Anrufen... die Notizen standen bereits im Block, einige Seiten Erinnerungsfetzen, ich brauchte sie nicht mehr. Ich hätte vielleicht auch das Diktiergerät mitnehmen können.
Die sanfte Erhöhung der blühenden gelben Landschaft kurz vor der Landschaftskante. Wie leuchtend hell die Felder waren! Ich bin nördlicher herum in den Ort hineingefahren. Nachträglich stellte sich heraus, dass es ganz gut war, das Bauwerk ohne Begleitung angesehen zu haben.. Gleichwohl war es im Schluss sogar besser, ich habe sachlicher aufgefasst und konnte mich frei bewegen, Pausen machen, innehalten, und ein Gespräch beginnen. Genauer hinschauen, mit dem Objektiv sehen, man sieht anders.
Die Arbeiter gröhlten draußen an der Apsis vom Baugerüst herunter, sie waren es wohl nicht gewohnt, fotografiert zu werden.
Es hatte sich gelohnt, der Fremdenführer war Spitze...er hatte es sofort realisiert, was ich wollte. Kein Wunder, ich nannte einige Namen, die Visitenkarte; er reagierte spontan und echt, eben professionell. Dieser Fremdenführer vermittelte mir mit einem Buch einen sehr guten Aufsatz des Architekten zur Bestandaufnahme.

Zur Sicherheit aber wollte ich den Kontakt noch einmal in Begleitung realisieren, in der Färbung wären womöglich andere Aspkte herausgekommen. Ich hatte ja bereits angerufen, es war ein freier, unverstellter und unbelasteter Kontakt.

Die kleinen liebevolle Fläschchen waren bereits aufgestellt und ich freute mich immer wieder daran.

Den Schlüsselbund immer bei mir.
Die Thermoskanne war tagsüber recht nützlich, der Kaffee hielt mich wach. Irgendwo das Ladegerät unten an der Steckdose für frische Batterien.
Ich wusste eigentlich nicht genau, wonach ich suchte und ich kam mir etwas überflüssig vor. Die meisten Wege war ich bereits gegangen oder gefahren, es war eine passive Freude am Wiedererkennen. Ich hatte gemerkt, ab hier musste ich längst etwas getan haben.


Bild: Tisch_2.jpg: das Ereignis spätnachmittags im Garten

Eines der schönsten Erlebnisse seit längerer Zeit. Ich hatte das Weihnachtsprojekt wie eine schwere Eintrittskarte abgeliefert und ich war mit der Arbeit fertig. Ich habe mich sehr gefreut, fast alle beieinander zu sehen. Richtig, wir drei Männer kamen alle vom Metall her. G. hat ganz plastisch etwas Lustiges dazu erzählt. Ein paar Gedanken dazu. Ein lustiger Grill, ich kannte so etwas noch nicht. Fisch in Schaschlik-Form. M. war mit dabei, er war eine erhebliche Erleichterung und die Menge stellte Arbeit auf mindestens vier oder 5 Jahre hinaus dar. P war ständig über den kleinen gelben Apparat mit dabei.


Bild: Tisch_3.jpg der frühe Abend an der Spree.

Wir hatten uns zum genau festgelegten Termin verabredet, an genauem Ort. Ja, Hallo! Grüß dich. Das ist schön! Find ich toll. Wir kannten uns bereits. Den Vorschlag überlegt, was wollen wir machen, gut, einverstanden, selbstverständlich, es war ja ein Vertrauensverhältnis bis zu einer Grenze. Geschildert, was ich bisher gemacht hatte, und wollte, welchen Tisch nehmen wir? Am Rand, den Raum sehr überschaubar, Profession. Neugierig gewesen, wie ging es weiter?
Hmn, zuhören, nur wenige Gegenfragen, ah ja.... der Dienst. Hatte die Datenbank benutzt.
Eine große Pizza, guter Gott! Nach der Hundetasche zum Mitnehmen gefragt, nein, schien nicht angemessen...
Im Hintergrund die Spreebrücke, sehr träges Wasser, zum Drachenbootrennen ein lustlos wendendes Boot, Anglerverein. Frühabendliche feuchte Luft vom dunklen Wasser her.
Ja selbstverständlich, du bist Demokratin, das geschilderte Beispiel war als Vergleich treffend. Die Welt hat sich fast grundlegend geändert.
Danach gemeinsam den Kulturbau, durchgegangen, herumgeschaut, die Ankündigungen und Plakate auf der Stellwand, auf der Hochzeitsfeier unten irritiert zugeschaut, nein, es war sicher nicht unser Ding.
Gut, was wollten wir noch machen, was könnten wir machen?
Ich hab versucht, am frühen Nachmittag den Bruder zu finden. Du, es war schon komisch, bisschen weitab vom Schuss, eigentlich in der Industriebrache, fast schon draußen am Waldrand. Ich bin hingefahren, hab misstrauische und skeptische Jugendliche befragt, ich habe herumfragen müssen und bin die etablierten Adressen der Konkurrenz abgefahren. Die Leere und diese Einsamkeit. Ich fühlte mich an Edward Hopper mit seinem fahlen einsamen Licht erinnert.
www.ibiblio.org/wm/paint/auth/hopper/street/
http://staff-www.uni-marburg.de/~uhde/hopper-text.html nachempfundene Texte zu Hopper

Bin über die neue Brücke gefahren und hab mich zuerst orientieren müssen. Ist eigentlich jetzt ganz anders, völlig neu. Die Stadtstrukturen werden sich auf absehbare Zeit gründlich ändern, weil der Verkehrsfluss ein anderer sein wird.

Vorschlag. Ja gut, sowas kenne ich noch nicht. Angeschaut. Gestutzt. Kann ich hier überhaupt parken? Eine erleuchtete Eckkneipe nachts, etwas gruselig...aber anheimelnd zugleich. Dicht mit Menschen gefüllt. Kaum ein Durchkommen. Der leere kleine Tisch war eher ein Zufall.
Ich hab das Spiel mitgespielt, es war eigentlich denkwürdig. Der hohe Riese mit der scharfen Nase?
Hmn? Wir kamen ins Gespräch. So so. Geld. Sich über den Kollegen äußern. Was muss ich als Frau tun, um die Aufmerksamkeit eines Mannes auf mich zu lenken. Anders wäre es ja einfacher. Ah ja?
.......Aha!

Der Bau brächte was? Bringen? Erbringen? Wie war da gedacht worden? Diesen Bau als kommunales Eigentum gleichsam, das etwas erbrächte? Unwahr, er ist nicht nur weit zurückweisendes Denkmal, seine neuere Existenz verdankt er einer organisierten und etwas stilleren Spendenaktion.
Sie war mittlerweile woanders, ich benahm mich etwas auffällig, als ich hinterging, zum Schutz gegen Missverständnisse. Kurz gesprochen, der Moment war weg, der Bär war verwirrt. Mich störte die Nickelbrille etwas, das kalte Augenfunkeln war nicht klar erkennbar. Am Ende verschluckte Sätze.
Sein Begleiter ein Claqueur? Wie finden sich Freunde, wie dulden sich Freunde?
Noch in einer Geste hinübergebeugt. Das war es dann, leb wohl derweil. Bitte erinnere dich, ich hatte was gesagt. Wir bleiben in Kontakt! Versprochen...


Bild: Tisch_18.jpg

Auch hier hatten wir uns verabredet.
Ich war dieses Mal neugierig, es war mein eigenes. Die Autobahn wunderbar breitspurig zu fahren, die Umgehungsstraße war neu, die Stadt war viel besser angebunden, auch mit ihrem Nordteil. Dann die scharfe Autobahnabfahrt, eigentlich nur für Ortskundige, ausgeschildert.
Kurz am Waldrand gehalten, einen Baum wegen seiner Rindenstuktur fotografiert. Ein verblüffendes unerwartetes Erlebnis. He! Stutzen! Das Kennzeichen... ja sicher doch, hatte ich. Ungewöhnlich.
Kurz gesprochen, etwas saturiert. Wer kommt schon auf solche Gedanken! Absicht geschildert, vorsichtig gegengefragt, ist ja sehr sehr unüblich. Gelacht, neinnein, wir kennen uns ja...das Profil war ja klar...

Ich wollte wegen des Tisches eigentlich draußen bleiben. Hmn. Wie ging die Sache dann weiter, ich hab dich am Telefon um etwas gebeten... Tja.
Ahja. Sowas möchtest du machen in der Freizeit, reizvolles Projekt. Die Verknüpfung von alt und neu, die Veränderungen im Bild festhalten. Reizvolle Arbeit, nicht wahr? Die Stadt ändert sich ja.
Vielleicht mit Powerpoint? Bewegungsgrafik? Verschiedene Möglichkeiten anbieten?
Hmn. Wir waren ja mit M. auch im Sadtmuseum: da hatten sie die Veränderungen von früher zusammengetragen. Und irgendwo in deren Zeitleiste dort halt gemacht.
Der wunderschönene Hund mit seinem glatten weichen Fell..., seine klugen wachsamen Augen....,„Wollen wir den Kontakt fortführen?“

Das sonnengebräunte Gesicht mit Ehefrau tauchte bei der Abfahrt wie zur Kontrolle wieder auf, war vielleicht Pilze suchen im Wald.
Es waren eigentlich im medizinischen Sinne Phantom-Erinnerungen. Die spürbaren Schatten waren ja da, jeder verhielt sich entsprechend und die Zeit war aber trotzdem dennoch völlig weg.


Bild: Tisch_4.jpg: Zusammensitzen in der Einkaufsgalerie.

Es war der zweite solide Kontakt, er kam aber wegen eines Missverständnisses erst zu spät zustande.
Ich hätte vorher zur genauen Abstimmung ein Handy gebraucht und verplemperte deshalb die Zeit im Regen an der Tankstelle, nur weil die Tankwartin mich ihr Handy nicht benutzen ließ.
-Gleichwohl- wir saßen nun hier zusammen, ein Mehrfachbau, der mitten in diese Stadt gestellt worden war. Er bewegte zuerst heftig die Gemüter, man hatte sich aber dann zurechtgefunden. Drei ganz liebe Kinder, durften herumspielen. Aufsicht. Kaffee und Kuchen bestellt, anstehen, die gepolsterten Rattan-Sessel.
Etwas temperamentvoll, aber an sich ein Mittelpunkt. Die Geschichte, die Umstände. ...mittlerweile begreife ich diese Dinge des Lebens viel besser...


Bild: Tisch_5.jpg: das Hotelfrühstück

Ich wohnte außerhalb, wunderschön gelegen. Fast eine Parklandschaft wie am Starnberger See, mit eigenem Steg für den Ausflugsdampfer, ich musste die Unterkunft loben.
Die Bedienung frisch von der Hotelfachschule, routiniert, tadellos...sehr aufmerksam. Ich kannte einige Gesichter bereits vom letzten Jahr. Kaffee, Ei, Margarine, Brötchen, Gurke, „Könnten Sie mir die Thermoskanne vollmachen, bitte?“ Es klappte alles tadellos. Ein sehr gutes Angebot.
Abends die Düsternis und das Schweigen des Waldrandes, bei Regen unerbittlich traurig. Morgens recht frisch- und abends bedeckt. Ich hatte den Eindruck, jetzt zuhause sein wollen und das Gefühl stellte sich nur schwer ein. Ein sehr gutes Abendessen... ein oder zwei Gläser Rosè- fast dasselbe Empfinden wie zuhause, geordnet.
Ein völlig blödsinniges Fernsehprogrammm, die Nachtschleife eines Billigsenders, -begriff ich- und begann, mich auf den Morgen zu freuen. Anfang November 2003 das erste gefallene Laub auf den Wegen. Frieren.
Ich versuchte, mir als geduldeter Fremder das Leben der Einwohner vorzustellen. An einem Sonntagmorgen, an einem Samstagmorgen. Bei Sonnenschein, bei klarem Himmel. Im Sommer. Geputzte Vorgärten. Den gestrichenen Zaun. Recht liebevoll hergerichtet. Was hätte ich hier tun dürfen?
Die Anlegestelle beim Havemannhaus, die Reste der Erinnerung, was hatte der Spiegel in einem Rückblick klientelmäßig draus gemacht. Ich habe dies später in einer kleinen liebevollen modernen Broschüre von M. wiedergefunden, als Zitat eines kleinen geschichtlichen Dokuments. Die Erinnerung daran ließ mich weniger schaudern als die Berichte über Bad Kleinen, durch welches wir auf der Stralsundfahrt mit dem Zug fuhren. Bahnhofsruinen noch im Original aus einer anderen Zeit mit Parolen für die Zugreisenden angemalt. In G war nichts dergleichen. Ein gesundes ganzes Ensemble, es fing an zu blühen und wird es in Zukunft wohl jedes Jahr neu tun. Ich bin da sehr, sehr zuversichtlich.


Bild: Tisch_6.jpg: das Kollegengespräch

A. hatte mich gefragt, ob ich etwas Besonderes sehen möchte.
Nein, ich will doch nicht visitieren! Au! Ich ertappte mich als neben aller Form.
Die Vormittagspause im Büro. Die Mutter war beim Kreis dabei, zur Einstimmung. Ich hatte das noch nie gesehen und stellte mich in ihrer Rolle vor. Sie war still im Hintergrund, ganz bemüht, liebevoll, aufmerksam und sehr konzentriert. Ein sehr fein gezeichnetes Gesicht mit filigranen Händen.
Zusammensitzen. „Und was möchten Sie machen? Mit Buchstaben ein Plakat?“ Ich schämte mich ja im selben Moment bei dieser suggestiven Frage, weil ich so eng mit Sachen und Personen von innen heraus vertraut war und dennoch eine ältere Geschichte hatte.
Und verlegen mit dem Kugelschreiber spielte. Ich muss wirklich gestehen, ich hatte eigentlich in diesem Haus ein überwältigendes Erlebnis völlig neben der Reihe gehabt, und hatte wirklich deshalb dankbar zu sein. Es fiel mir leicht, ich hatte bereits früher lernen müssen, mich zurückzunehmen. Fand die Fassung wieder. Belustigt.

Ich sah sie später gegen Ende der Mittagspause noch einmal. Der „Film“ in mir lief ja blitzschnell ab. Der Kofferaum offen, es waren diese großformatigen Stempelkästen, festes Inventar. Die Buchstaben waren teilweise ungeordnet und mussten in der Mittagspause sortiert werden. Mit wieviel Stolz mochten sie wohl hergerichtet worden sein?
Die Kästen selbst interessierten mich real garnicht mal mehr sonderlich. Damals begann der große Bildungsschub mit dem Rechner an Schulen, ich hatte das Bild noch sorgfältig vor Augen. Ich kannte sie bereits aus O., sorgfältig versteckt, eigentlich als Erinnerungsfragment aus einer langen Zeit aufgehoben. Ich musste an den ganzen apparativen Aufwand denken, der jetzt der Jugend zur Bewältigung bevorsteht.


Bild: Tisch_7.jpg: das Gartencafe mit Händen....

Am selben Tag trafen wir uns nach dem Besuch des Hauses zum Mittag. Im Hintergrund des Straßendorfes tat sich eine wunderschöne, fast liebliche Nachmittagsszene auf. Ein kleines Ausflugscafe nachmittags ganz idyllisch gelegen, still, verwinkelt weitab der ungeliebten Hauptstraße mit den hohen und abdunkelnden Bäumen.
Was nehmen wir?
„Bitte einen kleinen Kaffee mit einem Glas Wasser dazu...“
Den Sonnenschirm wegen P. wieder umgesetzt, er sollte im Schatten bleiben

Ich hatte mit einer Frage zu tun, ich hab sie wahr beantwortet. Sie stellte Verbindlichkeit her und setzte klare Grenzen. Ich muss mich eigentlich bei dir sehr bedanken... „Leb wohl, derweil..., bis bald...“
Ich habe den Dank später in indirekter Form gemacht, kurz an E. wegen des Folgeprojektes geschrieben, sie hatte sehr sehr genau gelesen. Mit E. wegen des Folgeprojekts telefoniert, ja, das Vertrauensverhältnis besteht weiter.


Bild: Tisch_8.jpg

Die Quader waren auch noch abzuarbeiten. Das nächste vorbereitete Projekt stand für Weihnachten 05 vor der Tür, und die Folge davon ist auch in etwa absehbar. Neinnein, die ganze Situation war recht gefällig arrangiert und passte auch in die Gesamtordnung, es war auf Dauer angelegt und soll es vermutlich auch wohl bleiben. Wir alle haben ja etwas davon. Wir haben uns ja ohne Zweifel dazu bekannt, es ist ja Teil unserer persönlichen Geschichte....es wird uns bleiben. M’s zwei Projekte müssen auch abgearbeitet werden, neinnein, die Zukunft wird uns miteinander wohl erhalten bleiben.


Bild: Tisch_10.jpg: das Innehalten....

Die Grundstrukturen waren ja bereits gesetzt, mir war ein bisschen anders zumute. Der Alltag hatte mich wieder, in die Gänge kommen, die Kartons mit Arbeitsvorbereitung anschauen, das wichtigste Projekt war abgearbeitet und von einem konnte ich noch nichts wissen. Ich hatte eigentlich fast alles gemacht. Zusagen eingehalten und Versprechen mit Sinn und Leben erfüllt.
Die Sachen standen da. Ich hatte gemerkt, mich wieder sehr viel mehr um mich selbst kümmern zu müssen.


Eine Reiseerfahrung, Reiseerfahrungen...
http://www.schloss-gottorf.de/ausstell/spoerri.html
Aus der Ausstellungswerbung:
Daniel Spoerri
Anläßlich seines 75. Geburstages ehrt das Jüdische Museum einen der originellsten und fruchtbarsten Künstler der Gegenwart. Engagierte Unterstützung erfuhr die Ausstellung durch die Hamburger Galerie Thomas Levy, die die 35 Leihgaben stellte. Spoerri ist zugleich in diesem Jahr auch der Baumkünstler der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf.

1930 als Daniel Isaak Feinstein in Rumänien geboren, Schweizer nach dem Paß, jüdischer Herkunft von Vaterseite, Kosmopolit durch die Fallen der Geschichte und durch eigene Passion - Daniel Spoerri ist im Leben wie in der Kunst auf Bewegung und Unruhe, Vielfalt und Widerspruch angelegt. Seine vitale Kreativität hat er in vielen Spielarten der Kunst entfaltet: Er ist zunächst professioneller Tänzer, geht dann ins Regiefach, um mit Theater und Film zu experimentieren. Er beschäftigt sich mit konkreter Poesie, gibt eine Zeitschrift heraus. Seit Beginn der 1960er Jahre macht er in der internationalen Kunstszene mit seinen Fallenbildern Furore - Collagen, die wie in einer Falle Realitätsreste fixieren. In Paris schließt er sich mit seinen Freunden der damaligen Avantgarde wie Yves Klein, Jean Tinguely, Niki de Saint-Phalle oder Marcel Duchamp den Nouveaux Réalistes an, einer Künstlergruppe, die sich betont von der Pop Art und Op Art abgrenzt.

Seit Ende der 1960er Jahre wendet er sich fast ausschließlich der bildenden Kunst zu und wird international in allen wichtigen Museen und Galerien ausgestellt. Nach einem Griechenlandjahr eröffnet er in Düsseldorf ein Restaurant, aus dem er die Eat Art entwickelt, nach den Fallenbildern und der Inszenierung magischer Objekte ein weiterer Höhepunkt in der Kunst Spoerris. Im Mittelpunkt der Ausstellung mit 35 Collagen und Assemblagen stehen die Anatomischen Kabinette, eine Reihe, die Spoerri 1993 begann. Sie scheinen besonders typisch für seine heutige Art des Arbeitens zu sein, die nicht mehr alles dem Zufall überläßt wie in den Fallenbildern. Auf dem Hintergrund medizinisch-anatomischer Stiche des 19. Jahrhunderts versammelt und collagiert Spoerri eine Welt von merkwürdigen und banalen, skurrilen und abstoßenden Objekten im assoziativen Zusammenhang und lädt die Dinge mit neuen Inhalten auf.

Spoerri bietet dem Betrachter nie nur eine einzige Lesart seiner Arbeiten an. Die Anatomischen Kabinette und ihre Fortsetzungen, die Serien Encyclopédie de Diderot et de l'Alembert und La Médecine opératoire Jacobs können gedeutet werden als Thematisierung des modernen Menschen, der erkennen will, was die Welt, hier den Menschen, im Innersten zusammenhält, daher der sezierende Blick ins Innere des menschlichen Körpers. Auf der anderen Seite drängen sich angesichts des Eröffnungsdatums - 8. Mai 2005 - ganz andere Assoziationen auf: Der auf den Schlachtfeldern und in den Folterkammern des 20. Jahrhunderts geschundene, buchstäblich „anatomisierte“ Mensch, der nie wieder zu einem heilen Ganzen werden kann, auch nicht durch die 117 Heilwasser der Bretagne (Pharmacie Bretonne, 1977). Eine fortwährende Auseinandersetzung mit Zerstörung, Verfall, Schmerz und Tod zieht sich unübersehbar durch das Werk des Künstlers. Dabei spielt Spoerri mit Lust und Phantasie auf der ganzen Gefühlsklaviatur vom Bizarr-Ironischen bis zum Ekelhaft-Abstoßenden und Düster-Quälerischen. Er, der als Zehnjähriger knapp seinen faschistischen Häschern entkam, sagte in einem Interview: „Letztlich ist es der Tod, der mich interessiert. Oder zumindest macht er mir Angst. Kultur ist eine Obsession im Angesicht des Todes ...“.
Mit seinen Collagen und Assemblagen nimmt Spoerri, der seine Funde zu immer neuen, oft bizarren, auch zynischen, erschreckenden und abgründigen Themenzyklen zusammenfügt, einen herausragenden Platz in der Geschichte der Objektkunst ein. Spoerri lebt heute, nach zahlreichen Wohnsitzen in der Schweiz, Deutschland, Italien und Frankreich, hier vor allem immer wieder in Paris, in Seggiano, Italien, umgeben von seiner Stiftung, einem großen Skulpturenpark.
Links:
www.zwirnerandwirth.com/.../latable.html
www.artmargins.com/content/feature/hatch.html
http://people.freenet.de/Bilderbuch/Bilder/Beaufort/OostG_3.jpg
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SpoerriDaniel/
http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Spoerri dies auch...


http://www.kunstdirekt.net/Symbole/symbolvanitasstilleben.htm
http://www.kunstdirekt.net/Symbole/symbolvanitassymbole.htm
http://www.lpg.musin.de/kusem/lk/still/still.htm mit einem Gruß, lieber Uli Schuster...
http://de.wikipedia.org/wiki/Stillleben

Eine spezielle Ausformung des „lebenden“ Vanitas-Stilllebens:

Friedrich Hechelmann, Video, „Das Gnomenwirtshaus“, Best. Art. Nr. 54, Galerie Josef Baschnegger, Isny im Allgäu

Man kann dieses Video sehr wohl mit der Folie Spoerris sehen.
Wo Spoerri einen Lebensvorgang in senkrechte Momentfestschreibungen abgeschnitten hat, schildert Hechelmann einen Lebensvorgang der genüsslichsten Art. Hechelman hat keine zeitlichen Festschreibungen gemacht, er bedient sich aber der Bildmittel des Spätbarocks. Die Kamera fährt selbst mit interessanten Stilmitteln in die unbestimmte Vergangenheit und ihr Blick wandert sinnenfroh und lustvoll auskostend von Szene zu Szene.
In einem seiner Filme lässt sich die autobiografische Struktur deutlicher ablesen- gleichwohl, wir dürfen nicht werten.


Nachbemerkung
Ich hab später noch mehrmals versucht, diesen einen Kontakt zu halten. Es ging nicht mehr. Die beruflich bedingten Kontakte bleiben, ein Verein...



Bild: Tisch_11a.jpg: der Kontakt, eine Landschaft mit Weg, Holzabfälle werden verbrannt... und einzuhaltende Vereinbarungen geschlossen...

Bild: Tisch_12.jpg: das gemeinsame Frühstück

Bild: Tisch_13.jpg: die Entdeckung der inneren und sachlichen Verkettung geschildet, fast etwas zu schnell....

Bild: Tisch_14.jpg: das Rehgulasch, das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern

Bild: Tisch_15.jpg: der Besuch der Wallfahrtskirche Weihenlinden, der Altar wirkt etwas zu dunkel...

www.weihenlinden.de/


Bild: Tisch_16.jpg: die kleine Kapelle hinter dem Altar selbst mit ihrer Besonderheit im Deckengewölbe, zart, hellrosa...verspielt...noch eine Steigerung des Rokoko...

Bild: Tisch_24.jpg: der kleine nördliche Seitenaltar von Weihenlinden: man sieht auch den Eingang zur kleinen Kapelle hinter dem Hauptaltar

Bild: Tisch_25.jpg: die Ansicht auf den Altar von Weihenlinden aus dem Mittelschiff heraus

Bild: Tisch_26.jpg: die nördliche Ansicht auf Weihenlinden selbst, die beachtlichen ovalen Fenster erinnern mich an die unbvollständige Datei zur Wieskirche, ich sollte die Entwicklung der Fensterformen durcharbeiten

Bild: Tisch_27.jpg: die Decke von Weihenlinden mit den hoch gesetzen Stichkappen wegen des Seitenlichts


Bild: Tisch_19.jpg: die geschilderte Hochzeit im Bamberg: das barocke Bamberg selbst hat einen gotischen Klappaltar, auf den wir später noch mit Gebertsham (bei Lochen, Salzburg) in Österreich kommen werden...
http://www.dioezese-linz.at/pfarren/linz-stkonrad/src/pfarrblatt/pfb92/aus%20der%20pfarre.htm

Der Bamberger Dom hat einen sehr schönen kleinen Klappaltar.
http://www.teleschach.de/bdf/fahrt-00.htm
der Veit-Stoss-Flügelaltar:
http://www.chr.mergler.bnv-bamberg.de/bamberg/bamberg-bilder/
bamberger-kirchen-bilder/dom-bilder/veit-stoss-altar.jpg

Weitere Links:
http://www.montan-bz.it/fluegelaltar.html
http://www.uni-salzburg.at/.../seiten/15fl_altar1.htm
http://st-philomena-mission.ch/atelier.html als seitlicher Aspekt
http://www.rotermond.de/jana/archiv/000202.html ...auch recht beachtlich
http://www.nebelpfade.de/ ...angekommen im Weblog, noch lesenswert zur Abgrenzung...
http://www.joerg-sieger.de/isenheim/i_start.htm der Isenheimer Altar, Matthias Grünewald
http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/elsass/staedte/colmar/isenh01.htm, genauer...


Bild: Tisch_21.jpg: Medaillons, mit Spätzle, Rahmsoße und selbstgesammelten Schwammerl;

Das Gefühlsfragment mit heller eleganter Leichtigkeit: Titelmelodie aus: The Thomas Crown Affair, Windmills of your Mind


Bild: Tisch_22.jpg: eine freundliche Bekanntschaft ( http://www.unikate-aus-glas.de/ )

Kein Wunsch mehr:
Ich hatte eine Glasschale als Geschenk erworben, eigentlich zauberhaft gefertigt, sie kam plötzlich nahe zu mir, ich habe sie gesehen und danach gegriffen, wir wurden uns sehr schnell einig. Ich versuche mir ihren Sinn in Zukunft vorzustellen, mit Schokoladenkugeln bestückt, eigentlich als dekorativer Naschtopf viel zu schön und zu schade, oder mit Äpfeln versehen...welcher durchsichtige Glanz darin liegt...


Bild: Tisch_23.jpg: die bezaubernde Einweihung zuhause, eine kleine Zeremonie...


Der Ausblick:


Moor_22.jpg eine Wetterlage

Wiedergefundene Bildanlässe:


Schatten.jpg: die Bild stellt den Gesamteindruck vor den Allerheiligenferien 2003 dar, ich hatte das Blatt an G. geschickt, die Situation war vergleichbar.

Moor_8.jpg: ein Gebilde aus eckigen und runden Formen, über einige Tage daran herumgezeichnet

Moor_16.jpg: eine Stufe, eine gangbare Ebene

Moor_17.jpg: das Auszulöffelnde, das Einzubrockende, invertiert aufgefasst, farbig gehöht

Reinhard von Tümpling, August 2005