Leonardo 6 Flügel
von Reinhard von Tümpling

Die Fotos entstanden in Boltenhagen November 2008
durch Meike Gieschen, Berlin


Bild: Leonardo_Meike_18.jpg
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Eine Krähe oder vielleicht sogar ein kluger Rabe, etwas ungewöhnlich

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Ich habe zu dieser Leonardo da Vinci-Datei Leonardos Flügel-Aspekt aufgegriffen und habe mich anmuten lassen durch einen gemeinsamen kalten Ostsee-Strandspaziergang im November 2008.

Die Erlaubniszettel zu den verwendeten Schülerarbeiten einer 7. Klasse ( R, HS By) liegen real vor.


Bild: Leonardo_Küste_1.jpg
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Bild: Leonardo_Meike_14.jpg
: Möwen stehen dicht beieinander

Bild: Leonardo_Küste_16.jpg
: die Steilküste und die unruhigen Winde über der Böschungskante beoachtet und nachgefühlt


Bild: Leonardo_Küste_2.jpg
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Wir haben gestutzt und geschaut und lange beobachtet. Die Möwen gehen unten an der Wasserkante umher und versuchen, zwischen Pflanzenresten und kleinen losgerissenen Muscheln etwas essbares zu finden, was das Meer und der ständige Wellenschlag ihnen vor die Füße spült und wieder und wieder umwälzt.

Die Vögel lassen uns nicht zu nahe herankommen.

 


Bild: Möwen_Meike_07.jpg
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Bild: Möwen_Meike_08.jpg
: auf dem Geländer der Seebrücke in Windrichtung

Bild: Möwen_Meike_09.jpg
: eine Lachmöwe schaut aber

Bild: Möwen_Meike_11.jpg
: unerwartet nah kann Meike an den vordersten Vogel heran kommen und plötzlich ist es, wie wenn die Möwe etwas sagen will. Sie konnte jederzeit in den Wind hinein los fliegen. Aber sie blieb....

 

...und schaute etwas zugewandt...


Bild: Leonardo_Vogel_3.jpg
: und plötzlich begriff ich die Kraft in dieser einen Heringsmöwe, als sie los flog und sich voller Macht in den Seewind hinein erhob.

Wieviel Muskeln sind wohl in diese Flügel gepackt!

 


Die Anmut eines startenden und fliegenden Vogels wird einem erst beim Betrachten der stehenden Bilder klar, wohl wissend, dass sie Teil einer kompletten und relativen Bewegungssequenz sind, in der nur das Foto einen Zeit-Moment zufällig fest hält und einfriert.

Desselben wird einem inne, wer auf einer Bergspitze stehend den segelnden Bergdohlen zuschaut oder großen Vögeln zusieht. Ein Film kann so etwas hingegen nur mit großem Aufwand zeigen.

Leonardo konnte die Bewegungsbilder der Vögel noch nicht kennen. Sein eher recht braves und diszipliniertes Gemälde „Verkündigung der Jungfrau“ mit einem ruhenden Verkündigungsengel setzt Anatomiestudien eines Flügels voraus und es ist sehr wahrscheinlich, dass Leonardo diese Anatomie auch als junger Renaissancemensch machte.

Aus der Jugendzeit davor sei bekannt gewesen, dass er Insekten und Fledermäuse sammelte, bevor er eine Lehre antrat.

Diese Engelswesen waren ein fester Teil der bildnerisch-gestaltenden Auseinandersetzung mit der Natur. Es war zu überlegen, dass ein Engel nun die Form eines fliegenden Mensch ähnlichen Wesens einnehmen konnte, damit der Mensch ihn wahrnehmen konnte.

Wenn nun die Menschen andererseits auch als Renaissance-Mensch erkennen mussten, nicht nur mit ihren Mitteln handwerklich-gestaltend und menschlich zu sein und zu bleiben, sondern sich auch Einflüssen unterworfen sahen, die sie als nicht-menschlich auffassten, stiess dies recht schnell an die Grenzen des Vorstellbaren.

Leonardo schien als kühler Geist beides zu trennen und ließ den Engel als Verkündigungsengel als solchen sein, um sich der praktischen Seite des Fliegens zu widmen.

Dem Vogel kommt damit nun also eine besondere Aufgabe und Aussage zu.

Wikipedia zu der Sache mit den Engeln..


Ich habe Leonardos Engel-Aspekt unterrichtlich als ein Wesen begriffen, von dem etwas gutes ausgeht und dessen Wirkmacht man so begreifen könnte und auch so zu veranschaulichen versucht.


Bild: Leonardo_108.jpg
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Bild: Leonardo_110.jpg
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Bild: Leonardo_109.jpg
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die Spannweite der Auffassung und Wiedergabe scheint schon sehr groß zu sein

 


Leonardo schien sich der doppelten Natur in seiner Auffassung bewusst gewesen zu sein. Er verband sehr wohl seine technisch-realisierbaren Handwerksmittel mit dem Mittel der Fantasie bis hin zu Schwingenversuchen.

Ich habe deshalb versucht, dem doppelten Wesen des Vogels einen Akzent in einer parallelen Klasse zu verleihen, im Hinblick auf ein heiteres fantasievolles Fluggefährt, und die Schüler machten es sehr gerne mit.


Bild: Leonardo_116.jpg
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Bild: Leonardo_117.jpg
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Bild: Leonardo_118.jpg
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Bild: Leonardo_120.jpg
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Bild: Leonardo_122.jpg
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Bild: Leonardo_119.jpg
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Bild: Leonardo_121.jpg
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Bild: Leonardo_123.jpg
: eine recht vergnügte Schülerinnenarbeit

Bild: Leonardo_124.jpg
: ein fliegendes erheiterndes Schlossgespenst, gefährlich drohend und Herz zerreissend klagend


Bild: Leonardo_163_Wü.jpg
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...und ich begriff Leonardo als Bauingenieur in der mittelalterliche Enge des Festungsbaues in Würzburg als Beipiel neu.

Leonardo war auch Wasserbau-Ingenieur und er kannte die Strömungen an einem Wehr oder einem Wasserfall oder an einer Kugel; die hinterlassenen Skizzen verstehen den Wind schon als strömende Masse mit Bewegungslinien und Turbulenzen; sein Vergleich zum Ruderboot zeigt die Nähe.


Bild: Leonardo_Flügel_1_2007.jpg
: dieses gedankliche Gestell orientiert sich noch zu sehr an der Macht der schwingenden Vogelflügel, und Leonardo schien sich dieser nötigen Kraft sehr deutlich klar zu werden.

 

 

 

Es war auch aufällig, mit welcher Leichtigkeit manche Zeichnungen dichter und konkreter gestaltet werden und andere Teile hingegen wieder nur angerissene Fragmente blieben.

Es war nahe liegend, sich über das Wesen des gleitenden Vogels dem Problem des freien Flugs wieder anzunähern.


Bild: Leonardo_flug_2.jpg
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Bild: Leonardo_Gleiter_2008.jpg
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Bild: Leonardo_flug1_2008.jpg
: Konstruktionen mit Seilzügen... und Schwerpunkt und Fügelbewegungen......
 

 


Ich habe deshalb noch einmal das Problem der Tragfläche aufgenommen, mich aber recht wenig um historische Wahrheit bemüht und mehr aus Spass an der Sache bauen lassen.

Als Profile wählte ich:


Bild: Flug_11.jpg
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Bild: Flug_10.jpg
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Bild: Flug_12.jpg
: als Verbindungsteile beider Tragflächen, um die Schüler in Partnerarbeit bauen zu lasen.

 

 

 

 

 

 


Bild: Leonardo_160.jpg
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Bild: Leonardo_161.jpg
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Bild: Leonardo_162.jpg
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Bild: Leonardo_166.jpg
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Bild: Leonardo_168.jpg
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Bild: Leonardo_170.jpg
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Bild: Leonardo_172.jpg
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Bild: Leonardo_167.jpg
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Bild: Leonardo_169.jpg
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Bild: Leonardo_171.jpg
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Erst Otto von Lilienthal griff die Idee des Gleiters wieder auf, als die konstruktiven und technischen Möglichkeiten wieder die Fantasie mit der Handwerksfähigkeit in Gleichklang brachten und Mittel und die nötige freie Zeit gegeben waren.


Leonardo kam in seiner Zeit aber bis zum hohl gewölbten Profil der Fledermaus-Schwingenform bis zu einem Gleiter, er kam auch weiter bis zu den Turbulenzen an einer Wasser umströmten Kugel.

die Göttinger Profile einer Tragfäche, 1915 (!!)


Eine seitliche Bastelei:


Bild: Leonardo_111.jpg
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Bild: Leonardo_112.jpg
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Bild: Leonardo_126.jpg
: das reale gefundene und geschenkte Objekt


Bild: Leonardo_150.jpg
: Die Tischvorlage

Bild: Leonardo_151.jpg
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Bild: Leonardo_152.jpg
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Bild: Leonardo_153.jpg: eigene Spielerei

Bild: Leonardo_155.jpg
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Bild: Leonardo_156.jpg
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Bild: Leonardo_157.jpg
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Bild: Leonardo_158.jpg
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Bild: Leonardo_164.jpg
: eine freie Weiterarbeit eines Schülers.....

 

Hinzu gefügtes:


Bild: Leonardo_Mechanik_1_2008.jpg
: ich zitiere diese Zeichnung aus dem Netz zur Vogelflug-Schwingenmechanik


Bild: Leonardo_Mechanik_2_2008.jpg
: das Vogelfachbuch....

 


Bild: Leonardo_Mechanik_3_2008.jpg
: ein anderes Fachbuch


Bild: Leonardo_Mechanik_4_2008.jpg
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Bei der Arbeit an der Tragfläche war ich auf weiter führende Stundenfüller angewiesen.

 

Ich biete diese Tischvorlagen hier an


Bild:Leonardo_Flügel_2_2009.jpg
: unter Word verzerrt und dann so kopiert.

 


Bild: Leonardo_Vogel_Schwingenfedern.jpg
: aus Wikipedia heraus kopiert

 


Bild: Flug_13.jpg
: selbst nachgezeichnet (das untere der vier Bilder ist ein Fantasie)


Bild: Flügel_Fantasie_2.jpg
: man kann diese Zeichnung unter Word sehr schön verzerren und kommt damit Dürers Erbauungsbildern (z.B. der „Nemesis“) nahe...

Bild: Flügel_Dürer_1512.jpg
: die berühmte Weihe von Dürer


Ich lernte Frau-A kennen, als sie mir schilderte, wie sie mit dem Vater auf dessen Boot fischte, und sie sagte mir, wie gierig die Möwen auf den Moment warten, wenn das Netz mit den gefangenen Fischen eingezogen wird.

Ich kannte dies schon aus Wismar, als das Boot im Alten Hafen einlief und ein kleiner Schwarm Möwen aufgeregt dem Anlanden der bunten Kisten mit gefangenen Fischen zuschaute.

„die silbermöwe ist die königin......ihr in die augen sehen zu dürfen....ist.....als schaue man in einen spiegel.....voller weisheit....nur wenigen gelingt so ein blick......ihre augen sind gütig und sehr klug....am besten ist es...........man fütteert sie vom boot aus mit dorschleber.......dann kommt sie so nahe zu dir.......du könntest sie leicht berühren........und ich schaue sie nur aus den augenwinkeln dann an......damit sie keine angst bekommt vor meinen hellen augen.wenn ich in ihre hellen augen sehe......

die kleinen mutigen gesellen der lüfte sind die lachmöwen. nur zur brutzeit tragen sie graue köpfe... jetzt kennzeichnet sie ein kleiner grauer fleck am kopf..........ihr roter schnabel und ihre korallroten füße sind leuchtend in der sonne...

die grauen möwen mit dem schwarzen schnabel sind die kinder der heringsmöwe. sie sind gierig.und doch warten sie ab..........bis die kleinen lachmöwen....fallen lassen.was sie nicht halten können...........“

Die Federn gehören aber den Tieren.


Links:

hier gibt es eine recht gute einstellbare Diaschau zur jungen Heringsmöwe

Ich bin auf der Durchsicht des Materials dazu mehrfach auf die weiterführenden Modelle des Schwingflüglers geraten und zitiere sie deshalb, weil sie am Schwingenflug und seinen Abwandlungen fest halten, und nicht an der starren Tragfläche.

Verfasser: Oehme Hans, Flug und Flügel von Star und Amsel, 1. Teil: Biophysik des Fluges. Biologisches Zentralblatt, Band 82 (1963), Heft 4, Georg Thieme Verlag, Stuttgart


Hinzu gefügtes:


 

Reinhard v.Tümpling, im Januar 2009

Der Ausblick:


Bild: Anni_42_Möwen7.jpg
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Bild: Anni_42_Möwen8.jpg
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Bild: Anni_40_Buhnen.jpg
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Bild: Anni_39_Buhne.jpg
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Bild: Anni_41_Pause.jpg
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