Die Filialkirche von Gebertsham

von Reinhard von Tümpling

Wir haben im August 2005 einen Besuch in der Filialkirche zum Hl. Kreuz bei Gebertsham, in A-5221 Lochen, am Mattsee nördlich von Salzburg, Österreich, gemacht.

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Wenn man auf der Autobahn A8 München-Wien fährt, nimmt man im Raum Salzburg den Abzweig Nord Mattsee Richtung Obertrumer Seen und fährt noch etwa 33 Kilometer nach Norden durch eine sehr schöne freie und sanft gewellte Kulturlandschaft.


Bild: Gebertsham_14.jpg, Ich bin frühmorgens losgefahren


Bild: Gebertsham_1.jpg: die Fahrt in der Übersicht

Bild: Gebertsham_3.jpg: die schnelle Übersicht

Bild: Gebertsham_4.jpg: die eigentliche Karte


Bild: Gebertsham_5.jpg
eine bezaubernde weite Aussicht, auch bei Regenwetter, ...hoch über dem Mattsee.


Bild: Gebertshham_32.jpg
Ich habe den Besuch allein noch einmal Anfang September 2005 bei schönem Wetter wiederholt.

 


Bild: Gebertsham_15.jpg: auf der anderen Seite abfallend zum See hin auf einer leicht geneigten Anhöhe

Bild: Gebertsham_16 jpg:
der Weg und die Ansicht außen herum

Bild: Gebertsham_17. jpg:
die Rückansicht

Bild: Gebertsham_33 jpg.:
die Ganzansicht aus der Nähe, zusammengesetzt...


Bild: Gebertsham_31.jpg.:
Bei Eintreten fällt der Blick auf den Christus auf der nördlichen Innenseite der Wand


Ich übernehme den Text aus dem Kirchenführer und kürze ihn etwas...
(Verlag: St.Peter, Salzburg, 1985, Christliche Kunststätten Österreich Nr. 145)

Gebertsham wird als Dorf bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, die erste Kirche wird erst Ende des 15. Jahrhunderts in einer Verkaufsurkunde von 1483 („Gebratzhaim“) erwähnt. Zur Zeit der Entstehung gehörte die Filialkirche zur Pfarre Lochen bzw. zum Archidiakonat Mattsee, heute gehört Gebertsham zum Dekanat Mattighofen.

Im Spätmittelalter erlebte die Form der Filialkirche als Sammelstelle für das aufgewühlte Bauerntum eine hohe Blüte für die Volksfrömmigkeit. Auch der Flügelaltar von Gebertsham entstammt dieser Flut von Stiftungen und Devotationen.

Die Entstehung des Altars um 1515/20 fällt in die Zeit Luthers und die beginnende Neuzeit nach dem Tode Kaiser Maximilians 1519, die Ereignisse der Pest- im Innviertel 1520, den deutschen Bauernkrieg, Verbrennung des Vikars Leonhard Kaiser fand statt. 1785 wurde die Kirche im Zuge der Josephinischen Reformen gesperrt, aber bereits im Jahre 1833 wiedereröffnet.
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.j/j673076.htm
http://www.lsg.musin.de/deutsch/d/aufkl/joseph%20II.htm
http://josephinismus.adlexikon.de/Josephinismus.shtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Josephinismus

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Christentums_in_%C3%96sterreich

Das Werk selbst weist auf den Meister Gordian Guckh, der von 1508 – 1538 im Salzachstädtchen Laufen urkundlich nachweisbar ist und der ähnliche und signierte Arbeiten für Nonn, Johanneshögl und St. Koloman geschaffen hat.
http://www.oberndorf.co.at/info/sehenswertes.htm
http://www.enzinger-online.de/hoeglwoerth/persoenl.htm
http://www.gotikschaetze.at/Frames/Route5.html
http://www.salzburg-rundgang.at/de_bruckmannshaus.html
http://www.taching.de/Gemeindeseiten/geschichte/kircheburg.htm


Bild: Gebertsham_6.jpg:

Die gesamte Altaransicht, das Blattgold ist im Seitenlicht deutlich sichtbar. Der eigentliche Schrein mit den Klapptafeln steht selbst auf dem Sockel, der Predella; den Aufsatz bezeichnet man als Gesprenge. Die regelmäßigen Zierformen des Schreins setzen sich im viergegliederten Oberteil fort und umfassen die Einzelfiguren: Maria, Christus und Johannes.
Die Wandmalereien wurden über einen Zeitraum von etwa 20 bis 30 Jahren hinweg angebracht.


Bild: Gebertsham_27 jpg.:
die Gewölbeansicht mit den steilen Stichkappen

Die Gewölbedecke weist eine freigelegte und restaurierte Ornamentmalerei auf. Insgesamt 186 mehrfarbige Pflanzenornamente wurden als Wand- und Deckenmalerei entdeckt und von Josef Wintersteiger 1986 aus Kronsdorf in Leimstrappierungstechnik wiederhergestellt.


Bild: Gebertsham_7.jpg:

Ein gemalter Kreuzweg auf 13 Täfelchen auf der Rückwand des Innenraums. Die Brüstung der Empore weist an der Ober- und Unterkante ornamentale Verzierung in verschieden Stilen auf; die breiten ausfachenden Bretter sind selbst auf der Unterseite verziert.
Die im 18. Jahrhundert abgeschlagene Rippenfiguration der Decke beließ man zur Sichtbarmachung bewußt im grauen Fehlputzfarbton. Das Deckengewölbe ist fast noch tonnenartig, die Stichkappen der Fenster sind spitzbogenartig eingewölbt.


Bild: Gebertsham_8.jpg:

Der linke Flügel ist zweigeteilt; in seiner oberen Tafel ist die Rückgabe des vom Perserkönig Chosroes entwendeten Kreuzes dargestellt, unten die Ölbergszene;


Bild: Gebertsham_9.jpg.

Die reliefierte und teilweise vollplastische Kreuzigungsgruppe im Schrein selbst vor gemalter Rückwand, oben, auf dem Mittelteil des geöffneten Altars kann man den gemalten Hintergrund sehen. Der Kirchenführer beschreibt darin den Hinweis auf die Bauernaufstände.


Bild: Tisch_45.jpg:
die untere Tafel zeigt die Kreuzigung mit Simon von Cyrene, (nicht sichtbar die obere Tafel: Szenen aus der Passion)


Bild: Gebertsham_23.jpg: das Altardetail im Hintergrund


Bild: Gebertsham_25.jpg: Altardetail

Bild: Gebetsham_10.jpg: Der untere rechte Seitenflügel: halbplastisch geschnitzt die Kreuzigung mit Simon von Cyrene, (nicht sichtbar die obere Tafel: Szenen aus der Passion)

Bild: Gebertsham_26.jpg: Altardetail, etwas näher

Bild: Gebertsham_11.jpg:
die Rückseite des Altas zeigt eine in Kreisform beschriftete Tafel, die Seitenflügel sind mit 4 einfachen Einzeltafeln bemalt


Bild: Gebertsham_12.jpg:

In schräger Ansicht kann man die halbplastische geschnitzte Reliefierung und den gemalten Untergrund gut erkennen.

Die von außen sichtbaren vier Motive des Klappalters in geschlossener Form sind dem grafischen Werk von Albrecht Dürer („Kleine Kupferstichpassion“ 1512) entnommen.


Bild: Gebertsham_28.jpg:
Wandbemalung mit Christophorus

Bild: Gebertsham_29.jpg:
Wandbemalung

Bild: Gebertsham_30.jpg:
Wandbemalung- der Kampf mit dem Drachen

Alle diese Darstellungen gehören zu den Lieblingsthemen der bayerisch-österreichischen Volksfrömmigkeit vor dem Ausbuch der Reformation. Das Kirchlein wurde in seiner Innenausstattung vermutlich 1522 fertiggestellt, darauf weist die Zahl im Chorschluss hinter dem Altar hin.
Die kleine gotische Filialkirche Gebertsham stellt seit der Freilegung der Fresken ein seltenes und ganzheitlich vollkommen erhaltenes Kulturdenkmal Österreichs dar, das sich einreiht in zu St. Georg in Rottenham und St. Ulrich in Krakauhintermühlen (Steiermark).


Bild: Gebertsham_13.jpg: ein verwittertes Fenster mit Maßwerk


Glieder in der Folgekette:
http://www.kunstdirekt.net/Symbole/symbolvanitasstilleben.htm
http://www.chr.mergler.bnv-bamberg.de/bamberg/bamberg-bilder/bamberger-kirchen-bilder/dom-bilder/
veit-stoss-altar.jpg

http://www.montan-bz.it/fluegelaltar.html
http://www.uni-salzburg.at/.../seiten/15fl_altar1.htm
http://st-philomena-mission.ch/atelier.html
http://www.rotermond.de/jana/archiv/000202.html
http://www.joerg-sieger.de/isenheim/i_start.htm
http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/elsass/staedte/colmar/isenh01.htm
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.f/f539748.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Altar
http://www.kirchengemeinde-zellerfeld.de/Altar/altar.html


Sinnverwandte Lehrplanüberabeitung (Bayern)

Lz 9.4 Die Schüler sollen erkennen, dass die Lebensqualität (Wohnlichkeit eines Ortes) von der Situation (den Bauten, Straßen und Plätzen, ihrer Funktion und Gestalt und ihrer Einbettung in die Landschaft) bestimmt wird. ... und versuchen, zu wünschbaren Veränderungen eigene Vorstellungen zu entwickeln.
Entdecken von Veränderungen in Familiensituationen, Sozialveränderungen, das Spannungsverhältnis von Siedlungsraum und Naturraum...
Lz 9.5... Medien Kann man Fotos trauen? ....wie sehr die Grenzen zwischen Simulation und Wirklichkeit heute fließend geworden sind. Arbeitsbereiche...Portrait, Personen, Landschaft, Architektur, Objekte...
Privataufnahmen, Nachrichtenpresse, Werbung, Mode......Collage, Montage, Retusche; Bewusstes Verändern einer Situation in Aussage und Wirkung, Vertauschen, Entfernen, Hinzufügen, Vergrößern, Verkleinern von Bildteilen - Ändern von Hintergrund, Umgebung, Zeit, Farbe, Beleuchtung - Mimik, Kleidung, Frisur, Alter von Personen, veredeln, schönen, hässlicher machen...Prospekt, Cover, Pressefoto...

Untersuchen eines Motivs nach privat, spontan, inszeniert, Medienfaszination und Zeitgeschmack.....

Lehrplanzitat:

6.4 Kunst im Mittelalter: Ein Werk entsteht
Das Nacherleben der Entstehungsgeschichte eines Kunstwerks der Romanik oder Gotik kann den Schülern einen emotional geprägten Zugang zu den Menschen des Mittelalters erschließen, denen wir das Werk verdanken. Der Blick in die Klosterschreibstube oder Bauhütte des Hochmittelalters oder in die Malerwerkstatt des Spätmittelalters soll den Schülern eine anschauliche Vorstellung vom Lebenszusammenhang geben, in dem das Werk entstand und sie zur Wertschätzung handwerklicher und künstlerischer Leistungen mittelalterlicher Meister führen.
Betrachten: Ein Kunstwerk des Mittelalters – möglichst aus dem näheren Heimatraum (z. B. Kirche, Kathedrale, Burg, Flügelaltar, plastische Figur, Glasfenster)
Aspekte der Werkentstehung: Anlass, Auftraggeber, Arbeitsorganisation: Werkstatt, Bauhütte, die Arbeit am Werk: Planung und technische Realisation, Material und Werkzeug, Arbeitsteilung und Kooperation, die Gestalt des Werks, seine Funktion und Bedeutung damals und heute

Gestalten: Möglichkeiten bildnerischer Weiterführungen in anderen Themenkreisen, z. B.: plastisches Formen von Figurenkapitellen, Wasserspeiern oder eines Figurenportals (aus Ton, Gips oder Schaumbeton), Fertigen von Modellen (Bauten oder Bauteile aus Papier, Pappe oder Holz), Entwerfen von Glasfenstern (aus Farbfolien), Herstellen verzierter Buchdeckel für ein Evangeliar (Metallfolien- Prägearbeit)

GESTALTETE UMWELT

7.4 Erkunden und Erklären: Kunsthandwerk und Handwerkskunst
Im Zeitalter der industriellen Massenfertigung geht das Empfinden für kunsthandwerkliche Leistungen leicht verloren. Deshalb sollen die Schüler in ihrer Umgebung nach einem ästhetisch und handwerklich gut gestalteten Gegenstand suchen und dessen Fertigungsweise und Verwendung erkunden. Dazu sollen sie Leute befragen, die noch wissen und zeigen können, wie er einmal gemacht worden ist und welche Überlegungen und Planungen dazu notwendig waren. Dabei sollen die Schüler einen Einblick in (kunst)handwerkliche Berufe gewinnen und über das Verstehen der Herstellungsverfahren zu einer Wertschätzung ihrer Erzeugnisse kommen. Ihre Erfahrungen sollen die Schüler durch Fotos und erklärende Zeichnungen ihren Mitschülern weitergeben.
Schön gestaltete Gegenstände und Objekte, z. B. vom Weber, Schreiner, Drechsler, (Gold-)Schmied, Steinmetz, Instrumentenbauer

Betrachten: Erkunden örtlicher Beispiele, Befragen von Experten (Werkstattbesuch), Besuch eines Heimatmuseums, Gestalten: Dokumentieren der Objekte (Zeichnung, Foto), Fertigen erklärender Zeichnungen, Präsentation in einer Ausstellung


http://www.kunstlinks.de/material/vtuempling/tischerlebnisse/
Diese Datei ist als ein „Reiseweg zur Kunst“ beabsichtigt. Ich versuche, neben der sachlichen Beschreibung und Schilderung dieses Kirchenbesuches auch einige seitliche Bemerkungen zum kreativen Prozess an sich zu machen. Es waren immer Entscheidungen beteiligt in der zeitlichen Reihe zur Klärung eines Vorgangs, und Vereinbarungen bahnen sich an: Treffen, Objekte und Vorhaben, kleine Feiern, Linien, Fächer, Verknüpfungen, Gesamtstrukturen, Spreizungen...

Ich habe diesen zweiten Besuch von Gebertsham (*!*) gewidmet.

Reinhard von Tümpling, September 2005