Kunstlabor:
Ein Experiment mit Fingerfarben

von Reinhard von Tümpling

Für die vorliegende verwendeten Unterrichtsergebnisse aus dem Schuljahr 2006-2007 in der 5. Jgst. R5 HS Bayern liegen für die Veröffentlichung die Erlaubnisscheine der Erziehungsberechtigten real vor.

Ich gehe selbst davon aus, dass wir uns zuerst in sehr schnellen Zügen grobsensorisch orientieren und erst später durch Eigentätigkeit eine bildnerische Differenzierung vornehmen. Fingerfarben können neue bildnerische Ebenen eröffnen.


Bild: Experimente_28.jpg: eine Erfahrung bei meiner Kollegin A.W.-N.


Bild: Experimente_30.jpg: und ein kleines Ostergeschenk von P.


Bild: Experimente_31_2007.jpg: ein zufälliges Scanner-Ergebnis

 

Zum Speichern von Bildern und Schablonen:
Internet Explorer: rechter Mausklick auf die Abbildung - "Ziel speichern unter.." wählen.
Netscape: rechter Mausklick auf die Abbildung - "Verknüpfung speichern unter..." wählen.

Opera: rechter Mausklick auf die Abbildung - "Link speichern unter..." wählen.

 

Ich habe daraufhin beschlossen, einmal eine Stunde im Rahmen der Experimente mit käuflichen fertigen Fingerfarben zu versuchen.

 


Bild: Fingerfarbe_2.jpg: das Austeilen.....


Bild: Fingerfarbe_3.jpg: spielerische Verbindung mit Rohrschach


Bild: Fingerfarbe_4.jpg: recht selbstbewusst die Fläche gefüllt


Bild: Fingerfarbe_5.jpg: ebenso

Es stellte sich heraus, dass die Schüler keine bis unterschiedlichste Vorauserfahrungen und Vorgehensweisen hatten, um in einer Doppelstunde zu einem Bildergebnis zu kommen.

    • Genug Zeitungspapierunterlagen zur Sauberkeit nicht vergessen,
    • ...kleine leere Teelicht-Näpfchen haben zum Austeilen des Farbvorrates
    • ...eine Möglichkeit besitzen, die feuchten Bilder trocknen zu lassen
    • ...aufs Waschbecken aufpassen
    • ...auf die Kleidung und die Ärmel achten
    • ...die Farbe ist zähflüssig bis fast halbpastos und kann mit einer geschickten Drehwendung ausgegossen werden; ich habe sie trotzdem auch mit dem Teelöffel ausgeteilt
    • ...auf reine Farben im Teelicht-Näpfchen achten, nur reine Farben in die alten Näpfchen gießen

Ich habe diese Art zu Malen gewählt, weil ich keine figürlichen konkreten Themen stellen wollte, sondern eher darauf gespannt war, ob vorausgedachte Bilder zu erwarten sein könnten oder erst Ansätze dazu; -es hielt sich zuletzt die Waage. Einige Schüler schienen noch sehr das Mittel zu erproben und andere hatten bereits die fertige Bildidee und „spielten“ nurmehr recht souverän....


Kunsterziehung ist keine Mathematik, bei der auch die Schritte bewertet werden können. Ich bin nach Leichtigkeit und Geläufigkeit vorgegangen, nach formaler Strenge und dem Zufallsprinzip, nach der gefüllten und leeren Fläche, nach Formtrennung und Formvermischung, nach etwas regelmäßiger serieller Tupferei mit reinen Farben und ornamentalen Mustern, bzw. freier Anwendung und gemischten Farben ohne ins Grau abzugleiten.


Lehrplantext:

BILDNERISCHE PRAXIS

5.2 Werkmittel erkunden und erproben: Wir forschen im Kunstlabor

Die Schüler bringen aus der Grundschule unterschiedliche bildnerische Erfahrungen mit:

Was die einen schon erprobt haben, ist den anderen neu - eine gute Gelegenheit, nicht nur miteinander, sondern auch voneinander zu lernen: Schüler stellen an Beispielen ihre "Lieblingstechnik" vor und unterweisen in wechselnden Kleingruppen ihre Mitschüler in deren Handhabung. Neue Möglichkeiten im Umgang mit Farben und Formen, mit neuen Werkmitteln und Verfahren werden experimentierend erkundet und erprobt. Dabei sollen die Schüler aufmerksam werden für die Reize unterschiedlicher, auch ungewöhnlicher Materialien. Beim Betrachten der Ergebnisse sollen sie entdeckte und selbst erzeugte Materialwirkungen vorstellen, erklären und gemeinsam überlegen, wie die Früchte ihrer "Forschung" in origineller Weise für eigene neue Bild-Erfindungen und plastische Gestaltungsideen zu nutzen sind.

5.2.1 Erklären und Erproben neuer bildnerischer Techniken

Betrachten: Die "Lieblingstechnik" einzelner Schüler; Vorstellen selbst gestalteter Arbeiten,

Erklären der Herstellungsweise D 5.1.1- praktisches Erproben in Kleingruppen

Gestalten:

Nachvollzug der neuen Technik unter Beratung; Erproben der Werkmittel und Verfahren

Anwenden der Technik in eigenen Gestaltungsversuchen zu selbst gewählten Themen

5.2.2 Experimentieren mit neuen Werkmitteln und Verfahren

Gestalten: Untersuchen verschiedener Werkmittel, z. B.: Farbe, Tusche, Tinte, Beize, Stift, Kreide

Auftragen: z. B. durch Stupfen, Tröpfeln, Verblasen, Sprühen, Abklatschen, Durchreiben

Malen mit Naturfarben (z. B. Tee, Säfte); Modellieren mit Lehm; Anwenden in eigenen Gestaltungen; Betrachten: Die "Forschungsergebnisse"; Vorstellen und Erklären der eigenen Resultate (z. B. an einer Schautafel), Beschreiben der Wirkungen


Diese Farbauftragsweise gibt es es auch weiter oben in der neunten Jahrgangsstufe:

KUNSTBETRACHTUNG

9.3 Künstler gehen neue Wege: Tendenzen der Gegenwart

Künstler haben nach dem 2. Weltkrieg eine Vielfalt neuer Ausdrucksformen entwickelt, mit denen sie die traditionellen Gattungsgrenzen der Malerei, Grafik und Plastik überschreiten. Auf neuen Wegen knüpfen sie Verbindungen zur darstellenden Kunst, zu Musik und Tanz, gestalten begehbare Räume mit farbigem Licht und Klängen, setzen sie Zeichen im öffentlichen Raum, verpacken Gebäude, zelebrieren sonderbare Rituale und inszenieren Ereignisse, mit denen sie die Zuschauer auf neue Weise ansprechen, sie provozieren, ihre Wahrnehmung erweitern, sie zur Stellungnahme auffordern oder als Mitwirkende einbeziehen wollen.

In der Begegnung mit ungewohnten Ausdrucksformen zeitgenössischen Kunstschaffens (z. B. Pop Art, Happening, Performance, Concept Art, Land Art, Installation, Kinetik) gewinnen die Schüler Einblick in die Absichten der Künstler und die Wirkung ihrer Arbeiten und sollen die Bereitschaft entwickeln, sich interessiert und offen mit dem Ungewohnten auseinander zu setzen.

Aspekte zum action painting

Wer die Farben rein handwerklich noch anders verteilen will:

Man kann vielleicht den Begriff des „action paintings“ auch über die Wegführungen und den sinnfreien Klamauk begreifen, was aber so sicher nicht im Sinne Pollocks war. Begreifbar ist seine Arbeit aber sicher auch über das Schaffen in der New Yorker Lagerhaus-Atmosphäre.

 

 

Reinhard von Tümpling, im April 2007