Fenster
Eine Gemeinschaftsarbeit mit Meike Gieschen
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on Reinhard von Tümpling


Bild: Fenster_20.jpg
: Dieses Bild entstand in Hude, Ostern 2008.

Es war für mich ungewöhnlich und ich wartete nachts unruhig auf den Morgen. Der Regen prasselte gegen das Fenster, das Wasser rann die Dachziegel hinab und mich schauderte etwas zurück. Ich sah immer wieder auf die fahle vereinzelte Laterne vor dem Haus, deren Licht vom Wind zerzausten Busch unterbrochen wurde, die großen alten Bäume herum hatten noch kein Grün angesetzt und es war an Ostern noch kalt. Ich fand keinen richtigen Schlaf und ich wachte auf, ohne geträumt zu haben. Selbst zum Frühstück fühlte ich mich matt und es regnete immer noch etwas....

Aber ich sollte etwas sehr wichtiges für mich lernen. Nun.....

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Ich habe mit dieser Datei den Umgang mit Fenstern geschildert, die mir aus meinem Umfeld zukamen und die mich anmuteten. Der Blick aus dem Fenster meines Bezugsraumes bestimmt meine Lage von innen zum neuen äußeren Raum, den ich noch nicht kenne. Es setzt erkennendes Vergleichen voraus, bekanntes und unbekanntes voneinander zu trennen, gleiches anzunehmen und unbekanntes zu meiden, aber auch zu betrachten und sich anzunähern. Das Fenster gibt mir mit seinem Format aber auch zugleich ein Zeichen von Nähe und Ferne.

„Fenster führen von dem weg, der hinaus blickt“.


Bild: Fenster_ERS_sept_2008.jpg
: das geschenkte Bild einer guten Freundin...

Das älteste Vorbild:


Bild: Fenster_Süssi_2007.jpg
: recht bürgerlich, bescheiden, streng ordentlich, mit gepflegter Ordnung. Ich war aber unzufrieden und nahm das Fensterthema noch einmal auf. Mir war damals dieses „verschränkende“ Fenster hinterlassen worden und deshalb zitiere ich es kurz.



Bild: Fenster_50_2007.jpg
: ein geehrtes Fenster nach innen, auch als „Vor“bild .....

 

 

 

 


Bild: ERS_9_2008.jpg
:

Iich musste eine emotionale Struktur bearbeiten, und sah einen neuen überraschenden Horizont. Formal wirkte das Buch wie ein unbekanntes Fenster nach innen und ich musste mich aber inhaltlich damit beschäftigen. Das Problem der Nähe und Ferne, der Erreichbarkeit, des Angemessenseins, des Verstell-Effektes, des Respektes und vor allem des Mitgefühls und des Einfühlens wurden beschrieben. Ich werde dieses „Buchfenster“ noch näher durcharbeiten.

 

 


Bild: Fenster_MacCauley_1.jpg
: das statischeProblem des mittelalterlichen und auch des sakralen Fensters, bildnerisch zu empfinden

Bild: Fenster_MacCauley_2.jpg
: ebenso, ISBN 3-491-37452-9, siehe Amazon

Ein gotisches Fenster hat aus der Gegenwart betrachtet einen ganz anderen Erscheinungswert als ein einfaches zweckarmes Flachglasfenster.

Links:

Wir fassen es wahrscheinlich direkter und oberflächlicher auf wie der mittelalterliche Mensch, vergleichen in der Gegenwart betrachtend Bibeltextstelle, Bildwirkung und Wirkung; im Gegensatz zum gotischen Menschen, der nicht lesen konnte und der aber den Zauber dieser Fenster erkannt hatte.

Links:


http://de.youtube.com/watch?v=VQFYeHxtm_8&NR=1


Bild: Fenster_21.jpg
: ich sollte mich ein weiteres Mal auf eine Reise begeben.....

Bild: Fenster_22.jpg
: die Eisenbahnwaggontüre mit drei Durchgängen. Die Idee kam deutlicher hervor.

 

 

 


Bild: Fenster_09_Meike_2008.jpg
: mit Überraschung die Spiegelung zur Kenntnis genommen, und das Thema angerissen, ......“Reflexionen“.


Bild: Fenster_12_Meike_2008.jpg
: den Berliner Dom gespiegelt in den Bronze farbenen Scheiben des früheren Palastes der DDR.
 

 

Aus diesem Fenster-Thema heraus erwuchs eine Reihe von neuen Bildern und ich begann, geeignete Spiegelungen zu fotografieren.


Bild: Die Schaufensterscheibe
.........

Bild: Fenster_40.jpg
: der Laden........

 


Bild: Fenster_34.jpg
: die Spiegelung durch die Hütte, der Ausblick und Durchblick und die Spiegelung von Schorsch ...........


Bild: Spiegel_3.jpg
: .............
...Ich werde dieses angerisssene Thema „Abweisungen“ noch zu gegebener Zeit aufgreifen...


Texte dazu.....


Die benutzte Datenbank:


Bild: Fenster_45_Meike.jpg
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Bild: Fenster_46_Meike.jpg
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Bild: Fenster_47_Meike.jpg
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Bild: Fenster_48_Meike.jpg
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Bild: Fenster_58.jpg
: der Regenbogen

 

...........ab hier arbeiteten wir zeitgleich gemeinsam.....

 


Bild: Fenster_51_2008.jpg
: bei Regen....

Bild: Fenster_52.jpg
: dieU-Bahn anders, in Eile......

Bild: Fenster_53.jpg
: die U-Bahn in Berlin

Bild: Fenster_54.jpg
: der Einstieg in die alte Güterzuglokomotive

Bild: Fenster_55.jpg
: der Griff zum Fenster....



Bild: Fenster_59.jpg
: die benutzte Tischvorlage beim Schüler

Die Ergebnisse:


Bild: Fenster_69.jpg
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Bild: Fenster_70.jpg
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Bild: Fenster_71.jpg
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Bild: Fenster_72.jpg
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Bild: Fenster_73.jpg
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Bild: Fenster_78.jpg
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Bild: Fenster_79.jpg
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Bild: Fenster_80.jpg
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Links, Assoziationen:


Begriff und Umfeld zur Romantik:

(Quelle Lehrer-Uni-Karlsruhe)

von altfrz. romanz („in der Volkssprache“); davon „Roman“. Begriff „romantisch“ seit 1700 belegt in der negativen Bedeutung von „im Roman vorkommend“, also „also überspannt, zügellos, fantastisch“, daneben als Bezeichnung für ein bestimmtes Naturgefühl („malerisch, regellos, wildschön“). Von Fr. Schlegel auf die moderne, nicht-klassische Poesie ausgedehnt, von Novalis mit „poetisch“ gleichgesetzt.

Datierung:

1793 entdecken Wackenroder und Tieck in den Kunststätten Frankens die mittelalterliche Kunst und Religion als Gegenbild bzw. Vorbild der Gegenwart.

  • Frühromantik: Mittelpunkt Jena (Novalis, Brüder Schlegel, Tieck; unter dem Einfluss von Schleiermacher, Fichte, Schelling); Zeitschrift „Athenäum“ (1798-1800); theoretisch-spekulative Ausrichtung.
  • Hochromantik (ab 1805): Mittelpunkt Heidelberg (v. Arnim, Brentano, Eichendorff, Görres, Brüder Grimm); gegen Aufklärung und Klassizismus; Sammlungen des „Volksgeistes“: Volkslieder, Märchen, Sagen, Volksbücher Berliner Romantik (ab 1801): Mittelpunkt Berlin (Salon der Rahel Varnhagen von Ense; Brüder Schlegel; v. Chamisso, de la Motte Fouqué, Z. Werner, E.T.A. Hoffmann, v. Arnim, Brentano, Kleist). Spätromantik (nach 1820): Eichendorff, Mörike, Lenau, Heine.
  • Schwäbische Romantik (1810-1850): Uhland, Kerner, Schwab, Hauff.

Grundzüge:

Gegenbewegung zum Rationalismus der Aufklärung und zur Klassik. Versuch der Synthese irrationaler und rationaler Kräfte. Grundverfassung des Romantikers ist ein radikaler Subjektivismus: Die Kräfte des Gefühls, der Phantasie, des Unbewussten werden der rein rationalen Erfassung der Welt gegenübergestellt.
Streben nach Totalität, Einheit des Seins und infolgedessen Spannung von Alltagswelt und Unbedingtem: Vorstellung, dass der Mensch an der Unendlichkeit einer geistbestimmten Welt teilhat, die sich ihm chiffriert in aller Natur offenbart. Der rational bestimmte Mensch sucht und findet in seiner Entfremdung den Schlüssel zur wahren Einheit des Seins nicht, während sie der romantische Mensch (Kind, Liebender) „ahndet“, Aufgabe des Dichters (Künstlers) ist es, den Weg zu weisen, die Bindung an das Endliche zu überwinden. Das ganze Leben sollte „poetisiert“ werden. Das bedeutet: die Begrenzungen des irdisch-bedingten bzw. der Alltagswirklichkeit in Raum und Zeit zu überwinden; zu versuchen, ins Unendliche vorzudringen.
Zentralmotive der literarischen Romantik sind deshalb Entgrenzungsmotive:
- die "Sehnsucht", d.h. räumliches (Italien) und zeitliches (Kindheit, Mittelalter) Fernweh, Bewusstseinserweiterung, Allgefühl.
- "Wanderschaft, Reisen" (nach draußen oder nach innen: Phantasie, Traum, Magie, Wahnsinn). Vorstoßen in bisher unbekannte psychische Bereiche (Nacht, Traum). Chiffren der Entgrenzung: Fenster, Ruinen o.ä. und Naturbilder wie Wolken, Wald, Fluss, fernes Gebirge, Mondlicht usw.

Auch die Dichtung selbst ist Werden, grenzüberschreitend, "progressiv" (Schlegel: „progressive Universalpoesie“ ): Ablehnung einer normativen Poetik. Statt strenger Form Vorliebe für das Offene, Fragmentarische. Spiel mit Formen und Techniken. Freiheit, sich über alles, auch über die eigene Kunst in desillusionierend zu erheben (romantische Ironie). Überwindung der Grenzen der einzelnen Dichtungsgattungen; Aneinanderrücken der Künste (Dichtung, Malerei, Musik); Affinität von Kunst und Wissenschaft (aus der Beschäftigung mit dem Mittelalter erwächst die moderne Germanistik und Geschichtswissenschaft.

Schwärmerische Verklärung des Mittelalters: Idealbild einer geschlossenen Wertewelt als Gegenbild zur Gegenwart. Mythische Vorstellung eines schöpferischen „Volksgeistes“, der im Volkslied, Volksmärchen, Volkssagen usw. zu erfassen ist (Sammlungen!). Aus dem Bemühen, den ursprünglichen Volkscharakter wiederherzustellen, erwächst die "politische Romantik" (E. M. Arndt u.a.): Schaffung eines deutschen Nationalbewusstseins.

Themen:

Ausbruch aus der spießbürgerlichen Alltagswelt der „Philister“ (Erwerbsbürger); Problematik der poetischen Existenz in der Konfrontation mit der rational bestimmten Alltagswirklichkeit. Blick in die Abgründe des Seelischen ("Nachtseiten des Lebens"), in das Geheimnisvolle der Natur (Symbol bei Novalis: die „Blaue Blume“).

Dichter:

Durchweg aus wohlhabendem Haus; Akademiker; oft Professoren oder Staatsbeamte. Starker Zug zum Katholizismus: Friedrich und Dorothea Schlegel konvertieren (1808), Zacharias Werner wird in Rom Priester (1811); Rückkehr Brentanos in den Schoß der Kirche (1817); Novalis wurzelt in mittelalterlicher Mystik und Glaubenseinheit.

bevorzugte Formen:

Volks- und Kunstmärchen (Einheit von realer und magischer Welt)

Lyrik(Vorbild: Volkslied; scheinbare Einfachheit, aber virtuoses Spiel mit Klangreizen, Bildlichkeit, Darstellungsmittel: Synästhesie. Vielfach vertont

Roman

Drama (Tieck): Elemente des nicht-aristotelischen Dramas (anti-illusionistische Verfremdungen). Fragment als literarische Gattung; Vermischung der Gattungen (Lieder im Roman!).


Einschub:

Ich habe den Gegenstand „Fenster“ nicht nur als bauliches Detail an einem Haus verstanden, sondern auch als Sehweise begriffen, als verstellte und ausdrücklich verschränkte Sehweise, insbesondere das gegenüber den Begriffen „wollen, können, dürfen möchten“..., zwischen außen und innen, wie auch z.B. „Lust und Unlust“. Deshalb füge ich diese Stilleben hier mit ein, weil sie Verfügbarkeit versprechen und zugleich Abstand erzwingen. Jede Wohnung hat ihre kleinen geehrten Inseln, die unantastbar bleiben müssen.

Ich füge deshalb das Stillleben aus dem Schuljahr 2008-2009 hier hinein, weil es ebenso wie ein gestaltetes Fenster eine dieser betonten Inseln ist.

Bild: Stillleben_83.jpg
: TA


Bild: Stillleben_85.jpg
: Staffelung um die bildnerischen Probleme herum

Bild: Stillleben_86.jpg
:

Bild: Stillleben_87.jpg
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Bild: Stillleben_88.jpg
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Bild: Stillleben_89.jpg
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Bild: Stillleben_90.jpg
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Bild: Fenster_68.jpg
: Meike Gieschen, Boltenhagen November 2008


Als Kontrast........


Bild: Fenster_48.jpg
: Ingenieursbau, Gärtnerei, Dachfenster; auch hieraus lassen sich Ableitungen entwickeln


Bild: Fenster_49.jpg
:
Industriebau um das Problem der Wärmedämmung herum (Quelle: Süddeutsche, 08-2008) als völliger Verlust des Fenster und des Fenster-“begriffs“


Bild: Fenster_58.jpg
: Abend-Frieden


Bild: Fenster_60.jpg
: ein Kellerfenster

Reinhard von Tümpling, November 2008
gegengelesen: Meike Gieschen, Berlin
....und eine gute Freundin....

Nachgedanken:

Ich habe in dieser Datei versucht, „Entgrenzungen und Begrenzungen“ in einem zuversichtlichen Umfeld zu bearbeiten.....


Bild: Fenster_44.jpg
: in 2008, das neue Franz-Marc-Museum in Kochel am See

 

Rilke, Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.


Friedrich Rückert.

Du bist ein Schatten am Tage

und in der Nacht ein Licht;

Du lebst in meiner Klage

Und stirbst im Herzen nicht.

Wo ich mein Zelt aufschlage,

Da wohnst du bei mir dicht;

Du bist mein Schatten am Tage

Und in der Nacht mein Licht.

Wo ich auch nach dir frage,

Find' ich von dir Bericht,

Du lebst in meiner Klage

Und stirbst im Herzen nicht.

Du bist ein Schatten am Tage,

Doch in der Nacht ein Licht;

Du lebst in meiner Klage

Und stirbst im Herzen nicht.