St. Marien in Beeskow
von Reinhard von Tümpling

Ich habe Anfang November 2004 in dieser Fotostrecke mit einer Bekannten (*!*) St. Marien in 15848 Beeskow besucht und ich habe im Hinblick auf den Dom St. Marien in Fürstenwalde Ähnlichkeiten und Gleiches entdeckt.
Ich bitte, einen Bezug herzustellen:
www.kunstunterricht.de/material/vtuempling/marien
www.kunstlinks.de/material/vtuempling/dom
www.kunstlinks.de/material/vtuempling/gotik
www.kunstlinks.de/material/vtuempling/dom3
Dieser Beitrag ist zur Diskussion gedacht, zur Klärung vonÄhnlichkeiten und zur Schilderung des Vergleichbaren und soll auch als Reiseweg zur norddeutschen Backsteingotik angesehen werden.
Ich habe die Erlaubnis zur Verwendung der Bilder (Person bezogen).

 

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Das Portal: www.beeskow.de (eine schöne Seite)


Bild: beesko18.jpg:
die Lage an der Spree, der Bezug zu Fürstenwalde und zu Frankfurt/Oder, Bad Saarow und zum Scharmützelsee

Bild: beesko19.jpg
http://212.11.63.82/mapsgene/JVM001/a/
4b823678b7.gif?rnd=1104307205380

(Quelle Michelin, Beeskow)
   

Bild: beesko_1.jpg:
ein hochgezogenener Spitzbogen

Bild: beesko_2.jpg:
das Seitenschiff von Süden her,
der Oberlichtgaden mit zugemauerten Fenstern

Bild: beesko_3.jpg:
das kleine seitliche Stufenportal an der Südseite im angesetzten Seitenschiff, die verstärkenden Stützpfeiler und gestufte Fenster mit drei Lanzettbahnen

Bild: Beesko_4.jpg:
die Bewegung hin zum Chor, man erkennt in etwa das zusätzlich verstärkende Seitenschiff

Bild: Beesko_5.jpg:
ein Foto vom Foto: über einem Lehrgerüst wird mit Formsteinen ein Bogen gemauert

Bild: Beesko_6.jpg:
ein Foto vom Foto:
das stufenweise Hochmauern der Säulen

Bild: Beesko_8.jpg:
der Grundriss der Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert

Bild: Beesko10.jpg:
das schönste Bild

Bild: Beesko11.jpg:
der Blick auf die Seitenkapelle im Nordosten

Bild: Beesko12.jpg:
der Blick an den überzogen hohen und deshalb dickeren Pfeilern vorbei ergeben den Mangel an innerem Licht, das Licht konzentriert sich auf den Chor

Bild: beesko13.jpg:
das Gebäude hat eine quer laufende und stabilisierende Scheibenwand im Inneren zwischen Mittelschiff und südlichem Seitenschiff

Bild: beesko14.jpg:
der Blick über die Kapitell-Stümpfe des Deckenansatzes ins frei tragende Dach, der gedrückte Bogen wegen der Spannweiten, die Bemalung der Gurtbögen

Bild: beesko15.jpg:
derselbe Standpunkt, aber ins nördliche Seitenschiff

Bild: beesko16.jpg:
Das Stufenportal

Bild: beeskw_4.jpg:
der schräge Blick in die Dachkonstruktion des Mittelschiffs ergibt eine wunderschöne Gliederung

Bild: beeskw_1.jpg:
beim Rundgang der Blick von Südosten: man erkennt das zusätzliche Seitenschiff mit den rippenartigen Stützpfeilern

Bild: beeskw_6.jpg:
dies Bild zum Wandaufbau: die Obergaden-Zone und die zugemauerten Fensterbögen unterhalb eines gedrückten Bogens

Bearbeitete Textbausteine aus bereits gemachten Netzveröffentlichungen
Quelle: www.beeskow.de

1370 - 1380 Beginn des heute bestehenden Kirchenbaues
1448 Erste Erwähnung einer Orgel
1424 - 1454 Baupause
1511 Fertigstellung des Turmes mit Pyramide
1512 Erster Stadtbrand, Teile des Süddaches werden beschädigt
1513 Zweiter Stadtbrand, Turm und Kirchendach verbrennen
1515 Das Dach ist wieder gedeckt
1523 Der Turm wird wiederhergestellt
1612 Blitzeinschlag: Turmspitze und Teile des Kirchendaches werden beschädigt
1631 Raub des Kirchenschmuckes durch Kroatenregimenter
1632 Ausweißen der Kirche
1642 Schwedische Besatzung verursacht fahrlässig Feuer
1700 Blitzeinschlag: 5 Tote, 20 Verletzte
um 1700 zwei Pfeiler beginnen sich zu neigen
1724 Blitzeinschlag: Turmspitze verbrennt und stürzt ab
1759 Überstandene Beschießung durch Russen und Österreicher
1795 Auswechslung eines Pfeilers im Südschiff
1853 - 1863 Große Instandsetzung
1917 Drei Glocken verlassen die Kirche zum Einschmelzen
1925 Glockenweihe
1923 - 1933 Große Instandsetzung, Stiftung von Fenstern
24.4.1945 Die Kirche brennt total aus
1949 Einsturz der sieben Chorpfeiler
1949 - 1956 Sicherungsarbeiten, Turmgeschossdecken
1952 Einweihung des südlichen Seitenschiffes als Notkirche
1955 Die Kirche bekommt drei Glocken
1965 Zweimanualige Schuke - Orgel
1988 - 1989 Neudeckung des Notkirchendaches
1991 Beginn des Instandsetzung der Westfassade
1992 Turmuhr mit Schlagwerk, Fertigstellung der Westfassade
4.12.1992 Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Chorarkaden
1997 Absenkung des südlichen Pultdaches
1998 Neuerrichtung Dach über Langhaus und Chor mit Walm,


Dachentwicklung

1511 Vollendung des Kirchenbaus
1512 erster Stadtbrand - Teile des Süddaches brennen und werden noch im gleichen Jahr repariert
1513 zweiter Stadtbrand - das gesamte Hauptdach und die Turmspitze werden zerstört
1518 das Dach ist wieder hergestellt
1523 die Turmspitze ist wieder errichtet
1612, 1700, 1724, 1777, 1807, 1811 Blitzeinschläge verursachen Schäden an Dach, Turmspitze und Mauerwerk
um 1750 das Dach über dem südlichen Seitenschiff wird mit dem Hauptdach zusammengeführt, die funktionslos gewordenen Obergardenfenster werden geschlossen
25. Apr. 1945 die Kirche brennt total aus, sämtliches Inventar und die eben erst ausgelagerten Bestände der Staatsbibliothek vernichtet
24. Dez. 1949 ein Sturm bringt die 7 Chorpfeiler mit den zum Teil erhaltenen Gewölben zum Einsturz
1952 Notkirche wird eingeweiht
1956 Abschluss der Sicherungsarbeiten an den Mauerkronen außen, Einziehen der Turmgeschossdecken
1976 Sakristei erhält neues, flacheres Dach
1989 Notkirche wird neu eingedeckt
16. Apr. 1991 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beschließt den Wiederaufbau der St. Marien Kirche zu fördern
04. Dez. 1992 Grundsteinlegung für die Errichtung der Chorpfeiler und Arkaden
1998 das ursprüngliche Pultdach über dem südlichen Seitenschiff wird fertiggestellt, die Obergardenfenster werden wieder geöffnet und die Sanierung der Mauerkronen wird abgeschlossen
26. Aug. 1998 Stadtverordnetenversammlung beschließt Fördermittel aus den allgemeinen Sanierungsmitteln bereitzustellen
01. Okt. 1998 das Landesamt für Bauen, Bautechnik und Wohnen in Cottbus gab seine Zustimmung

Der Turm und das Kirchenschiff thronen über den Dächern der Stadt. Seit 1991 wird die Ruine rekonstruiert. Es handelt sich um eine vierschiffige gotische Hallenkirche mit Umgangschor. Die St. Marien Pfarrkirche zählt zu den größten Kirchen der Mark Brandenburg.
Die maximale Länge der Kirche beträgt ungefähr 60 Meter, ihre Breite fast 34 Meter und die Turmhöhe des Westturms bis zur Oberkante des Zinnenabschlusses über 47 Meter. Der bauliche Anfang liegt beim Chor, er wurde als einer der frühesten Hallen-Umgangschöre in der Mark um 1373-1433 errichtet. Die archäologischen, bauhistorischen und naturwissenschaftlichen Ergebnisse ergeben, dass die vorangegangenen Altarstiftungen zwischen 1373 und 1433 auf einen Vorgängerbau zu beziehen sind, der zum Zeitpunkt der Stiftungen offensichtlich vollendet war.

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1511 erfolgten der Bau des Langhauses und des Westturmes sowie die Einwölbung der gesamten Kirchendecke mit Stern- und Kreuzgewölben. Im Jahre 1511 sind schließlich "die Spitzen auf dem Turm gemacht". Doch die Freude an der schönen neuen Kirche sollte nicht lange währen. Beim großen Stadtbrand von 1512 wurde die Kirche vom Feuer heimgesucht, und im Jahre 1513 brannten der Turm und das Dach.

Dieses Feuer muss größere Schäden hinterlassen haben, denn mehrere westliche Gewölbefelder wurden mit einem charakteristischen spätgotischen Rippenprofil erneuert. 1515 waren das Dach und 1523 schließlich auch der Turm wiederhergestellt. Vorbild der Kirche war vermutlich die Kirche Sankt Marien und Sankt Nikolai zu Luckau.
Der berühmte Architekt und Denkmalpfleger Karl Friedrich Schinkel beteiligte sich als Leiter der preußischen Oberbaudeputation von 1834-1836 an der Restaurierung. Durch Kriegszerstörungen ist davon nichts mehr sichtbar. Die gesamte Innenausstattung verbrannte 1945, das südliche Seitenschiff wurde seit 1952 zur Notkirche ausgebaut. An der Nordseite des Chores befindet sich ein zweigeschossiger Sakristei- und Kapellenbau.

Über der Sakristei - heute ein kellerartiges Untergeschoss - liegt ein hoher gewölbter Kapellenraum, der ehemals von außen durch große Fenster belichtet wurde und zum Kircheninneren offene Bögen aufwies. Das Maßwerk der Außenfenster hat sich in der neuzeitlichen Vermauerung erhalten. Seine Bezeichnung als "Märtyrerchor" verdankt der Raum möglicherweise einer ehemaligen Altaraufstellung mit einem Allerheiligenpatrozinium.

Größte Länge: 61 Meter
Größte Breite: 33 Meter
Kleinste Breite: 20 Meter
Traufhöhe: 23 Meter
Ehemalige Firsthöhe: 37 Meter
Bis zu den Turmzinnen: 45 Meter
Ehemalige Turmspitze: 72 Meter

Ein Ergebnis der ersten Grabung war unter anderem die Freilegung älterer Feldsteinfundamente. Sie reichten nicht sehr tief in den anstehenden Boden, und die Feldsteine waren teilweise mit Lehm in den Fundamentgraben geschichtet worden. Da diese Fundamente nicht geeignet waren, ein massives Mauerwerk zu tragen, gehörten sie wahrscheinlich zu einer ersten kleinen Fachwerkkirche. In der Vorgängerkirche fand man einen Grabbau, der uns heute Rätsel aufgibt. Das Bauwerk war aufwendig aus Backsteinen gemauert und mit einer gewölbten Grabkammer versehen. Wahrscheinlich war der Bau ursprünglich ein Tumbengrab. Vieles spricht dafür, dass es sich um das Grab des 1382 verstorbenen Reinhard von Strele handelte.

Restaurierungsarbeiten

1934 wurden die Wandgemälde in der Sakristei wiederentdeckt und freigelegt. Sie sind zuletzt 1998/99 restauriert worden. Als sich zwei Wochen vor Kriegsende sowjetische Truppen von Norden der Stadt näherten, geriet der Kirchturm unter Artilleriebeschuss. Daraufhin brannte die Kirche gänzlich aus. Da alle Versuche scheiterten, mittels eines Notdaches die zunächst noch zu fast zwei Dritteln erhaltenen Gewölbe zu schützen, kam es am Heiligen Abend 1947 und im März 1950 zum Einsturz der Chorgewölbe mit insgesamt sieben Pfeilern.
Im unversehrten südlichen Seitenschiff konnte nach Abtrennung vom übrigen Langhaus 1953 eine Notkirche eingeweiht werden.
1956 wurde im Rahmen von Sicherungsarbeiten auch der Turmstumpf wieder begehbar gemacht. Seit 1955 ersetzen drei Stahlglocken das ursprünglich aus vier Glocken bestehende Geläut der Vorkriegszeit.

Seit 1976 wurden in Feierabendtätigkeit alle Dächer erneuert und die gesamten Mauerkronen gesichert. Dank einer ersten Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die zur Sanierung der Westfassade eingesetzt wurde, kann seit 1991 kontinuierlich am Wiederaufbau der St. Marienkirche gearbeitet werden. Bis 1998 wurden die Chorpfeiler mit Arkaden wieder errichtet, die Mauerkronen saniert, das Dach über der südlichen Abseite als Pultdach ausgeführt und die Obergardenfenster rekonstruiert.
1999 schließlich konnten die Langhaushalle und der Hallenumgangschor unter ein Dach gebracht werden.


www.beeskow.de/stadt2030
man beachte bitte die Schülerarbeiten des Gymnasiums!


Ich kopiere aus:
http://www.plechinger-bau.de/baugeschichte.htm einen Text zur Gotik mit ein (nachbearbeitet).
Die gotischen Kirchen wurden von einer "Bauhütte“ errichtet. Es war eine Gemeinschaft hochgeschulter Kräfte. Sie bewahrten, im Gegensatz zu den Zünften, ihre Freiheit und hatten ihre eigene Gerichtsbarkeit. Die technischen und künstlerischen Erfahrungen wurden als strenges Berufsgeheimnis gehütet. Kenntnisse über Festigkeitslehre gab es kaum, wohl aber hatte man ein Gefühl für Lasten und Dimensionen.

Die gotischen Kirchen stellen ein gut durchdachtes Steingerüst von Rippen und Säulen dar. Durch dieÜberbrückung mit dem Stützbogen ist man nicht mehr auf das Quadrat angewiesen. Die Säulen gehen aus einem Säulenbündel in das RippengewöIbe über und wechseln nicht wie in der Romanik in Größe und Form. Sie können zwar den senkrechten Druck, jedoch nicht den Schub aus dem Gewölbedruck aufnehmen. Dieser Schub wird außen über die Seitenschiffe hinweg von den Strebepfeilern aufgenommen.
Der Grundriß setzt sich aus einem nach Osten ausgerichteten drei- oder fünfschiffigen Langhaus und einem meist dreischiffigen Querhaus zusammen. Der Chor ist nicht erhöht und birgt unter sich keine Krypta mehr.

Im Innern sind die Hochschiffwände häufig dreigeteilt: unten die großen Arkaden, in der Mitte das Triforium, und darüber das Fenstergeschoß.

Eine weitere gotische Besonderheit in der deutschen Baugeschichte ist die Backsteingotik. Durch die Verwendung des nach dem Brennen kaum mehr bearbeitbaren Ziegelsteines, mußten die Baumeister weitgehend auf Schmuck verzichten. Das ergab große Wandflächen, so daß diese Bauten ruhiger und geschlossener wirken, als die Bauwerke, die aus Naturstein errichtet wurden.


Nachgedanken:
Ich bin zur Ansicht gekommen, dass die romanische Kirche vom Wesen her eher dem Schutzgedanken verpflichtet ist, wenngleich auch nur in den Anfängen und nicht in der eigenständigen Reinst-Form. Größere Spannweiten zur Gestaltung eines Gewölbes waren kaum möglich. Um eine Gemeinschaft von Gläubigen innerhalb der liturgischen Formen aufzunehmen, musste ein größerer Raum umbaut werden. Der "Raum"gedanke als der Liturgie zugehörig, beigeordnet oder gar übergeordnet trat verselbstständigt erst in der Gotik mit der bautechnischen Überhöhung des Gemeinschaftsraumes auf.


Ich habe dies Beispiel in meinem persönlichen Erleben wiedergefunden und ausgewählt, um die Gewinnung des Raumgefühls und dessen Vermittlung zu umschreiben und um das subjektiv wahrnehmbare Gefühl für "Raum" beschreiben zu können und abzugrenzen. Damit werde ich mich später noch beschäftigen.


Bild: cdf_12y.jpg: eine bildhafte Zusammenstellung zur Schilderung des Raumverständnisses...

Reinhard von Tümpling, Dezember 2004