Köpfe, Aspekte zu Arcimboldi

von Reinhard von Tümpling

Die Erlaubnisscheine der Erziehungsberechtigten zum Gebrauch der abgebildeten Schülerarbeiten in einer R7-HS-Klasse By liegen real vor.

Diese Arbeit entstand im zeitlichen Zusammenhang mit der Arbeit zu den Frisuren und aus der sehr warmherzigen Zusammenarbeit mit „Zi“, die ich nicht anders zitieren will und auch nicht darf.

Ich habe zur sinnähnlichen Weiterführung ein etwas verfremdenden Bild benutzt, das im Surrealistenkatalog (1975, München, Haus der Kunst) genannt wurde, und das auch als Vorläufer der surrealistischen Kunstrichtung angesehen wird.


Bild: Poyet der Erfinder Surrealismus.jpg:

 

 

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Die Unterrichtsvorbereitung:


Bild: Frisur_Zahn_1.jpg: eine Bastelei zum Thema Zahnräder- Kettenräder

Bild: Frisur_Zahn_2.jpg: meine eigene Vorstellung als OH-Folie

Bild: Frisur_Zahn_3.jpg: ebenso

Bild: Frisur_Zahn_4.jpg: Anpassung ans Format

Bild: Frisur_Zahn_5.jpg: der Blanko-Kopf

(Anm.: ohne die real durchgearbeitete Formschablone des angebotenen Gesichtes hätten sich keine Schüler mit diesem Thema beschäftigt, weil das „Gesicht an sich“ in dieser Altersstufe noch nicht im nötigen Maße präsent ist...)

 


Bild: Frisur_Zahn_10.jpg: Schülerarbeit, Bleistft, Fineliner, lasierende Tinte

Bild: Frisur_Zahn_11.jpg: dto.

Bild: Frisur_Zahn_12.jpg:

Bild: Frisur_Zahn_13.jpg:

Bild: Frisur_Zahn_14.jpg:

Bild: Frisur_Zahn_15.jpg:

Ich habe die fabulierende und fantasiereiche bildnerische Erzählweise der Schüler benutzt, um das Frisurthema des Kopfes weiterzuentwickeln und kam auf die Zeitdokumente zu Arcimboldi. Seine Allegorien zum Kopf – Stillleben sind wunderbar anschaulich-märchenhaft versunken gestaltet.

Links zu Arcimboldi:

Allegorie:

Etwas konzentrierter betrachtet, habe ich bereits zum Thema Stillleben gearbeitet:

Die einzelnen Bildzeichen der Früchte werden hier sinnvoll zu einem neuen Ganzen montiert. Die Schüler können dies hinreichend gut gestalten. Ich sollte mich aber auch ferner mit dem Übergang zwischen Karikatur und Grimasse beschäftigen, mit der andere schärfer betonte Bildaussagen möglich sind.


Zu Arcimboldi kam mir die Bekanntschaft mit Jutta Funda aus Esens-Bensersiel zugute, die ich ausdrücklich zitieren darf .....

Es ergab sich eine sehr freundliche und warmherzige Zusammenarbeit......

 

 


Bild: Seemaus_Taschenkrebs_2.jpg: eine gemailte Taschenkrebs-Zeichnung


Bild: Seemaus_Taschenkrebs_3.jpg: die eigene Durcharbeitung


Bild: Seemaus_Hummer_1.jpg: eine reine Objekt-Nachbearbeitung


Bild: Seemaus_Hummer_3.jpg: eine ursprüngliche übersandte Draufsicht


Bild: Seemaus_Hummer_4.jpg: ebenso


Bild: Seemaus_Hummi_3.jpg: die grafische Nachbearbeitung von Seemaus


Bild: Seemaus_Hummi_4.jpg:
Beleg für die sehr dichte Zusammenarbeit (hier: das Finden der reinen S/W- Urprungszeichnung)

Ich habe zur Verwendung von additiven Bildzeichen die Abbildung von SW-Fisch-Grafiken zur Datenbank in einem Schweizer Lernmittelverein (mit / ohne copyright) gesucht und gefunden unter:


Bild: Fisch_1_Weissfisch.jpg:


Bild: Fisch_2_Elritze.jpg:


Bild: Fisch_3_Forelle.jpg:


Bild: Fisch_4_Hecht.jpg:


Bild: Fisch_5_Weissfisch.jpg:

 

Ein Fragment aus dem Sommer 2006:

Bild: Fisch_1.jpg: die gegrillte Forelle....

Der seitliche Aspekt des Spielzeugs:


Bild: Fisch_2_Plastik.jpg: die Folie des Hintergrundes


Bild: Fisch_3_Plastik.jpg: das Spielmittel


Bild: Fisch_4_Plastik.jpg: ebenso.....


Die Schüler hatten nun die Aufgabe, anstelle von Haaren zum Gesicht Fisch-Bildzeichen zu verwenden.

Die Skizzen:


Bild: Frisur_Skizze_Fisch_1.jpg

Bild: Frisur_Skizze_Fisch_2.jpg

Bild: Frisur_Skizze_Fisch_3.jpg

Bild: Frisur_Skizze_Fisch_4.jpg

Bild: Frisur_Skizze_Fisch_5.jpg

Bild: Frisur_Skizze_Fisch_6.jpg

 


Die fertige Durcharbeitung:


Bild: Frisur_Fisch_1_2007.jpg:

Bild: Frisur_Fisch_2_2007.jpg:

Bild: Frisur_Fisch_3_2007.jpg:

Bild: Frisur_Fisch_4_2007.jpg:

Bild: Frisur_Fisch_5_2007.jpg:

Lasierende Füller-Tinte, Bleistift, Holzfarbstift, Fineliner

 


Nachträge zum Hummer

der etwas andere Hummer:

Wer mag, kann hierzu durchaus auf Jules Verne’s Roman basiertem Film mit James Mason zitieren: „20.000 Meilen unter dem Meer“, insbesondere die „Nautilus“

besser noch das opulente Maskenbildner- Spektakel mit Johnny Depp: „Fluch der Karibik“


Ich bin mir nicht sicher gewesen, ob ich dies Frisur- und Gesichts-Thema in seiner weiterentwickelten Form dem Surrealismus zuzordnen habe, habe es dann aber in der 7. Jgst eingebaut, weil ähnliche Ziele im Kern überstrichen werden und das Sachfeld vorbereitet wird.

HS (BY, 2004, neu)

7.1 Sehen, Abbilden, Veranschaulichen: Zeigen durch Zeichnen

Lernziele

Durch genaues Beobachten und Beschreiben der sichtbaren Erscheinung werden die Schüler angespornt, die Gegenstandswelt naturgetreu zu erfassen und darzustellen. An einfachen Objekten sollen sie charakteristische Erscheinungsmerkmale selbst entdecken und wiedergeben. Die Aufgabenstellung berücksichtigt dabei den individuellen Entwicklungsstand. In Bildfolgen sollen die Schüler lernen, Vorgänge zu schildern und den Ablauf in bildnerisch ergiebige Momente zu gliedern. Im Betrachten exemplarischer Beispiele (Bildgeschichte, Comic, bildliche Anleitung) gewinnen sie Einblick in gestalterische Möglichkeiten, zeitliche Abfolgen bildhaft zu veranschaulichen.

Lerninhalte

Sachliches Zeichnen einfacher Gegenstände und Dinge; Gestalten: Skizzieren und Zeichnen von Objekten; Lz.7.4, Erzeugen grafischer Strukturen, zur Charakterisierung von Oberflächen, erklärendes Zeichnen (evtl. uch mit Detail-darstellungen und erläuternden Texten); Betrachten: Beobachten und Beschreiben charakteristischer Erscheinungsmerkmale an konkreten Objekten und Gegenständen; Bilderfolgen (Vorgangsbeschreibung, Bildgeschichte, Comic)

Gestalten: Gliedern eines Vorgangs in charakteristische und bildwirksame Momente (Skizzen), Darstellen als Bilderfolge; Betrachten: Comics, bildliche Anleitungen (Gebrauchsanweisungen) Bilderzyklen in der Kunst

Das Thema lässt sich zuordnen unter By HS Ku Lz 9.1

Lehrplanzitat: 9.1 Neue Darstellungsformen erproben: Vom Abbild zur Abstraktion

Ausgehend von einer möglichst genauen Wiedergabe des Sichtbaren werden im Zeichnen und Malen nun Stufen des bildnerischen Abstrahierens erprobt. Übungen im zusammenfassenden Sehen und Darstellen führen die Schüler zu einer schrittweisen Reduzierung und Vereinfachung in Form und Farbe. In exemplarischen Werkbetrachtungen, welche die praktische Arbeit begleiten, sollen die Schüler entsprechende Stilmittel und Verfahrensweisen der modernen Kunst kennen lernen.

Gestalten: Zeichnen / Malen von Pflanzen und Gegenständen; Entwickeln einer Bildreihe in Schritten von der wirklichkeitsgetreuen Abbildung über zunehmend reduzierte Darstellungen zu abstrakten Zeichen (z. B. Bildsymbole, Piktogramme), freies Komponieren mit Farbklängen und abstrakten Formen, auch nach Anregungen durch die Werkbetrachtungen

Betrachten: Grafik und Malerei der Moderne, z. B. Pflanzenornamente des Jugendstils, Entwicklungsreihen (Mondrian: "Baumstudien", "Ingwertopf") Grafik des Expressionismus (Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff), kubistische Stillleben (Picasso, Gris, Braque)

Oder das BY Gym KU Lz 9.1.1 Gestalten des Sichtbaren: Abbild und Variation (ca. 10 Std); Bildnerische Praxis; ausgehend von den bisher verwendeten Verfahren der wirklichkeitsgetreuen Abbildung wenden sich die Schüler nun ausdrucks- und mitteilungsorientierten Darstellungsweisen zu. Im Abwandeln und Verändern gegenständlicher Motive und im Spiel mit Bedeutungen sollen sie neue Möglichkeiten erproben, ihre persönliche Sicht der Wirklichkeit bildnerisch zu veranschaulichen. Gegenständliche Motive, die Variationsreihen in verschiedenen Techniken und Darstellungsrichtungen begünstigen Darstellen z.B. von Verwandlungsbildern, Metamorphosen, Überzeichnungen, Übermalungen, Verzerrungen, Verfremdungen

Techniken: Zeichnen und Malen: ggf. auch Collagieren, Formen, Drucken, Mischtechniken Experimentieren mit verschiedenen Gestaltungsmitteln im Hinblick auf das Gestaltungsvorhaben; bildnerische Aspekte: verschiedene Darstellungsmittel und ihre Wirkung im Bild: Blickpunkt, Motivanordnung, Bildausschnitt, Größe, Beleuchtung, Technik; Erproben, Variieren und Optimieren; schrittweises Verändern der Darstellung, z.B. in kleinen Entwicklungsreihen Betrachten: ein Bildmotiv im Wandel der Stilepochen (> MB). z.B. (Selbst- Bildnis, Figur, Landschaft, Stillleben...


Ein weiterer Aspekt zu Arcimboldi:

Daniel Spoerris verspielte und subtile bis derbe Vanitas-Bilder, Objekte und Collagen reihen sich als Grenzerfahrung und Spurensuche ein....

(Die Goldschmiede-Gebrüder Sponholz waren bereits gewitzt genug, in einer bürgerlichen Zeitsituation Goethes und Caspar David Friedrichs ihre Figuren nur verhalten in den Kunstmarkt einzuschleusen).

Durchgesehene Literatur zu Spoerri:

Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf 2005, Herwig Guratzsch, Jüdisches Museum Rendsburg 2005, (ohne ISBN),

Auf der Suche nach Rethra, Die Prillwitzer Idole, Rainer Szczesiak, Mit einem Reisebericht von Daniel Spoerri, Schriftenreihe des Regionalmuseums Neubrandenburg Heft 39, ISBN: 3-939779-00-8 / 978-3-939779-00-1

Daniel Spoerri, Prillwitzer Idole, Kunst nach Kunst nach Kunst, Staatliches Museum Schwerin 2006, ISBN 3-86106-094-99.

Links:


Künstlerlexikon: Arcimboldi, Giuseppe, S. 4. Digitale Bibliothek Band 22: Kindlers Malerei-Lexikon, S. 314 (vgl. KML Bd. 1, S. 129), nachbearbeitet.

Arcimboldi, Giuseppe

* wahrscheinlich 1527 vermutlich in Mailand

† 11.7.1593 in Mailand

Des Malers Ruhm beruht auf seiner bizarren Kunst, aus Tieren, Blüten oder Gemüse, aus Gegenständen des täglichen Bedarfs oder Natursegmenten Porträts, Stilleben und Landschaften zu gestalten.

Die Entwicklung, die zu dieser Gestaltungsart führte, hatte schon vor Arcimboldi begonnen, wenn man an die mysteriöse Vorstellungswelt von Hieronymus Bosch oder an phantastische Allegorien Pieter Bruegels d. Ä. denkt.

Die Einordnung Arcimboldis in diesen geschichtlichen Ablauf läßt Größe und Bedeutung des Malers bewußt werden, dessen schöpferische Kraft sich nicht allein über Jahrzehnte, sondern sogar über Jahrhunderte hinweg als wirksam erwies.

Eine spätere Steigerung bildeten die Porträts Goyas, deren durchdringende Häßlichkeit nichts anderes als Mittel der psychologischen Entlarvung war und damit der schöpferischen Gestaltung eines Charakters diente. Dieser Umstilisierungsprozeß erreichte indessen seinen vorläufigen Höhepunkt im Surrealismus des 20. Jahrhunderts.

Die ersten Notizen über Arcimboldi finden sich in den Akten des Mailänder Doms von 1549-59, als er dort mit seinem Vater Biagio an Entwürfen für Glasmalereien arbeitete. 1562 taucht Arcimboldis Name erneut auf, diesmal im Zusammenhang mit seiner Berufung an den Hof nach Prag durch Kaiser Ferdinand I. Dort entwickelte der neue Hofmaler seinen originellen Stil, der ihm später auch die Wertschätzung von Ferdinands Nachfolgern, Maximilian II. und Rudolf II., einbrachte. So blieb Arcimboldi 26 Jahre lang als hochgeachteter »Hauskonterfetter« bei den Prager Majestäten. 1580 durch Bestätigung seines Erbadels und Erneuerung seines Wappens geehrt, gestattete ihm Rudolf II. 1587 die Heimkehr nach Italien. 1592 erhielt der Künstler vom Kaiser noch die nicht erbliche Würde eines Pfalzgrafen verliehen.

Arcimboldis Porträts aus Blumen, Früchten, Tieren oder Werkzeugen besaßen dem Zeugnis der Zeitgenossen zufolge oft eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit dem Original. Aber auch die wiederholt gemalten Allegorien der Vier Elemente oder der Vier Jahreszeiten beweisen seinen Hang zu abseitiger Originalität und raffinierter Karikatur. Aus einer solchen Serie stammt Der Frühling: Rosen und Rosenknospen bilden das Gesicht, Maiglöckchen die Zähne; das Ohr ist eine Pfingstrose, an der eine Akelei hängt. Weiter werden Lilie, Ringelblume, Chrysantheme, Maßliebchen, Veilchen, Kleeblätter, Erdbeeren, Kohlblätter und Löwenzahn zu Haar, Halskrause, Schulter oder Brustpartie verwendet. Die Feinheit der Details ist dabei ebenso erstaunlich wie der Gesamteindruck des Kopfes. Nicht minder großen Beifall fanden damals jene Porträts, die - ähnlich den von Arcimboldi geschaffenen Umkehrbildern - auf die Seite gestellt eine sogenannte »anthropomorphe Landschaft« ergaben.

Von den vielen, namentlich überlieferten Gemälden Arcimboldis blieb nur ein Teil erhalten. Doch auch dieses Wenige schon läßt die reiche Erfindungsgabe, eine unerschöpfliche Phantasie und den skurrilen Humor des Malers erkennen. Der Beifall der Zeitgenossen darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß Arcimboldi gelegentlich die Grenzen des Geschmackvollen weit überschritt. So kann man heute sein Phantastisches Porträt des Herodes (Venedig), das aus vielen kleinen Kinderleibern gebildet ist, nur noch mit geheimem Grauen betrachten. Trotz derlei Entgleisungen, die seine Zeit offensichtlich gar nicht als solche empfand, verdient dieser Manierist, der auch Ingenieur, Kostümzeichner und Musiker war, dank seiner Originalität und der überraschend modernen Züge seiner Kunst besondere Aufmerksamkeit.

 

Nachbemerkungen:

Zu diesem reizvollen Thema überraschte mich besonders die freundliche Art der genannten Zusammenarbeit.

Reinhard von Tümpling, im Januar 2007