Letztlich kam folgender Vorschlag in der Kunsterzieher-Mailingliste, der ein größeres Publikum verdient:

Hallo!

Ich habe gerade was ausprobiert und dachte, dass ich das mal weitererzähle:

Manche Schulen verfügen über Interaktive Whiteboards- also so was wie eine digitale Tafel. man bedient einen Computer mittels Stift direkt auf der Wand (muss sich also nicht mit Maus und Tastatur rumärgern). Der Vorteil: Internet, Bilder, Videos und alle anderen digitalen Quellen können eingespielt werden, markiert, bemalt oder beschriftet werden usw. - für den Kunstlehrer also irgendwie ganz interessant, ist doch die Maus-auf-dem-Tisch-rumschieben-und-auf-dem-Monitor-nachsehen irgendwie unhaptisch..
Nachteil: professionelle Whiteboards sind so teuer, dass dann häufig kein OHP / Tafel mehr angeschafft werden kann und Heizung und Licht ausgestellt werden müssen.

Jetzt kursiert im Internet eine verblüffend einfache Lösung, die in England bereits an vielen Schulen eingesetzt wird- das Wiimote Whiteboard.

Sind ein Beamer und ein PC vorhanden, lässt sich für ca. 50 Euros ein eigenes Whiteboard zusammenbasteln:

Man benötigt:

- USB-Bluetooth Controller für den PC
- Wii Remote (den Controller der Wii Spielekonsole- einzeln neu für 40Euros zu haben, bei eBay günstiger)
- Infrarot LED, Widerstand, Batterie und Schalter (oder kompletten Stift --> eBay)
- kostenlose Software

Das Prinzip:  Um dem Computer beizubringen, dass ein kleiner Stift an der Wand seine neue Maus ist, benötigt man ein Gerät, dass genau diese Bewegungen erkennen und interpretieren kann (Richtung/Geschwindigkeit...). Geeignet wäre z.B. eine Kamera- leider dauert die Verarbeitung des Videosignals in ein Steuerungssignal ein Quäntchen zu lange  Der Controller der Spielekonsole Wii von Nintendo verfügt über mehrer sehr sensible Sensoren, die Infrarotsignale empfangen und Bewegungen interpretieren können - und über eine Bluetooth Schnittstelle (damit schicken sich die Schüler im Unterricht auch Nachrichten von Handy zu Handy- kostet nichts und ist sehr schnell)..

Aufbau:
Der Controller wird schräg von der Seite auf die Projektionswand ausgerichtet. Der Beamer wird an den PC angeschlossen und projiziert das PC-Bild frontal auf die Wand. PC und Controller werden kabellos verbunden (eben per Bluetooth) und dann kann man mit einem speziellen Stift direkt auf der Projektion arbeiten.


Etwas genauer:
Der Gamecontroller der Wii  wird per Bluetooth über eine Software (Wiimote Connect 0.5) mit dem PC verbunden (Software starten, die Tasten eins und zwei der WiiRemote gedrückt halten und Connect drücken- warten bis der PC "connected" meldet). PC und Wii Controller sind jetzt verbunden- was fehlt ist der Signalgeber. Da der Controller Infrarotsignale sehen kann, benötigt man eine solche Lichtquelle. Tatsächlich genügt eine Kerze- die ist aber im Handling etwas unpraktisch. Bewährt haben sich spezielle Stifte (Infrared (IR) pen for Wiimote Whiteboard --> eBay), die man auch selber bauen kann.

Stift:
Man schaltet in Reihe: eine IR-LED (z.B. aus einer alten Fernbedienung), eine Batterie (1,5V),  einen Vorwiderstand (aber es geht auch eine Weile ohne, aber so 2 Ohm könnten klappen) und einen kleinen Tippschalter.
Ebenso kann man aus einer billigen LED Taschenlampe die Led ausbauen (kann man oftmals einfach rausziehen) und eine IR LED einbauen. Testen kann man seinen Aufbau, indem man die LED durch eine Kamera ansieht (Handy/DVKamera/DigitalKnipse)- hier sieht man dann ein violettes Licht. Sieht man es nicht, ist die LED falsch gepolt (--> umdrehen).
Alle Teile gibt es z.B. bei Conrad, Reichelt o.ä. (da kann man sich auch gleich nach einem Batteriehalter Ausschau halten). Wer technisch begabt ist, baut das alles in einen alten Edding ein- ich habe aber auch schon Stifte gesehen, deren Einzelteile mit Klebeband an einen Bleistift geklebt waren. Wichtig ist, dass die LED möglichst weit aus dem Aufbau herausschaut.
Im Internet werden z:T. Bastelsets verkauft- die sind insofern interessant, als sie besonders starke IR-LEDs enthalten.

Weiter geht's:
Jedesmal, wenn der Schalter gedrückt wird, leuchtet unsichtbar die LED und der Controller setzt den Mauszeiger an die entsprechende Stelle. Jetzt startet man das eigentliche Programm (Wiimote Smoothboard 0.4.6 -es gibt zahlreiche Alternativen, ich habe bislang nur das getestet). Das Programm steuert die Empfindlichkeit des Empfangs und es dient dazu, der Wiimote zu sagen, auf welchen Bereich der Wand geachtet werden muss -schließlich steht sie schräg zur Wand und kann nur ein verzerrtes Rechteck wahrnehmen. Man tippt also mit dem Stift in die Ecken der Projektion und gleicht so das verzerrte Rechteck des Controllers mit dem Rechteck der Projektion ab. Jetzt kann der PC über den Stift an der Wand gesteuert werden - man kann z.B. in einem Zeichenprogramm zeichnen, als wäre die Wand eine Tafel.
Ich selbst verwende ein Laptop, auf dem Windows Vista (ächz) eine Tablet-PC Software installiert hat- die erkennt meine Schrift und wandelt sie in PC-Schrift um- so kann z.B. mein Tafelbild abgespeichert werden und automatisch auf die Lernplattform geschickt werden. Ungemein praktisch ist auch, dass man direkt in Bilder reinmalen kann, mal eben ein altes Tafelbild oder Übungen rauszaubern kann oder die guten alten Folien ersetzen kann. Leider haben wir keine festen Klassenräume, so dass ich das System zur Zeit überwiegend im Kunstunterricht einsetzte.

Für Tüftler: Denkbar ist es eine 2. Wiimote zu installieren, die den Abstand zwischen Wand und Stift misst und so die Strichdicke variiert.- Ebenso fehlt noch eine gute Idee, wie die rechte Maustaste erkannt wird.

Nachteil:
1. Wenn das LED-Licht (z.B. durch den Körper) verdeckt wird, bricht das Signal kurz ab und die Linie wird nicht ganz durchgezogen - das sieht man aber ja sofort.
Inzwischen werden spezielle LEDs angeboten, die besonders gut mit der Wiimote funktionieren.

2. Je dunkler der Raum ist, umso besser.

3. Die Wiimote muss jedesmal wieder neu mit dem PC verbunden werden. Sie läuft auf Batterie- kann aber mit einem Lötkolben auch auf Kabelstrom (z.B. über den USB-Port des Laptops) umgerüstet werden.


M.