Klasse 6G - Thema: Das Buch vom Fliegen

Rahmenbedingungen

Der Unterricht in der Klasse 6 G war dreistündig. Von den 29 Schülern und Schülerinnen hatten alle bis auf eine Schülerin einen eigenen Computer zuhause. Sechs Schüler hatten bereits mit GIMP gearbeitet, ein Schüler mit Photoshop. Die Klasse arbeitete im Fach Englisch regelmäßig im Multimediaraum, so dass alle Schüler gute allgemeine Vorkenntnisse im Umgang mit dem Computer besaßen.

Das Klima in der Klasse war das gesamte Schuljahr hindurch sehr gut. Alle Schüler beteiligten sich immer mit viel Engagement am Unterricht. Als besonders positiv habe ich die gegenseitige Hilfsbereitschaft unter den Schülern empfunden.

Didaktische Überlegungen

Das Thema entwickelte sich aus den Überlegungen zu einer praktischen Arbeit, die mit digitalen Medien  zuerst einmal nichts zu tun hatte: Die Schüler sollten aus unterschiedlichen Materialen wie Holz, Pappe, Kunststoff, Metall ein möglichst verrücktes Flugobjekt bauen (Lehrplanbezug: Gestaltete Umwelt, Form-Erfindungen aus Realität und Fantasie). Der Gedanke, ein für das Fach Kunst durchaus klassisches Thema mit digitalen Medien zu kombinieren, schien mir zum einen reizvoll, zum anderen aber auch sinnvoll, da in der Vorstellung der Schüler ein Flugobjekt nicht nur möglichst verrückt aussehen, sondern auch fliegen können sollte. Selbstverständlich hätte sich dieser Anspruch auch ganz konventionell lösen lassen, indem man die Flugobjekte mit Schnüren an der Zimmerdecke befestigt hätte, womit das Thema beendet gewesen wäre. Der emotionale Bezug, den die Schüler während des Bauens zu ihrem Flugobjekt aufgebaut hatten und die anhaltende Begeisterung bestärkten mich allerdings zu einer weiterführenden Arbeit, bei der die Flugobjekte mittels Bildmontage am Computer zum Fliegen gebracht werden sollten und zwar indem man sie in verschiedene Landschaften einfügt. Jeder Schüler sollte mindestens zwei Montagen anfertigen und dazu eine Abenteuergeschichte schreiben. Wichtige Kriterien waren hierbei das Flugobjekt ausdrucksvoll ins Bild zu setzen sowie eine sinnvolle und ansprechende Verbindung von Text und Bild. Am Ende der Unterrichtssequenz sollte ein gemeinsames Klassenbuch stehen.

Unterrichtsverlauf

Als Vorarbeit hatte bereits jeder Schüler mit der Digitalkamera drei Fotos mit unterschiedlichen Ansichten von seinem Flugobjekt gemacht. Um später das Auswählen zu erleichtern, wurden die Flugobjekte vor blauem Hintergrund fotografiert.

PHASE 1                               (4 Unterrichtsstunden)

Als Motivation und um den Bezug zur vorangegangenen Arbeit herzustellen habe ich den Schülern gleich zu Beginn eine von mir angefertigte Montage eines Flugobjekts (eine Schülerarbeit) in einer Landschaft gezeigt. Die Schüler konnten schon während der Einführung mit den Bildern ihrer Flugobjekte arbeiten, da neues Bildmaterial in diesem Fall ein schwer zu vermittelnder Bruch und damit eher kontraproduktiv gewesen wäre. Auch die PHASE 2 machte hier wenig Sinn, da die Schüler sofort ihr Flugobjekt in eine Landschaft montieren wollten. Sie fiel zugunsten einer längeren PHASE 5 aus. Dennoch waren die ersten 4 Unterrichtsstunden ausschließlich der Einführung in das Programm und dem Ausprobieren gewidmet, da den Schülern noch keine Landschaften zur Verfügung standen und auch die Kriterien und die genaue Aufgabenstellung noch nicht bekannt waren.

PHASE 3 und 4    (2 Unterrichtsstunden)

Bei der Bekanntgabe des Themas und der Kriterien wurde die Verbindung von Text und Bild zwar erwähnt, aber nicht ausführlicher besprochen. Zuerst wurden verschiedene Möglichkeiten angesprochen, wie man die Flugobjekte ins Bild setzten kann, damit  eine abwechslungsreiche Folge von Bildern und der Eindruck von Bewegung entsteht. Die wichtigsten Aspekte die angesprochen wurden waren der Einsatz unterschiedlicher Größen und Ansichten, das Drehen des Fugobjekts und das Anschneiden.

Den Schülern stand eine Reihe von Landschaftsaufnahmen zur Verfügung, von denen sie einige auswählten und in ihren Ordner kopierten. Sie konnten auch eigene Landschaftsaufnahmen mitbringen. Dann entschieden sie sich für eine Ansicht ihres Flugobjekts und konvertierten alle Bilder mit einer Auflösung von 250 dpi ins GIMP-Format.

PHASE 5                               (8 Unterrichtsstunden)

Hier kamen alle in PHASE 1 geübten Anwendungen zum Einsatz. Zuerst wurde das Flugobjekt mit den Auswahl-Werkzeugen markiert, dann kopiert und in eine Landschaft eingefügt. Nachdem für das Flugobjekt eine eigene Ebene angelegt wurde, konnte es an die gewünschte Stelle im Bild bewegt, gedreht und in der Größe und Farbe verändert werden. Das Schreiben der Geschichte und die Bearbeitung der Bilder lief parallel.

Fertige Bilder wurden auf eine Hintergrundebene vereint und als JPEG-Formate exportiert.

Störende Ränder und kleine Fehler wurden am Ende mit Stempel-Werkzeug retuschiert.

Die Schüler die schneller fertig waren, arbeiteten am Titelblatt des Buches und kopierten die freigestellten Flugobjekte aller Schüler in ein Wolkenbild - eine anspruchsvolle und aufwändige Arbeit, die von den Schülern erstklassig ausgeführt wurde.

PHASE 6                               (4 Unterrichtsstunden)

Das Layout der Text-Bild-Seiten wurde im Programm Publisher erstellt. Einige Hinweise zur Erstellung von Text- und Bildrahmen und dem Einfügen der entsprechenden Dateien reichten aus, um damit arbeiten zu können. Der Vorteil dieses Programms ist, dass Text- und

Bildrahmen beliebig vergrößert bzw. verkleinert werden können und die Rahmen zueinander verschoben werden können, so dass sich Bild und Text relativ einfach miteinander kombinieren lassen. Die Kriterien für das Layout waren eine ansprechende Gestaltung, Übersichtlichkeit und gute Lesbarkeit von Text und Bild.  Die fertigen Seiten wurden ausgedruckt und zu einem Buch gebunden. In der letzten Stunde der Unterrichtssequenz wurden in einer abschließenden Schülerlesung einige Arbeiten vorgestellt und mit der Klasse besprochen.

Fazit                       (11 Unterrichtseinheiten / 18 Stunden)

Die Schüler waren über die gesamte Unterrichtssequenz sehr motiviert und hatten viel Spaß an der Arbeit. Sie kamen gut mit dem Programm zurecht und konnten schnell alle relevanten Arbeitsschritte ausführen. Manche Schüler arbeiteten zu einem späteren Zeitpunkt auch mit Werkzeugen, die im Unterricht nicht besprochen worden sind, wie zum Beispiel Pinsel oder Airbrush. Alle Schüler hatten einen guten Überblick über Ordner und Material, was bei der Fülle an Bildern nicht einfach ist und mit Sicherheit auf das regelmäßige Arbeiten der Klasse im Multimediaraum zurückzuführen ist.

Zu Beginn waren einige Schüler kaum zu bremsen, so dass öfters das Anlegen der Ebenen vergessen wurde und noch mal neu begonnen werden musste. Beim manuellen Skalieren der Flugobjekte vergaßen manche die Strg- und Alt-Taste gedrückt zu halten, so dass die Flugobjekte nicht proportional skaliert sondern verzerrt wurden. Da die Schüler beim Arbeiten lieber das ganze Bild im Blick hatten, wurde zu selten die Lupe eingesetzt, so dass man immer wieder daran erinnern musste.

Während der gesamten Unterrichtssequenz war viel Einzelbetreuung nötig. Vier Schüler, die bereits mit GIMP gearbeitet hatten, konnten als Helfer eingesetzt werden, so dass relativ zügig gearbeitet werden konnte. Positiv wirkte sich auch gegenseitige Hilfsbereitschaft der Schüler aus, die sich unter anderem darin zeigte, dass Schüler, die Unterrichteinheiten versäumt hatten, von Mitschülern erfolgreich in die neuen Arbeitsschritte eingewiesen wurden.

Das große Interesse der Schüler hatte meines Erachtens auch mit der vorangegangenen Arbeit zu tun. Die Schüler hatten ein emotionales Verhältnis zu ihrem Flugobjekt aufgebaut, das sich auf andere Art und Weise, aber ungemindert positiv, auf die Arbeit mit einem völlig anderen Medium auswirkte. Motivation fördernd waren sicher auch die von mir zur Verfügung gestellten Landschaften (Taifun, Feuerwerk u.v.m.), die ausreichend Erzählanlässe boten, was sich auch darin zeigte, dass kein Schüler eigene Landschaften  verwenden wollte.

Insgesamt entstanden in einer erstaunlichen Breite viele gute Arbeiten. Unterschiede zeigten sich in erster Linie bei der Arbeitsgeschwindigkeit und damit an der Menge der bearbeiteten Bilder und bei der Gestaltung des Layouts. Zahlreiche Schüler konnten sich im Vergleich zu vorangegangen Themen deutlich steigern. Festzustellen war, dass die unterschiedlichen Vorkenntnisse für das Endergebnis keine wesentliche Rolle spielten. Viele Schüler, die zum ersten mal mit GIMP gearbeitet hatten – darunter auch die einzige Schülerin die zuhause keinen Computer hatte - brachten sehr gute  Arbeiten zustande.

 

Bilder: